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BMW und die DTM-Aufholjagd: Fährt Audi wieder davon?

Von Andreas Reiners
Konnte BMW aufholen?

Konnte BMW aufholen?

Bei den DTM-Testfahrten auf dem Nürburgring war in der Zeitentabelle Audi vorne. Trotzdem ist BMW optimistisch, dass man die zahlreichen Probleme aus 2019 wie Vibrationen oder Zuverlässigkeit gelöst hat.

Tricksen, täuschen, tarnen: Die Vorgehensweise bei Testfahrten ist in der Regel gleich. Auch in Zeiten der Coronakrise geht es vor allem darum, so viel wie möglich zu schaffen und der Konkurrenz so wenig wie möglich zu zeigen beziehungsweise zu verraten.

So war es natürlich auch bei den DTM-Tests auf dem Nürburgring, bei denen es an den vier Tagen vor allem um die Frage ging: Hat BMW den Rückstand auf Audi aufgeholt?

Denn nach dem Ausstieg von Aston Martin sind 2020 nur noch Audi und BMW sowie die beiden Kundenteams WRT und ART am Start – auch wenn Aston Martin 2019 stets hinterherfuhr, wäre eine ähnliche Audi-Dominanz wie in der zweiten Saisonhälfte 2019 ein kompletter Killer.

Ein bisschen zu stark

«Audi war im letzten Jahr ein bisschen zu stark, aber ich bin hundertprozentig überzeugt, dass BMW seine Hausaufgaben gemacht hat und beide jetzt auf dem nahezu gleichen Niveau sind», sagte DTM-Chef Gerhard Berger. Da schwingt natürlich vor allem die Hoffnung mit, dass es in der Abschiedssaison von Audi vor allem eng zugeht, dass das Feld durchgemischt wird. 2019 dominierten die Ingolstädter die Konkurrenz, holten am Ende alle drei Titel.

BMW hat einiges dafür getan, um sich besser aufzustellen. Im Kader wurden Bruno Spengler und Joel Eriksson aussortiert, dafür sind Lucas Auer und Jonathan Aberdein neu dabei. Außerdem hat man sich mit Bergers Ex-Renningenieur Maurizio Leschiutta verstärkt, der von WRT weggelotst wurde. BMW-Motorsportdirektor Jens Marquardt verriet, dass man Schritte tatsächlich nach vorne gemacht hat.

«Unser Paket war nicht wirklich stabil und am Saisonende auch nicht mehr stark genug, weil uns Zuverlässigkeitsprobleme zu schaffen machten. Über den Winter haben wir jeden Stein umgedreht und hoffentlich die meisten Probleme im Rahmen der Regeln aussortiert. Im Moment sieht es gut aus, wie gut, das weiß man immer erst unter Wettbewerbsbedingungen.»

Auch so ein Test-Standard: Die endgültige Wahrheit erfährt man immer erst im ersten Qualifying des ersten Rennwochenendes, in der Saison 2020 also am 1. August in Spa. «Das Fazit ist positiv – nach langen Testtagen, an denen wir unser Programm abgespult haben und auch die Performance gestimmt hat. Wo wir genau stehen, werden wir erst im ersten Qualifying in Spa-Francorchamps sehen. Aber ich denke, es wird deutlich enger als im vergangenen Jahr», sagte Marco Wittmann.

Hart gearbeitet

«Wir haben hart gearbeitet, viel analysiert und definitiv Verbesserungen am Auto erzielt. Audi hat aber sicher auch nicht Däumchen gedreht. Wir müssen jetzt sehen, ob die Verbesserungen gut genug sind. Wir haben einen Schritt nach vorne gemacht. Wir müssen jetzt hoffen, dass er groß genug ist», so Timo Glock zu SPEEDWEEK.com.

Da schwingt Optimismus mit. Was sagen die Zahlen?

Ein Audi RS 5 DTM sicherte sich an drei von den insgesamt vier Testtagen die Bestzeit, am schnellsten war dabei Ferdinand von Habsburg für das Kundenteam WRT. Er konnte sich in Ruhe einstimmen, denn teilen musste er sein Auto durch die coronabedingte Abwesenheit von Ed Jones nur am letzten Tag, als Harrison Newey überraschend DTM-Luft schnuppern durfte.

«Wenn man bedenkt, dass ich das konkurrenzfähigste Auto im Grid zur Verfügung habe, muss das Ziel lauten, Rennen zu gewinnen. Und auch die Meisterschaft. Nur wer sich viel vornimmt kann auch erfolgreich sein», sagte von Habsburg selbstbewusst.
Die mit Abstand meisten Trainingsrunden der Werksfahrer absolvierte Mike Rockenfeller (Audi). Der Champion von 2013 sprang für seinen Teamkollegen Loic Duval ein und kam deshalb auf 569 Runden und 2.064,901 Kilometer.

Die Top 5 der Trainingsfleißigsten:

• Mike Rockenfeller (Audi) – 569 Runden (2.064,901 km)
• Robert Kubica (BMW) – 541 Runden (1.963,289 km)
• Ferdinand Habsburg (Audi) – 529 Runden (1.919,741 km)
• Robin Frijns (Audi) – 363 Runden (1.317,327 km)
• René Rast (Audi) – 359 Runden (1.302,811 km)

Wichtig aus BMW-Sicht: Der schnellste Mann im M4 DTM kam auf Wochensicht zwar erst auf Platz fünf, doch Sheldon van der Linde sowie Timo Glock und Philipp Eng hatten einen überschaubaren Rückstand auf die Spitze, bei van der Linde waren es zum Beispiel 0,159 Sekunden auf von Habsburg.

Verbessert hat sich auch die Zuverlässigkeit, BMW blieb von großen Problemen verschont und drehte 1737 Runden, Audi schaffte 1964.

Summe Testkilometer Audi-Werksteams: 1.964 Runden (7.127,356 km)

Summe Testkilometer BMW-Werksteams: 1.737 Runden (6.303,573 km)

Ganz wichtig: Die Vibrationen durch den neuen Vierzylinder-Turbomotor, die BMW 2019 noch arg zu schaffen machten, sind weniger geworden. «Letztes Jahr hatten wir Zuverlässigkeits- und Vibrationsprobleme. Wir haben gute Schritte gemacht», sagte Wittmann.

Das Auto sei schon beim Wintertest in Vallelunga viel besser zu fahren und zuverlässiger gewesen, sagte Eng SPEEDWEEK.com: «Bin ich zuversichtlich? Ja, ich konnte sehen, wie viel Einsatz von allen Seiten reingesteckt wurde, um nach vorne zu kommen. Wir haben viele Fortschritte gemacht. Ich denke, dass wir ein gutes Rennauto haben.»

Bestzeiten aller Fahrer

01. Ferdinand Habsburg (AUT), Audi RS 5 DTM, 1.18,911 Min.
02. Nico Müller (SUI), Audi RS 5 DTM, 1.18,944 Min.
03. René Rast (GER), Audi RS 5 DTM, 1.19,028 Min.
04. Jamie Green (GBR), Audi RS 5 DTM, 1.19,037 Min.
05. Sheldon van der Linde (RSA), BMW M4 DTM, 1.19,070 Min.
06. Timo Glock (GER), BMW M4 DTM, 1.19,157 Min.
07. Philipp Eng (AUT), BMW M4 DTM, 1.19,204 Min.
08. Robin Frijns (NED), Audi RS 5 DTM, 1.19,214 Min.
09. Jonathan Aberdein (RSA), BMW M4 DTM, 1.19,230 Min.
10. Mike Rockenfeller (GER), Audi RS 5 DTM, 1.19,286 Min.
11. Lucas Auer (AUT), BMW M4 DTM, 1.19,476 Min.
12. Robert Kubica (POL), BMW M4 DTM, 1.19,493 Min.
13. Fabio Scherer (SUI), Audi RS 5 DTM, 1.19,511 Min.
14. Marco Wittmann (GER), BMW M4 DTM, 1.19,581 Min.
15. Loïc Duval (FRA), Audi RS 5 DTM, 1.19,587 Min.
16. Harrison Newey (GBR), Audi RS 5 DTM, 1.19,761 Min.

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