Scheider: Räikkönen würde man in der DTM entsorgen
Timo Scheider
Mit Timo Scheider verlässt einer der Typen die DTM, nach denen immer wieder gerufen wird. Scheider hat aus seiner Meinung nie einen Hehl gemacht, im Grunde immer klar und deutlich gesagt, was er denkt. Über die Serie, Konkurrenten oder auch die Hersteller. Auch wenn er mit seinen offenen Worten öfter mal angeeckt ist.
Ohne Frage braucht eine Serie wie die DTM Typen wie Scheider, die auch mal auf den Tisch hauen, einen Spruch machen, polarisieren. In dieser Saison ist in dieser Hinsicht in der DTM einiges besser geworden, die Fahrer wurden von ihren Arbeitgebern mehr von der Leine gelassen, so dass die Piloten auch schon mal verbal aneinandergerieten. Ausbaufähig ist das Ganze natürlich trotzdem.
Doch woher nehmen, wenn längst nicht alle Fahrer die Möglichkeiten nutzen (wollen oder können)? Wie Scheider erzählte, hatte zuletzt Audis DTM-Leiter Dieter Gass zu ihm gesagt: «Wenn ich mir einen Fahrer aussuchen dürfte, würde ich Kimi Räikkönen nehmen. Den kann ich verkaufen, der provoziert.» Scheider musste innerlich herzhaft lachen. «Natürlich ist das ein Typ, aber in unserem System würde das nicht funktionieren. Den entsorgt man schneller, als er gucken kann», sagte Scheider Auto Bild Motorsport.
Der Grund liegt in der Natur der Serie begraben. «Wir haben drei Premium-Hersteller, die wollen alle premium auftreten. Die wollen nicht, dass ein Fahrer wie Kimi Räikkönen betrunken von der Yacht fällt oder irgendwo pinkelnd in der Ecke steht. Das passt nicht zum Image eines Herstellers», so Scheider.
Grundsätzlich ist der durchaus schmale Grat, Dinge zu sagen, die dem eigenen Arbeitgeber vielleicht auch nicht unbedingt gefallen, ein Zusammenspiel von Charakter, aber auch Erfolg. «Wenn du keinen Erfolg hast, dann ist es extrem schwierig, deinen Charakter nach außen zu zeigen und mal deine Meinung zu sagen. Dann hält man lieber den Mund, bietet wenig Angriffsfläche und ist so unkompliziert wie möglich», sagte er. Dann bleibe man aber auch zwangsläufig der langweilige, weichgespülte Typ, so Scheider.
In der DTM gibt es sicher mehr Typen als die Scheiders, Glocks, Paffetts oder Ekströms. Die befänden sich aber in der Zwickmühle. «Da passt der Erfolg nicht zum Typ, und dann muss ich mich anpassen. Mit jedem Sieg wird man aber selbstbewusster, macht auch mal den Mund auf und lässt nicht jeden Scheiß mit sich machen.»
Nun gibt es in der DTM aktuell aber auch Fahrer, die sogar sehr erfolgreich sind. Marco Wittmann hat sich 2016 zum zweiten Mal den Titel gesichert, und das trotz der Zugeständnisse für BMW auch verdient. Schlagzeilen mit markigen Sprüchen schreibt der 26-Jährige aber eher selten. «Ich möchte Marco Wittmann nicht zu nahetreten. Er hat zweimal den Titel gewonnen und extrem abgeliefert, er ist aber nicht der extrovertierte Typ, der rausgeht und auf den Tisch haut», so Scheider.