Argentinien: Rallye Australien hat bereits begonnen
Living in a box – Hyundai ersetzt bei Überseerallyes die sonst zweistöckige Teambasis durch einfache Frachtcontainer
Drei Rallyes im WM-Kalender finden – von Europa aus gesehen – in Übersee statt: Mexiko, Argentinien und Australien. Bei diesen Veranstaltungen verzichten die Teams auf den zum Beispiel in Deutschland, Spanien oder Italien üblichen, sehr aufwändigen Aufbau des Teambereichs mit schicken Sattelzügen und teilweise zweistöckigen Glaspalästen.
Aber auch das reduzierte Equipment hat es in sich – und geht auf eine neunmonatige Weltreise. Anfang Februar haben die Teams ihre Ausrüstung auf Schiffe verladen und Richtung Mexiko auf die Reise geschickt.
Hyundai ist mit rund 50 Tonnen dabei. Volkswagen verschifft acht 40-Fuß-Container, einer davon als Büro für die Teamleitung ausgebaut, ein zweiter beherbergt eine voll funktionsfähige Küche. Auf der Liste mit rund 100 Tonnen Material finden sich neben Felgen, Karosserieteilen und Windschutzscheiben auch vier Trainingsautos und ein Transporter. Ford hat sogar neun Trainingsautos im Gepäck. Kunden wie zum Beispiel Martin Prokop haben bei Cheflogistiker Ashley Fowler Stauraum gebucht.
Von Mexiko reiste die Fracht wiederum auf dem Seeweg nach Carlos Paz zur Rallye Argentinien. Von dort aus geht es weiter nach Australien, bevor die Container im November zurück in den Teamzentralen in Hannover (Volkswagen), Alzenau (Hyundai), Paris (Citroën) und Cockermouth/England (Ford) sind.
Besonders die Etappe von Argentinien nach Australien ist ein Albtraum für die Logistiker. Die Gesundheitsbehörden down-under sind die strengsten weltweit und machen keinen Unterschied zwischen einer Ladung Kaffee und Containern voll mit Rallyeautos und Ausrüstung.
Besondere Sorgen bereitet den Offiziellen der Erreger der für Rinder gefährlichen Maul- und Klauenseuche. Dummerweise fühlt der sich in argentinischer Erde so richtig wohl.
«Deshalb müssen wir das komplette Equipment noch in Carlos Paz praktisch klinisch rein kriegen», erklärt Volkswagen-Logistiker Lutz Meyer. Schon am Freitag haben die Mechaniker begonnen, die Trainingsautos teilweise zu zerlegen und akribisch zu putzen. Das Innere der Container wird mit Druckluft, Staubsauger, Reinigungsmitteln und notfalls sogar Pinseln bearbeitet. Zum Abschluss werden die Stahlkisten mit einem Insektenvernichtungsmittel begast und dann versiegelt.
Nächste Station: Quarantänebereich des australischen Überseehafens Brisbane. Finden die Inspektoren dort nur den kleinsten Erdkrümel, wird’s kritisch für die Weiterreise des Materials zur Rallye in Coffs Harbour.
Zusätzlich zur Seefracht reisen die Teams mit jeweils vier bis zehn Tonnen Luftfracht nach Mexiko, Argentinien und Australien. Auch die Rallyeautos erreichen die Überseerallyes «just in time» per Flugzeug.