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Ligier in Le Mans: Wiedergeburt einer Legende?

Von Yörn Pugmeister
Guy Ligier ist zurück in Le Mans. Ein cleverer Finanzier und Rennwagen-Hersteller bedient sich des Mannes und seines Namens.

Guy Ligier - ein alter Mensch, gut über 80. Verblasst ist sein Ruhm als Rugbystar, Rennfahrer, Rennstallbesitzer, Konstrukteur und Fabrikant von Kleinstwagen. Was immer noch zieht in der Motorsportwelt ist ein Begriff: Ligier. Ein cleverer Finanzier und Rennwagen-Hersteller bedient sich des Mannes und seines Namens. 

Jacques Nicolet ist ein reicher Franzose. Er hat mit einem Immobilien-Imperium viele Vermögen gemacht. Und: Jacques Nicolet war immer schon fasziniert vom Motorsport, von Rennwagen und von der dröhnenden Welt an den Pisten. In den Jahren 2001 bis 2006 fuhr er in historischen Mobilen um Meisterschaften, 2007 begann er seine Le Mans-Leidenschaft zu pflegen, aktiv für sieben Jahre in diversen Mobilen. 2008 erwarb er alle Konstruktions-Rechte von Henri Pescarolo und gründete 2009 OAK Racing. Von da an eroberte Jacques systematisch die Welt der Langstreckenrennen, anfangs mit OAK Racing, ab 2012 auch mit seiner Konstruktionsfirma Onroak Automotive. «Meine Konstruktionsfirma habe ich aufgebaut wie in grosses Puzzle – derzeit bin ich in der letzten Phase seiner Zusammenstellung». Nicolet bewies anfangs mit dem Bau und der Weiterentwicklung des Morgan- Nissan die Fähigkeit seiner Konstrukteure, im Bereich Sport-Prototypen ein Wort mitzureden. Der Bau des aktuellen Ligier JS P2 ist der Beweis, dass Onroak jetzt unabhängig und ganz oben angekommen ist.

Wege zum bedeutenden Rennwagenkonstrukteur

Ein toller Name gehört zu grandiosen Projekten, das war dem cleveren Nicolet schon immer klar. Es genügte nicht, sich in Italien eine Fabrik für Hightech Komponenten zu kaufen, ein inhaltsvoller Name musste her für die geplanten, neuen Rennwagen. Und da gab es den guten, alten, harmlosen Guy Ligier, der sich gerne noch einmal aus seiner Pensionärs-Starre holen ließ. Er brachte reichlich Tradition mit, mehr Erinnerungen als ein wahres Erbe, immerhin aber den Klang unvergesslicher Namen aus seinen großen Zeiten: JS 1 und JS 2, zwei GT-Sportwagen, gebaut von Michel Tetu Ende der sechziger Jahre. Dann das Flair des unvergessenen JS 5, des von Gérard Ducarouge konstruierten Formel 1, einst am besten pilotiert von Jacques Laffite und viele Jahre später erworben von….Jacques Nicolet.

Onroak hat allerlei vor in den nächsten Jahren: Man wird weiter an den Morgan LMP2 arbeiten, als Schwergewicht aber man wird den Ligier JS P2 weiter entwickeln –dafür gibt es besondere Pläne: spezielle Kits für die verschiedensten Rennstrecken mit mehr Komfort und Sicherheit für den Piloten. Geschehen soll das mit Testpilot Alex Brundle.

Experimente, Exportpläne und Konkurrenten

Geplant sind Versuchsreihen, bei denen die verschiedensten Komponenten verbaut werden sollen- der JP S2 dient dabei als rollendes Labor. Drei verschiedene Motoren werden probiert, der Honda HPD, der Judd und natürlich weiterhin der bewährte Nissan. Drei Reifenhersteller dürfen mitmachen- Continental, Michelin und Dunlop. Für den Export in die USA kommt nur der geschlossene Ligier JP S2 in Frage – man erwartet sich auf Grund seines günstigen Preises ein gutes Geschäft. «Ich habe eine ganze Menge Ideen und Pläne in der Pipeline, aber ich habe noch nicht auf den Startknopf gedrückt».

Nicolet denkt über den Bau eines Ligier LMP1 nach, obwohl er weiß, dass ein solcher Bolide kaum verkäuflich sein wird. Einen LMP1-L wird er nie bauen – auch an einem solchen Projekt sieht er kein Potential. Einen Ligier GT kann er sich vorstellen – erst in ganz weiter Ferne.

Denn: Er ist ziemlich intensiv damit beschäftigt, seine Konkurrenten auf dem Prototypen-Markt im Auge zu behalten. Einen schönen Überblick verschafft ihm schon die Starterliste von Le Mans 2014. Da stehen stolz und bewährt sieben Mobile von Oreca. «Mit denen und ihrem Chef Hugues de Chaunac kann und will ich mich noch nicht messen». Nicolet gibt sich da sehr bescheiden, obwohl aus seiner Brut auch vier Morgan und drei Ligier parat stehen. Die drei Zytek allerdings nimmt er wenig tragisch, die einsame Alpine erst recht nicht, wissen deren Direktoren Bernard Ollivier und Philippe Sinault heute nicht, wie es 2015 weiter gehen soll.

Einer aber, der Älteste im ganzen Prototypen- Zirkus, ahnt offenbar, wie es weitergehen soll: Guy Ligier. Mit zitternden Greisenlippen sass er da, murmelte dauernd tonlos vor sich hin, zitterte ein bisschen, wenn sein Name fiel und stammelte, als man ihm ein Mikrofon reichte, ganz verhalten: «Le Mans hilft mir dabei, nicht zu altern».

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