Monte Carlo: VW-Piloten mit unterschiedlicher Taktik
Die drei VW-Werkspiloten in ihren neuen Anzügen (von links) – Sébastien Ogier, Jari-Matti Latvala, Andreas Mikkelsen
Volkswagen-Motorsportdirektor Jost Capito und Weltmeister Sébastien Ogier waren einer Meinung. «Monaco ist ein Spielerparadies. Ist irgendwie logisch, dass die Rallye Monte Carlo immer auch vom Glück abhängt», sagte Capito bei der Präsentation des 2015er Polo R WRC in Wolfsburg. Und sein schnellster Angestellter fasste zusammen: «Die Rallye Monte Carlo ist immer eine große Lotterie.»
Entscheidender Faktor dabei: das Wetter. Bei den Testfahrten im Dezember und Anfang dieser Woche erlebten Ogier und seine Teamkollegen Jari-Matti Latvala und Andreas Mikkelsen zwar nahezu allen erdenklichen Fahrbahnzustände. «Aber wenn während der Rallye die Anteile von trockener Straße, Schnee und Eis ganz anders sind, musst du doch wieder improvisieren», sagte Ogier
Der in Gap geborene Franzose hofft deswegen auf einen kleinen Heimvorteil. «Erstens werde ich nicht wieder wie letztes Jahr den Fehler machen, meinen Vater nicht nach seiner Wetterprognose zu fragen. Und zweitens kenne ich einige der Straßen der Prüfungen vom Samstag aus meiner Jugend. Dort habe ich zu Beginn meiner Rallyelaufbahn trainiert. Bin mal gespannt, wie sich das im Polo R WRC anfühlt.» Sein Gedächtnis auffrischen darf Ogier allerdings – wie alle Konkurrenten auch – erst im Rahmen des offiziellen Trainings.
Nach einigen hundert Kilometern im Testauto hat sich Ogier längst an die jetzt wieder erlaubte Schaltung per Lenkradwippe gewöhnt. Schließlich kennt er sie aus früheren Autos. «Beim Testen habe ich öfter zwischen dem 2014er und dem 2015 Auto gewechselt. Da habe ich gelegentlich zu einem Schalthebel gegriffen, der nicht mehr dar war», gab er lachend zu.
Während Ogier in erster Linie das Duell mit Rückkehrer Sébastien Loeb (Citroën) um den Sieg im Visier hat, denkt Teamkollege Jari-Matti Latvala taktisch. «Die Monte ist die schwierigste Rallye des Jahres. Um hier gegen die beiden Sébs zu gewinnen, müsste ich ein sehr, sehr hohes Risiko eingehen», analysierte der Finne. «Ich peile deswegen nur einen Rang unter den Top-3 an. Dann habe ich auch für die Rallye Schweden die bessere Startposition.»
Überhaupt erwartet Latvala für die Saison 2015, wenn der jeweilige Tabellenführer an den ersten beiden Tagen jeder Rallye als Erster starten muss, mehr Strategie als in der Vergangenheit. «Es gibt Rallyes, zu denen zähle ich Schweden hinzu, die kannst du unter normalen Bedingungen nicht von Startposition eins gewinnen. Man muss sich also häufiger genau überlegen, ob sich der riskante Kampf um einen Sieg wirklich lohnt, wenn man dafür für die nächste Rallye im Nachteil ist.»
Zumindest bei der Rallye Monte Carlo macht sich der dritte VW-Pilot Andreas Mikkelsen, der offiziell in einem zweiten Team startet, noch keine Gedanken um den Sieg. «Letztes Jahr wurde ich Siebter, jetzt will ich unter die Top-5 kommen.» Auf keinen Fall soll es für den Norweger, der aus logistischen Gründen bei den ersten Rallyes noch mit dem 2014er Polo R WRC fahren wird, laufen wie bei der persönlichen Monte-Carlo-Premiere 2011. «Damals sind wir nach 800 Metern ausgefallen.»
Was Beifahrer Ola Fløene, schon damals im Skoda Fabia S2000 an der Seite von Mikkelsen, so nicht stehen lassen wollte. «800 Meter wäre schön gewesen. Feierabend war nach exakt 365 Meter.»