Neuland: So bereitet sich Aston Martin auf Zolder vor
Vom DTM-Debüt in Hockenheim geht es für R-Motorsport nur zwei Wochen später direkt weiter nach Zolder. Dort erwartet die Fahrer und Teams aller drei Hersteller Neuland – denn die DTM gastierte zum letzten Mal vor 17 Jahren auf dem belgischen Kurs. Entsprechend umfangreich fielen die Vorbereitungen der Mannschaft im Vorfeld ihres zweiten DTM-Rennwochenendes aus.
Auf bestehende Daten vergangener Rennen konnte das Team dabei nicht zurückgreifen. Die Streckencharakteristik des Circuit Zolder ist gänzlich anders als auf jedem anderen Kurs, der in der jüngeren Vergangenheit im DTM-Rennkalender gestanden hat.
Somit mussten sich das Team und sein Fahrerquartett bestehend aus Jake Dennis, Paul Di Resta, Ferdinand von Habsburg und Daniel Juncadella auf anderen Wegen auf die neue Strecke vorbereiten.
Wie sehen die Vorbereitungen auf eine neue Strecke aus?
Bei der Vorbereitung greift das Team auf die gleichen Werkzeuge zurück, die auch vor jedem weiteren Rennen genutzt werden, allen voran Simulationen, Onboard-Videos aus anderen Rennserien sowie Feedback von Fahrern und Ingenieuren aus den eigenen Reihen, die bereits Erfahrung mit Zolder besitzen, weil sie dort schon in anderen Serien im Einsatz gewesen sind.
Tatsächlich fällt die Vorbereitung in diesem Fall gar nicht viel anders aus als auf Strecken, die das Team bereits aus den vergangenen Jahren kennt. Der einzige Unterschied ist, dass den Ingenieuren bei ihrer Arbeit weniger Daten zur Verfügung stehen.
Als DTM-Neuling besitzt R-Motorsport zu Beginn seiner Debütsaison in der Tourenwagenserie grundsätzlich noch relativ wenig Erfahrung mit und Informationen über den neuen Aston Martin Vantage DTM, der nur zwei Monate vor seinem ersten Renneinsatz in Hockenheim sein Streckendebüt gegeben hat.
Somit stellt sich durchaus die Frage, ob es eher ein Vor- oder ein Nachteil ist, gleich zu Saisonbeginn mit einem noch unbekannten Auto auf einer neuen Strecke zu fahren. Grundsätzlich ist es für alle Teams etwas einfacher, wenn eine neue Strecke eher im späteren Saisonverlauf ansteht.
Bis dahin haben die Fahrer und Ingenieure das Setup im Griff und wissen, was bei der Abstimmung des Fahrzeugs funktioniert oder auch nicht funktioniert. Dadurch gibt es weniger Variablen, mit denen sie auf der unbekannten Strecke zurechtkommen müssen. Dennoch ist die Situation für alle Hersteller gleich, sodass in Zolder jeder bei null beginnt.
Was sind die Schlüsselstellen und Charakteristiken der Strecke?
Eine der größten Herausforderungen auf dem Circuit Zolder ist das Überholen. Die Strecke gehört in dieser Hinsicht zu den schwierigsten in ganz Europa. Umso wichtiger ist es, ein gutes Ergebnis im Qualifying einzufahren, schnelle Boxenstopps hinzulegen und eine clevere Strategie zu wählen.
Gleichzeitig verlangt die Strecke den Fahrzeugen alles ab. Dabei ist sie vor allem hart für die Bremsen, die in Ermangelung von langen Geraden nur schwer gekühlt werden können, und die Aufhängung, da die Autos immer wieder über die hohen Curbs fahren müssen. Auch die Reifen werden durch den alten, rauen Asphalt sehr hart gefordert, was zu einem erhöhten Reifenabbau führt. Die Fahrer müssen also darauf achten, dass sie ihre Autos nicht überfahren.
Bei der Fahrzeugabstimmung liegt das Hauptaugenmerk auf den langsamen und mittelschnellen Kurven und weniger auf der Balance für schnelle Passagen. Die Simulationen sagen Rundenzeiten um die 1:21.000 Minuten und Topspeedwerte von ca. 250 km/h ohne DRS voraus. Es gibt drei Streckenabschnitte, auf denen die Fahrer jeweils für rund 400 Meter Vollgas fahren: die Start-/Zielgerade, die lange Gegengerade nach Kurve vier und nach der Villeneuve Schikane in Kurve 10.
Team Principal Dr. Florian Kamelger über Zolder: Nach dem gelungenen DTM-Debüt unseres Aston Martin Vantage DTM auf dem Hockenheimring, wo wir erfreulicherweise neun Punkte erzielten, erwartet uns in Zolder eine neue Herausforderung. Der Kurs, auf dem die DTM 1984 ihre Geburtsstunde erlebte und auf dem 2002 zum letzten Male ein DTM-Rennen ausgetragen wurde, ist für alle Teilnehmer Neuland, und somit kann niemand auf bestehendes Datenmaterial zurückgreifen. Der Charakter der Strecke unterscheidet sich deutlich von dem der anderen DTM-Rennstrecken. Die engen Schikanen mit den hohen Curbs sowie der raue Asphalt beanspruchen Aufhängungen und Reifen beträchtlich. Eine passende Reifenbehandlung durch die Fahrer und eine gute Boxenstopp-Strategie werden noch wichtiger sein als auf anderen Strecken, zumal Überholen äußerst schwierig sein sollte. Unser Technikteam und unsere Fahrer haben aber beim Saisonauftakt gezeigt, dass sie auch unter schwierigen Umständen und extremem Zeitdruck optimale Leistungen erbringen und so gehen wir mit großer Zuversicht und Freude ins zweite DTM-Rennwochenende nach Belgien.