Formel 1: Abschied in der Unterhose

Scheider: Rast war zu langsam, hat es nie hinbekommen

Von Andreas Reiners
René Rast

René Rast

Seit Ende letzten Jahres fragen sich alle in der DTM: Wie schafft es René Rast, konstant auf einem so hohen Niveau zu fahren. Auch Sat.1.-Experte Timo Scheider ist beeindruckt.

Als Audi-Stammfahrer sieht man sie kommen und gehen: Die zahlreichen Talente, die sich auf Sichtungslehrgängen oder beim Young Driver Test zeigen können. Die es wissen wollen, und eine Chance bekommen. Oder die scheitern.

Die erfahrenen DTM-Piloten machen den Referenzfahrer, geben also die Richtung beziehungsweise das Tempo vor. Und geben Ratschläge für den Nachwuchs beziehungsweise die Rookies, die nicht automatisch jung sein müssen.

Timo Scheider hat in den Jahren bei Audi auch René Rast bei Sichtungslehrgängen erlebt und ihn beobachten können, wie er in seiner Kolumne auf ran.de schreibt.

«Da war er im Vergleich zu den meisten anderen Fahrern immer deutlich zu langsam. Es war enttäuschend: Er hatte das Auftreten, dass er der Beste sei, hat es aber nie hinbekommen», so Scheider, der von 2000 bis 2016 für Opel und Audi 181 Rennen in der DTM bestritt. Seit 2018 ist er TV-Experte bei Sat.1.

Dass Rast bei den Lehrgängen unter dem Radar blieb, wurde vor allem nach seinem Titelgewinn als Rookie 2017 thematisiert. Rast übte dabei auch eine Menge Selbstkritik, allerdings fiel auch bei Audi sehr spät erst der Groschen, was für ein Talent da eigentlich im Auto sitzt. Das Problem war: Bei den Lehrgängen müssen die Fahrer von jetzt auf gleich liefern.

Rast ist aber keiner, der auf Anhieb schnell ist, sondern eher der fleißige Arbeiter, der Perfektionist, der sich in eine Sache verbeißt. Hat er den Dreh raus, ist er kaum zu schlagen.

So wie seit Ende der vergangenen Saison. In den letzten 14 Rennen holte er neun Siege, liegt nach acht von 18 Läufen mit 127 Punkten in Führung. Und sorgt immer wieder für neue Superlative, überzeugt mit einer unglaublichen Konstanz. Wie zuletzt am Norisring, wo er das Samstagsrennen mit dem größten Vorsprung der DTM-Geschichte auf dem Stadtkurs gewann. Und das, nachdem er beim Start noch den Motor abgewürgt hatte.

«Zu sehen, wie er sich jetzt entwickelt hat, spricht dafür, dass er ein harter Arbeiter ist, analysiert, was falsch läuft und das Talent hat, aus seinen Fehlern zu lernen», meint Scheider, der auch immer wieder überrascht wird.

«Er macht einen blöden Spruch, steigt ins Auto und fährt alle in Grund und Boden: Ein bisschen im ‚Hamilton-Stil‘. Er hat in den entscheidenden Situationen immer das Glück auf seiner Seite oder trifft die richtige Entscheidung. Er überrascht die DTM, die Gegner und die Teamkollegen immer wieder aufs Neue. Das muss ihm erst mal einer nachmachen», so Scheider.

Er kennt es selbst aus seinen Meisterjahren 2008 und 2009. Wenn es läuft, dann läuft es. Scheider: «Mit dem Erfolg kommt eine gewisse Lockerheit. Dinge, über die du dir jahrelang einen Kopf gemacht hast, funktionieren plötzlich. Zweifel? Sind ganz weit weg.»

Laut Scheider hat Rast ein dickes  und wichtiges Pfund für den Titelkampf: «Er schafft es, nah an die 100 Prozent zu kommen und dieses perfekte Gefühl immer wieder abzurufen. Und selbst wenn es mal nicht so für ihn läuft, kann er sich aus der Situation wieder herausarbeiten. Deshalb ist er auch für Assen der klare Favorit. Und auch für den Rest der Saison.»


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