Audi und BMW: Wie sieht Motorsport in Zukunft aus?
Die DTM steht vor einer ungewissen Zukunft
Gerhard Berger blickte in die Kamera und fragte, ob er seine Gesprächspartner sehen kann. Die Einstellungen des Zoom-Meetings ließen es in diesem Fall nicht zu. Er konnte die Journalisten bei der virtuellen Pressekonferenz im Rahmen der DTM-Testfahrten auf dem Nürburgring also nicht sehen.
Es ist eine der vielen ungewohnten Begleiterscheinungen der Corona-Maßnahmen gewesen, denn normalerweise hätte am Nürburgring eine kleine Medienrunde stattgefunden, man hätte zusammengesessen, gesprochen und diskutiert. In der aktuellen Situation waren Medien vor Ort nicht zugelassen.
Virtuell also, wenn in diesem Fall auch einseitig: Berger konnte uns hören, wir ihn hören und sehen. Die Strapazen waren ihm durchaus anzumerken, auch wenn er von seinem Optimismus offenbar nichts verloren hat.
Berger blickt nach vorne.
«Wir alle erleben schwierige Zeiten und wünschen uns, zu einem in jeder Hinsicht normalen Leben zurückzukehren. Wir wollen aber nicht nur zurück ins Büro zum Arbeiten. So wie die Fußballfans wieder Spiele sehen wollen, hoffen die Motorsportfans wieder auf Rennen», sagte er.
Ohne Fans tut weh
Wenn auch erst einmal ohne Fans. «Ohne Zuschauer, das tut schon weh, denn Emotionen sind in unserem Sport ein wichtiger Faktor. Dieser Faktor wird uns fehlen. Aber wenigstens können wir vor dem Fernsehgerät sitzen und hoffentlich gutes Racing mitverfolgen», so Berger weiter.
Ein bisschen Normalität, auch wenn die Saison 2020 alles wird, nur nicht normal. Was sowohl an Corona, als auch am Ausstieg von Aston Martin und dem für nach der Saison angekündigten Audi-Rückzug liegt.
Am Nürburgring waren auch die beiden Motorsportchefs von BMW und Audi virtuell zu sprechen. Wie wird sich das alles auf die Zukunft des Motorsports auswirken? Haben Verbrennungsmotoren ausgedient?
«Die Folgen von Corona werden Auswirkungen haben auf uns alle, nicht nur dieses Jahr, auch in den kommenden. Wir müssen abwarten, wie die Welt und eben auch der Motorsport danach aussehen werden.»
«Wir haben jetzt viel Sim-Racing gesehen, womit wir uns ja schon länger befasst haben. Es ist stark angewachsen und wird nicht wieder verschwinden», sagte Marquardt. Bei BMW ist Sim-Racing eine der Motorsport-Säulen.
Marquardt ist sich sicher, dass es «eine Art der Konsolidierung geben» wird, «aber ich sehe, dass es nach wie vor viel Rennsport mit Verbrennungsmotoren geben wird. Allein der Kundensport hängt davon ganz wesentlich ab. Sicher sind modernere und nachhaltigere Konzepte wie Hybrid und Elektroantriebe ein wesentliches Zukunftsmerkmal im Autobau, die dann auch stärker in den Motorsport hineinstrahlen», sagte er.
Man merkt ihm dann an, dass ihn der Audi-Ausstieg immer noch trifft, denn der Boden für weitere Schritte wie Hybridisierung und Elektrifizierung war bereitet, Maßnahmen waren getroffen worden, «die nun unglücklicherweise alle nicht kommen werden mit Blick auf die Entscheidungen des Class-1-Reglements und die von Audi. Wir müssen sehen, was die Zukunft bringt, aber die Welt des Motorsports wird verändert aussehen in den nächsten ein, zwei Jahren», so Marquardt weiter.
Denn klar: Der Motorsport dürfte sich aufgrund der schwierigen Situation der Autobauer inmitten der Krise, deren Ausmaß in Gänze noch nicht absehbar ist, bis zu einem gewissen Teil gesundschrumpfen, auch weitere Ausstiege könnten folgen, ganze Rennserien vor dem Aus stehen.
Marquardts Audi-Kollege Dieter Gass betont, dass sich «die ganze Welt, nicht nur der Motorsport, ändert. In welche Richtung sich der Motorsport verändern wird, ist nicht leicht abzuschätzen.»
Im Moment sehe es so aus, als sei die Elektromobilität das Einzige, woran man denken müsse, wenn es um angestrebte Geschäftsziele gehe, so Gass: «Darauf liegt für jedermann im Moment der hauptsächliche Fokus. Mittel- und langfristig wissen wir nicht, welche Technologien den Markt erobern werden. Derzeit geht es bei vielen geplanten Automodellen um E-Mobilität, das wird sich auch im Motorsport widerspiegeln.»