Formel 1: Abschied in der Unterhose

Ekström und die DTM-Zukunft: «Das schlimmste Gefühl»

Von Andreas Reiners
Mattias Ekström

Mattias Ekström

Mattias Ekström hat selten ein Blatt vor den Mund genommen. Das zeichnete den Schweden aus: Klare Kante, klare Worte, auch wenn das, was er sagte, aneckte. Wenn er seinem Arbeitgeber oder Konkurrenten auf die Füße trat.

Was er auch immer war: Chefkritiker der DTM, der offen ansprach, was ihm nicht passte, wo sich die DTM verbessern müsse. Immer dabei: Eine Menge Liebe zur Tourenwagenserie, die er prägte, und die auch ihn prägte.

Seit er sich entschieden hat, seine Karriere in der Rallycross-WM fortzusetzen, will er über die DTM gar nicht mehr groß reden, vor allem nicht über die Probleme und mögliche Lösungen. Nicht mehr seine Baustelle.

Doch bei seinem Abschiedswochenende in Hockenheim machte er eine Ausnahme, bewies im Gespräch mit SPEEDWEEK.com, wie viel ihm noch an der DTM liegt. Er gab zu: Als er am Freitag in das Fahrerlager fuhr, war es nicht wie sonst. «Es herrschte nicht die Stimmung von früher: Ein volles Fahrerlager, überall Autos, Fans. Dieses Gefühl hatte ich nicht.»

In der Tat war es deutlich leerer, was auch an dem übersichtlichen Rahmenprogramm mit Formel 4 und dem Audi Sport Seyffarth R8 LMS Cup lag. «Mich schmerzt das brutal, als ich hier reingefahren bin. Das ist das schlimmste Gefühl, das ich habe. Ein Gefühl, dass es nicht mehr so ist wie es mal war», so Ekström, der betonte: «Mir lag die DTM viele Jahre am Herzen und das wird auch immer so sein. Deshalb tut es umso mehr weh, wenn man sieht, dass etwas, das einem am Herzen liegt, eine harte Zeit durchmacht.»

Er selbst glaubt nicht, dass es 2019 mit der DTM weitergeht. Aber Ekström war in seiner Karriere immer ein Kämpfer. Und er weiß: Auch DTM-Chef Gerhard Berger wird bis zuletzt um eine Zukunft kämpfen. Aber: Womöglich kommt die Wende, der neue Geist, wenn man es so nennen will, zu spät.

«Die Hoffnung stirbt zuletzt. Jetzt kämpfen alle. Vielleicht ein bisschen spät. Was dabei herauskommt, werden wir bald sehen», so Ekström, der sich darüber ärgert, dass viele Dinge erst jetzt passieren. «Alles, was vor fünf Jahren unmöglich war, machen wir jetzt. Das ist schade, denn hätte man das ein bisschen früher gemacht, dann wären wir heute in einer besseren Situation. Die Ansätze, zum Beispiel mit Sat.1, oder aber auch die mentale Einstellung – die ist die beste in meinen 17 Jahren DTM.»

Laut Ekström hätte man genau dann etwas ändern sollen, als die DTM-Welt noch in Ordnung war. «Irgendwann bist du der Verlierer. Du musst dich jeden Tag verbessern. Nicht nur als Fahrer oder als Team, sondern auch die DTM als Meisterschaft.»

Er erinnert sich an Worte des früheren Mercedes-Motorsportchefs Norbert Haug, die ganz gut dazu passen: «"Solange die Tribünen nicht voll sind, kann man die Preise nicht erhöhen", hat er zu mir gesagt. Jeder will ein gutes Geschäft machen und sagen: "Das war mir mein Geld und meine Zeit wert." Aber wenn das nicht mehr der Fall ist, geben die Leute ihr Geld für andere Dinge aus.»
Ekström weiß: «Wenn das hier nicht weitergeht, dann hat der deutsche Motorsport einen Tritt bekommen. Das wäre ein harter Schlag», meinte er.

Bei der Ursachenforschung betont er, dass es nicht die eine Sache gibt, die zu den Schwierigkeiten geführt hat. «Es sind viele kleine Sachen, die zusammenhängen. Aber viele kleine Sachen machen auch Mist. Es ist kein spezieller Punkt. Aber der Wille, etwas zu ändern, war zu gering. Und dabei haben alle Schuld, nicht nur einer», sagte er.

Auf die Frage, wann und warum die DTM denn den falschen Weg eingeschlagen hat, wird er dann doch etwas zurückhaltender. «Ich habe meine Meinung. Und normalerweise habe ich kein Problem damit, sie zu sagen. Aber wenn ich damit anfange, verpeste ich mir das gesamte Wochenende, denn da würde ich schlafende Hunde wecken. Und das will ich an meinem letzten Wochenende nicht.»

Aber: Ekström hat am vergangenen Wochenende noch ein wenig aus dem Nähkästchen geplaudert. Die «Beichte» des Schweden lesen Sie später an dieser Stelle.

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