Monte Carlo: Walter Röhrl, 40 Jahre später
Der Autor erinnert sich gerne. Es war der 27. Januar 1987, es war ein Donnerstag. Die berühmte Rallye Monte Carlo war gerade vorbei. Der Italiener Massimo Biasion feierte im Martini Lancia Delta 4WD seinen ersten Sieg 59 Sekunden vor seinem finnischen Teamkollegen Juha Kankkunen. Dies aber nur, weil Kankkunen demonstrativ vor dem Ziel der letzten Prüfung angehalten hatte, um Biasion auf Geheiß des damaligen Teamchefs Cesare Fiorio zum Sieg hatte passieren lassen müssen. Mit einem Rückstand von 4:10 Minuten wurden Walter Röhrl und Christian Geistdörfer im für sie etwas unbeliebten, schwerfälligen Audi 200 Quattro bei ihrer letzten Rallye Monte Carlo Dritte.
Auf dem Weg zur Pressekonferenz von Audi im damaligen Beach Plaza Hotel in Monte Carlo führte der Autor in der sehr knappen Zeit im Aufzug ein kurzes Interview mit Röhrl. Das war damals sein Kernsatz: «Es war eine schöne Rundreise durch die französischen Seealpen», eine klare Aussage, was der Doppelweltmeister vom Audi 200 Quattro hielt. Bei der Pressekonferenz aber war der viermalige ‚Monte’-Sieger ganz Audianer und meinte: «Wir haben uns tapfer geschlagen. Der Audi 200 hat Potenzial.»
In diesem Jahr aber wurde der damalige Kernsatz Wirklichkeit. Anlässlich des 40-jährigen Jubiläums ihres ersten Sieges bei der Rallye Monte Carlo starteten die beiden wieder bei der Rallye Monte Carlo, wie 1980 wieder in Reims, wie 1980 wieder mit der Startnummer 10, die diesmal aber nicht am Fiat 131 Abarth, sondern an einem Porsche 911 SC klebte, diesmal aber starteten sie bei der Rallye Monte Carlo Historique.
Und dort ging es eher gemächlich zu, eine Sache, die dem 72-järigen Regensburger nicht ganz so schmeckte, was er auch zum Ausdruck vor dem Start der bekannten Prüfung «St. Bonnet le Froid» zum Ausdruck brachte. «St. Bonnet le Froid ist eine Prüfung, die ich normalerweise mit 130 km/h fahre, und nun ist es ziemlich hart für mich, diese nur mit 50 km/h fahren zu dürfen und dieses Tempolimit respektieren zu müssen», sagte er.
Er nahm seine Teilnahme an dieser Rallye von der lockeren Seite, wohl wissend, dass dabei nicht die Höchstgeschwindigkeit, sondern die Gleichmäßigkeit zählt und man sich an einen gewissen Schnitt halten muss. Für ihn zählten mehr der Olympische Gedanke «Dabei sein ist alles» und die Erinnerungen. «Was hier Spaß macht, ist, dass wir das die gesamte Rallye machen müssen», meinte Röhrl.
Er freute sich aber darüber, dass er alte Klassiker wie «Burzet – La Champ-Raphael» in der Ardèche, oder auch «St. Bonner le Froid» und nicht zu vergessen den berühmten «Col der Turini» wieder befahren dufte. Und auch das war wieder ein Highlight. Der «Col de Turini» wurde wie früher in der Nacht absolviert, in der berühmt-berüchtigten «Nach der langen Messer».
Das Ergebnis, das er früher nie akzeptiert hätte, spielte angesichts der Einstellung, Freude zu haben, keine Rolle. Von 249 gewerteten Teilnehmern wurden Röhrl/Geistdörfer nach 15 Prüfungen auf Gleichmäßigkeit 49, mehr eine Nebensächlichkeit.
Der Sieger war diesmal der Däne Henrik Bjerregaard im Ford Escort RS2000 MKII vor dem Spanier Rafael Fernandez Cosin im Lancia Fulvia. Bruno Saby, Monte-Sieger 1988 im Lancia Delta 4WD, erreichte im Renault 5 Alpine Platz vier hinter dem Spanier Juan Zorrilla-Hierro im VW Golf GTI.
Das Video: https://www.youtube.com/watch?time_continue=29&v=e0N8RfA1SZE&feature=emb_logo