«What the Fuck?»: Die Schwäche des René Rast
René Rast
Man muss schon etwas länger suchen, um offensichtliche Schwächen bei René Rast zu finden. Kleinigkeiten, klar, die passieren immer. Mal ein Fahrfehler, eine verpatzte Runde im Qualifying, oder ein Fehler im Rennen.
Aber eine echte Schwäche, also immer wiederkehrende Fehler, die er eigentlich abstellen müsste – auf den ersten Blick gibt es da nichts. So raste er zuletzt auf dem Nürburgring vorzeitig zu seinem zweiten DTM-Titel. Und das ziemlich dominant.
Und deshalb erntet auch von allen Seiten Lob. «Überflieger» oder «Ausnahmetalent» oder «ein Level über allen anderen», so heißt es nicht erst seit dieser Saison.
DTM-Boss Gerhard Berger lobt: «Er ist ein besonderer Fahrer. Ihn könnte ich mir auch in der Formel 1 vorstellen. Er arbeitet fleißig, überlässt nichts dem Zufall, holt auch unter Druck immer ein gutes Resultat. Er ist das Maß der Dinge in unserer Meisterschaft.»
Ein Tausendsassa. Aber: Er verrät eine echte Schwäche, die er hat: Emotionen. Ungeduld.
Ein aktuelles Beispiel: «What the fuck?», schimpfte er am Sonntag im 16. Saisonrennen auf dem Nürburgring in den Funk, als er von seinem Rosberg-Teamkollegen Jamie Green overcuttet wurde.
Rast: «Ich habe das nicht erwartet. Ich dachte nicht, dass mich mein Teamkollege strategisch überholt. Ich dachte: ‚Was geht denn hier ab?‘ Ich wurde von meinem eigenen Teamkollegen strategisch overcuttet und habe dadurch Zeit verloren.»
Es war nicht das erste Mal, dass er Emotionen am Funk zeigte. Eine Schwäche, wie er zugibt: «Manchmal bin ich ein bisschen zu emotional am Funk. Für die Mechaniker ist das ein bisschen nervig, für mich ist das aber ein Ventil», sagte er.
Rast: «Wenn ich in den Funk schreie, ist das von meiner Seele weg. Wenn ich es für mich behalte, drehe ich noch weiter durch. Ich muss daran arbeiten, dass ich etwas ruhiger werde.»
Aber man merkt, dass die Mechaniker seit Jahren mit ihm zusammenarbeiten. Dass sich sein Team bei Rosberg kaum verändert hat, ist ein weiteres Pfund im Titelkampf gewesen.
Weiterer Vorteil: Sie verzeihen ihm seine Macken. Davon gibt es neben den Gefühlsausbrüchen ein paar. Nach einem Sieg im Samstagsrennen zieht er sonntags zum zweiten Rennen zum Beispiel immer die gleichen Klamotten an – also auch den champagnergetränkten Overall.
«Die Jungs, die mich dann im Auto anschnallen müssen, atmen immer tief durch, bevor sie ins Auto tauchen– und manchmal machen sie auch dicke Backen und drehen den Kopf weg», verrät Rast. «Andere Kollegen verbrauchen immer das ganze Kontingent an Klamotten für eine Saison. Bei mir könnt ihr am Ende zehn Sets feuerfeste Unterwäsche und zig Schuhe bekommen - garantiert ungetragen.»