Gerhard Berger: «Die Giulia im Feld wäre großartig»
Gerhard Berger
Nein, zurücklehnen will sich Gerhard Berger nicht. Ja, die neue Turbo-Ära wurde am vergangenen Wochenende erfolgreich auf den Weg gebracht, mit unterhaltsamen Rennen und starken TV-Quoten (820.000 am Samstag, 880.000 am Sonntag), doch der Österreicher weiß: «Es ist kein Selbstläufer, so eine Plattform mit Qualität zu füllen und zu bedienen. Es ist eine unternehmerische Herausforderung.»
Und das bleibt, es ist ein ständiger Kraftakt, eine Serie wie die DTM in die Zukunft zu führen. Denn die ist natürlich weiterhin ein Thema, auch wenn mit Aston Martins Einstieg über R-Motorsport nach dem Mercedes-Exitus erst einmal die Rettung der DTM gelang.
Doch wie könnte es weitergehen?
Berger: «Wir haben ja mit der japanischen Super GT, mit der wir das Class-1-Reglement teilen, zwei Rennen zu Saisonende – eines in Hockenheim, eines in Fuji – vereinbart. Ich hoffe, ich kann Honda, Nissan und Lexus vom DTM-Einstieg überzeugen.»
Bei welchem Hersteller dies am ehesten klappen könnte, will der Tiroler nicht beurteilen: «Am liebsten würde ich alle drei bei uns haben.»
Berger gibt sich flexibel, was die Maximalzahl von DTM-Veranstaltungen betrifft: «Zwischen neun und zwölf mit je zwei Rennen ist alles möglich.»
Und was ihm, der über Jahre eine sentimentale Beziehung zu Italienern pflegt, auch noch fehlt: «Um ehrlich zu sein, ich würde Alfa Romeo gern zurückhaben. Die neue Giulia im Feld zu sehen wäre großartig.»
Berger, 210-facher GP-Teilnehmer mit zehn Siegen, begann in Hockenheim seine dritte Saison am Lenkrad der DTM. Auf die Frage, warum er dieses Jobangebot überhaupt angenommen habe, meinte er vielsagend: «Ich fragte mich: Willst du ganz ohne Motorsport leben? Ich sagte nein. Ich fragte mich: Willst du 21 Wochenenden im Jahr mit der Formel 1 unterwegs sein? Ich sagte nein. Die DTM ist perfekt: Toller Rennsport, und zu fast allen Rennen kann ich von zuhause mit dem Auto fahren. Und das war eine neue Herausforderung für mich.»
Berger weiß, dass Gut Ding schon mal Weile haben will. Bei Auto Bild Motorsport hatte er erklärt, dass der Mercedes-Ausstieg ihn persönlich sehr getroffen habe: «Es war frustrierend, und es erforderte eine große Energieleistung, diesen Verlust zu kompensieren. Aber wir sind jetzt auf dem richtigen Weg.»
Auch wenn er noch nicht hundertprozentig zufrieden ist, wie er verrät. Er will, dass wieder die ganz großen Namen in die DTM kommen. «Dazu müssen wir die Autos noch schneller machen. Piloten müssen Respekt vor den Autos haben, dann sind sie interessiert dar¬an, sie im Wettbewerb zu fahren.»
Der Zeitplan: «Drei Jahre brauchen wir noch. Das war auch meine Vorgabe, als ich in den Job eingestiegen bin. Der Mercedes-Ausstieg hat uns zwei Jahre zurückgeworfen. Aber klar, langfristig wollen wir die DTM noch attraktiver machen. Auch ein Vettel oder Hamilton sind interessiert, wenn sie Biester zähmen müssen.»