Formel 1: Max Verstappen – alles für die Katz

Zahlen, Auftritt, Qualität: So lief das Sat.1-Debüt

Kolumne von Andreas Reiners
Die DTM wurde am Wochenende in Hockenheim erstmals von Sat.1 live übertragen. Wie hat sich der neue TV-Partner geschlagen? SPEEDWEEK.com mit einer ersten Bilanz.

Eddie Mielke redet zu viel. Und das auch zu laut. Mit seiner Schreierei will er fehlendes Wissen kaschieren. Je weniger Ahnung, desto lauter das Geschrei.

Das sind nur ein paar Reaktionen auf den neuen Fernsehpartner Sat.1. Timo Glock wollte die Kritik so nicht stehen lassen. Er setzte zur Retourkutsche an. «Ich verstehe die Leute nicht, die sowas nicht gut finden. Dann sollen sie einen Heimatfilm schauen. Es geht im Sport um Emotionen. Er bringt es rüber, er lebt den Sport und drückt es so aus. Die Kommentare sind sehr unfair, ich selbst finde es mega», betonte der 36-Jährige bei SPEEDWEEK.com. Wie hat sich der neue DTM-Fernsehpartner geschlagen? Wir ziehen eine erste Bilanz.

Zahlen: Immerhin 700.000 Zuschauer schalteten beim ersten Rennen am Samstag ein, auch der Marktanteil kann sich mit 8,3 Prozent sehen lassen, in der Zielgruppe der 14 bis 49-Jährigen schaffte man einen Marktanteil von 8,4 Prozent. Die ARD hatte 2017 im ersten Saisonrennen eine Quote von 660.000 Zuschauern erreicht. Am Sonntag konnte Sat.1 das Niveau vom Vortag in etwa halten, 630.000 Fans sahen den zweiten Lauf, den epischen Kampf um den Sieg zwischen Timo Glock, Gary Paffett und Mike Rockenfeller. Dabei erreichte der Sender einen Marktanteil von 6,3 Prozent, in der Zielgruppe von 5,8 Prozent. Für Sat.1-Verhältnisse ein mehr als ordentlicher Start.

Werbung: Im Vorfeld hatten viele Fans befürchtet, die Sendung würde durchsetzt von Werbeunterbrechungen. Während der Rennen wurde das „Problem“ elegant durch einen Splitscreen gelöst, im Stream liefen Bild und Kommentar weiter. Zwei Werbepausen sind zu verschmerzen, lediglich die große Pause nach dem Rennen störte vor allem am Sonntag, als man eine halbe Ewigkeit auf Reaktionen zu dem Hammer-Rennen warten musste. Aber das ist eben der Kompromiss, den man mit dem neuen Partner eingeht.

Auftritt: Die Crew um Kommentator Eddie Mielke und den Moderatoren Andrea Kaiser und Matthias Killing will vor allem das junge Publikum für sich gewinnen. Das fing bereits bei der Kleidung an und hörte bei den Emotionen nicht auf. Kein Vergleich mit der seriös-schläfrigen Berichterstattung der ARD. Da setzt man sich nach dem Rennen zusammen mit Mattias Ekström in Liegestühle, sonnt sich und schwadroniert über Gott und die Welt. All das zu sehen bei Facebook-Live: 45 Minuten lang wurde da das erste Rennen mit Ekström, Bernd Schneider oder auch Lucas Auer analysiert.

Vor allem Eddie Mielke sticht heraus: Der 56-Jährige lebt den Sport, jubelt zwar bei jeder noch so kleinen Berührung über Kontaktsport und Action, aber wer jahrelang die DTM im Ersten verfolgte, muss sich erst daran gewöhnen, dass es auch so geht: Ja, man darf die DTM abfeiern. Auch mal eskalieren, wenn es auf der Strecke rund geht. Mielke moderiert auch die Pressekonferenzen, die seitdem sehr kurzweilig geworden sind. Dafür polarisiert er natürlich auch. Hinterlässt dafür aber auch einen bleibenden Eindruck. Was für die DTM nur gut sein kann.

Wie Andrea Kaiser nach dem Mega-Rennen am Sonntag zwischen den beiden Hauptdarstellern Glock und Paffett auf dem Podium saß, war anders. Positiv anders. Sie versprüht bei ihren Interviews sowieso nicht nur den Spaß am Motorsport und an der DTM. Den kauft man ihr genauso ab wie ihre Kompetenz. Experte Timo Scheider hat in der Vergangenheit bereits bewiesen, dass er nicht auf den Mund gefallen ist. Er macht den Job exzellent, gibt interessante Einblicke, auch aus Sicht der Fahrer. Die Crew passt, bietet eine gute Mischung aus Kompetenz und Show. Dazu werden mit Facebook, Twitter und dem XXL-Stream viele Bühnen bespielt.

Qualität: Klar gab es Patzer, ob nun technische oder fachliche. Die werden gerade zu Beginn verziehen, auch, weil die Mannschaft das mit Engagement wegmachte. Stark: Kaiser und Mielke fassten Gespräche mit englischsprachigen Fahrern selbst kurz zusammen. Was die Interviews authentischer macht.

Dass es 2018 anders wird, merkte man auch an der Vorberichterstattung. Die ARD war weit vorne, was Analysen zur Saison, zum aktuellen Geschehen betraf. Das Problem: Dafür nahm man sich meist nur wenig Zeit. Bei Sat.l steht die Unterhaltung noch an erster Stelle, der tiefgreifende Blick hinter das Geschehen fehlt vorerst noch.

Warum fuhr Audi im ersten Rennen so deutlich hinterher? Wie sieht denn die Zukunft aus, wenn Mercedes aussteigt? Im Fahrerlager das Dauerthema. Aber klar: Es wäre seltsam, wenn der neue TV-Partner in der ersten Sendung einen Abgesang auf die DTM anstimmt.

Und: Es gilt, die Serie spielerisch an den Mann zu bringen, sie bestmöglich an ein neues Publikum zu verkaufen, in eine neue TV-Ära zu heben, zu unterhalten. Ein Mittelweg zwischen seriös und krawallig. Da machen sich sechs Finalistinnen von Germany’s next Topmodel erst einmal besser als der x-te Experte mit Sorgenfalten zum Thema Zukunft. Die DTM ist durchaus komplex, weshalb viele Dinge sehr oft, sehr anschaulich und leicht verständlich erklärt werden. Noch bleibt es relativ oberflächlich, was aber sein muss, wenn man eine neue Zielgruppe für sich gewinnen will. Es bleibt abzuwarten, in welche Richtung Sat.1 nach den ersten Wochen der Eingewöhnung gehen wird.

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