Formel 1: FIA spricht Urteil

Latvala und Hirvonen wollen dritten Finnland-Sieg

Von Toni Hoffmann
Latvala gewann 2010 sein Heimspiel

Latvala gewann 2010 sein Heimspiel

Vizeweltmeister Jari-Matti Latvala wird beim «Grossen Preis von Finnland» der jüngste Fahrer der Geschichte, der bereits 100 WM-Läufe bestritten hat.

Die fliegenden Finnen des Teams Ford Abu Dhabi brennen auf den Start bei der Rallye Finnland (28. bis 30. Juli), dem achten von 13 Läufen zur Rallye Weltmeisterschaft 2011. Beide Werksfahrer rechnen sich beim schnellsten und spektakulärsten Event der Saison Chancen auf einen Heimsieg aus. Ein Triumph, den beide bereits einmal geniessen durften: 2009 gewannen Mikko Hirvonen und Copilot Jarmo Lehtinen die legendäre Highspeed-Hatz, 2010 sicherten sich ihre Teamkollegen Jari-Matti Latvala/Miikka Anttila den Erfolg. Beide gelten seit diesen Siegen in ihrer Heimat als Superstars.

Vizeweltmeister Latvala hat bereits am Start der diesjährigen Ausgabe einen Grund zum Feiern. Der 26-Jährige wird als jüngster Fahrer überhaupt die Marke von 100 WM-Starts erreichen. Ein Sieg wäre dem frisch gebackenen «Zenturio» allerdings noch wichtiger als der statistische Meilenstein in seiner Karriere. Teamkollege Hirvonen, ganz in der Nähe des Rallye-Zentrums Jyväskylä zuhause, möchte sich mit einem Erfolg in seiner Heimat seinen 31. Geburtstag versüssen, der am Sonntag nach der Rallye ansteht.

Die Gesamtdistanz der Wertungsprüfungen liegt unter dem Saisondurchschnitt, doch die extremen Geschwindigkeiten und die legendären Sprungkuppen machen diesen Lauf zu einem der intensivsten und anspruchsvollsten überhaupt. Die Streckenführung am Samstag wurde gegenüber den Vorjahren erheblich verändert, sodass die zweite Etappe für die meisten WM-Piloten Neuland bedeutet. Unverändert bleibt jedoch der Charakter der Rallye Finnland: Enge, technisch anspruchsvolle Passagen wechseln sich mit ultraschnellen, relativ breiten und ebenen Schotterstrassen ab. Die Highspeed-Achterbahnfahrt wird gewürzt durch atemberaubende Sprünge, bei denen die «Landebahn» oft erst während des Fluges einzusehen ist. Mut und Präzision sind hier ebenso unverzichtbar wie extrem akkurate Ansagen der Beifahrer, damit die Piloten ihre Fahrzeuge vor dem Abheben perfekt positionieren können. In der 60 jährigen Historie der Rallye gelang es nur sieben Nicht-Finnen, diesen unvergleichlichen Lauf zu gewinnen.

Der aktuelle WM-Zweite Hirvonen weiss um die hohen Erwartungen seines Heimpublikums. «Die Rallye Finnland ist etwas Besonders. Die Anfeuerung durch Familie, Freunde und Fans macht mich noch heisser auf den Sieg. Ich empfinde das als sehr positiven Druck», betont der noch 30-Jährige. «Die neuen WP sehen interessant aus. Ich bin einige der Strecken 2001 und 2002 in der finnischen Meisterschaft gefahren, aber ich habe sie natürlich nicht mehr detailliert im Kopf. Vielleicht erkenne ich beim Abfahren einiges wieder. Ein Heimsieg wäre extrem wichtig – für unsere Fans, aber auch für meine Chancen in der Fahrerwertung.»

Teamkollege Latvala absolvierte im Vorfeld der Rallye genau wie Hirvonen zwei Testtage in Finnland und zeigte sich vom Ford Fiesta RS WRC beeindruckt. «Das Auto fühlt sich im Saisonverlauf immer stabiler an und vermittelt auf den schnellen Pisten und bei Sprüngen ein tolles Gefühl», beschreibt der jüngere der beiden Werkspiloten. «Bei dieser extrem schnellen Rallye musst du als Fahrer dein Limit kennen und vernünftig bleiben. Du solltest am Steuer keine Angst haben – aber du musst wissen, wann etwas Respekt angebracht wäre, weil du dadurch deine Limits erkennst. Durch die hohen Geschwindigkeiten wirkt sich jeder Fehler massiv aus. Um hier zu gewinnen, musst du von der ersten bis zur letzten Kurve perfekt fahren. Wir sind auf den schwierigsten Schotterstrecken der Welt unterwegs, da denkst du über jede Linienwahl und die Bremspunkte vor den Sprüngen doppelt und dreifach nach. Wie der ideale Sprung aussieht? Auf jeden Fall nicht zu hoch. Und das Auto sollte immer gleichzeitig mit allen vier Rädern landen, wie eine Katze auf ihren Beinen. Das erfordert eine noch höhere Konzentration als alle anderen Rallyes.»

Traditionell bildet das Messegelände «Paviljonki» in Jyväskylä das Rallye-Zentrum. Die neue Route führt das Feld in den Süden von Lahti, wo einige WP gefahren werden, die seit den 1980er-Jahren nicht mehr zum WM-Programm zählten. Den Auftakt zum achten Saisonlauf bilden am Donnerstag drei WP in der Nähe von Jyväskylä, darunter die beliebte Prüfung «Laajavuori» rund um das Skisprung Stadion. Am zweiten Tag geht es am Westufer des Päijänne-Sees vorbei. Die Wertungsprüfungen liegen etwa 80 Kilometer nördlich der Hauptstadt Helsinki. Nach einem Tank-Service in der Wintersport-Metropole Lahti und einer Zuschauerprüfung auf der Trabrennbahn Jokimaa zieht der Tross zurück nach Jyväskylä am Ostufer des Sees. Am Schlusstag finden bei den westlich des Rallye-Zentrums gelegenen Städtchen Keuruu, Korpilahti und Petäjävesi jene WP statt, die den WM-Piloten aus den Vorjahren gut bekannt sind. Die 21 WP umfassen eine Distanz von zusammen 314,39 Kilometern bei einer Rallye-Gesamtlänge von 1.355,21 Kilometern.

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