Matthias Walkner: Warum die Dakar so gefährlich war
Matthias Walkner
Red Bull KTM-Werkspilot Matthias Walkner hat die Dakar Rallye in den letzten vier Jahren auf den Plätzen 2, 1, 2 und 5 beendet und zeigte sich schwer beeindruckt von den Anforderungen in Saudi-Arabien, wo die KTM-Siegesserie bei der Dakar nach 18 Erfolgen in Serie riss. Honda-Star Ricky Brabec sorgte für den ersten Dakar-Sieg der Japaner seit 31 Jahren.
Der Rallye-Sport offenbart Gefahren, die Motorradfahrer sind besonders betroffen, aber seit Jahren werden keine Rezepte für eine Entschärfung gefunden. Denn der Hubraum wurde schon vor zehn Jahren auf 450 ccm reduziert, und die Strecken müssen so ausgewählt werden, dass sie auch für die Autos, Quads und Lkw bewältigt werden können. Dadurch steigen die Geschwindigkeiten für die Zweiradasse.
«Es ist ja gut, wenn viele Ansichten und Meinungen auf den Tisch kommen», sagte Walkner im Gespräch mit SPEEDWEEK.com. «Aber das Gefährlichste, was man machen kann, das ist ‚off piste‘, also ohne Straßen, schnell zu fahren. Und das war in diesem Jahr extrem oft der Fall, weil sich in Saudi-Arabien die Wüste als riesige Sandfläche darstellt. Man stellt sich unter Wüste oft eine Dünenlandschaft vor. In Südamerika gab es auch Gesteinswüsten. Oder ausgetrocknete Salzseen. In Saudi-Arabien haben wir nur flache Sandwüsten gesehen, da gab es nichts außer Sand. Das war extrem schnell; da sind wir die ganze Zeit zwischen 140 und 165 km/h gefahren. Du fährst dann nur nach ‚CAP‘, und dann schauen halt auf 100 oder 200 km einige Steinspitzen heraus. Oder du triffst unerwartet auf große Löcher, die man aber im Roadbook nicht markieren kann, weil der eine Fahrer drei Meter weiter links fährt und der andere 400 Meter weiter rechts. Auf solchen Unterlagen Rennen zu fahren, auf denen man keine Gefahrenstellen markieren kann, weil es ‚off piste‘ ist, das ist das Gefährlichste, was man im Zusammenhang mit Motorrad-Rallyes machen kann. Denn es weiß kein Mensch, wie es hinter der nächsten Kuppe und beim nächsten Übergang oder hinter der nächsten Kurve ausschaut. Du musst also wirklich überlegen: ‚Wie viel Risiko bin ich bereit einzugehen? Wie schnell fahr‘ ich da drüber?‘»
Walkner: «Am Anfang fährst du mit 100 km/h drüber. Dann denkst du, dass ist jetzt schön gegangen. Also probierst du es bei der nächsten Stelle mit 120. Und irgendwann gehst du dann gar nimmer vom Gas runter. Aber bei der 30. Kuppe oder beim 30. Übergang ist dann mal ein Loch drinnen – oder es schaut ein Stein raus. Dann musst du froh sein, wenn es dich nicht runterreißt.»