Formel 1: Ohrfeige für Gegner von Verstappen

«Der Frust war groß»: DTM-Rookie macht den Alonso

Von Andreas Reiners
Fabio Scherer im Liegestuhl

Fabio Scherer im Liegestuhl

DTM-Rookie Fabio Scherer erlebt eine schwierige DTM-Saison. Zuletzt am Nürburgring machte er deshalb kurzerhand den Alonso.

Fabio Scherer stutzt kurz. Dann muss er lachen. Ja klar, Fernando Alonsos Frust-Pause im Liegestuhl ging 2015 dank der sozialen Medien in allen erdenklichen Versionen um die Welt. Auch Scherer kennt das Foto natürlich.

Die Pause des DTM-Rookies im Liegestuhl während des elften Saisonrennens auf dem Nürburgring hatte nicht so eine Reichweite wie Alonso, der Schweizer war aber ebenso gefrustet wie der Formel-1-Superstar es damals war.

Scherer hatte mit Startplatz neun sein bestes Qualifying hinter sich, und war auch im Rennen gut weggekommen, hatte sich auf Platz sieben vorgearbeitet. Doch dann wurde es wild, es gab drei Safety-Car-Phasen, viel Chaos, Kollisionen und zwischendrin ein bitteres Aus für Scherer, Fahrer des Audi-Kundenteams WRT.

«Dabei sind aber Sachen passiert, die nicht passieren dürfen. Ich habe in dieser Saison genügend Strafen bekommen für kleine Sachen. Diesmal gab es nur Verwarnungen. Das kann ich nicht verstehen», kritisierte Scherer im Gespräch mit SPEEDWEEK.com: «Ich habe dafür Durchfahrtsstrafen kassiert. Es wurde wie bei Mario Kart gefahren, das war unglaublich, ich war schockiert», so Scherer, für den das Rennen nach einem Crash mit Loic Duval beendet war.

Scherer trat beim Aussteigen die Tür ab, klemmte sie sich unter den Arm und stapfte zum Liegestuhl. «Das war Frust nach so einer langen Durststrecke, wenn man das erste Mal wirklich schnell ist. Die DTM ist sehr schwierig und wir haben es langsam raus und man hofft, dass man noch viele Punkte aufholen kann», sagte Scherer.

Er ist der einzige Fahrer im Feld, der noch ohne einen einzigen Punkt ist.

«Ich habe erwartet, dass es nicht einfach sein wird. Im Rennen war ich immer schnell, aber im Qualifying hat die Zeit gefehlt, das war das Schockierende», sagte er. Doch auch da hat er mit seinem Team einen Schritt gemacht, sagte er: «Wir haben entschieden, unseren eigenen Weg zu gehen, für das, was ich benötige. Seitdem geht die Kurve nach oben.»

Oft genug ist er aber bislang angeeckt. In Assen zum Beispiel lief gar nichts zusammen, da sammelte er eine Strafe nach der anderen, sorgte durch einen heftigen Abflug für einen zwischenzeitlichen Rennabbruch und zerstörte auch noch Marco Wittmanns Rennen.

Die Kollision war sogar noch etwas länger ein Thema, weil Wittmann vergeblich auf eine kurze Entschuldigung des 21-Jährigen wartete. In Assen wertete Sat.1-Experte Timo Scheider das volle Sündenregister Scherers als deutliches Zeichen: «Da ist jemand am Limit.»

Deshalb durfte sich Scherer bereits einiges anhören. Hinzu kommt, dass seine beiden WRT-Kollegen Ferdinand Habsburg (in seiner zweiten Saison) und Rookie Harrison Newey besser zurechtkommen. «Die älteren Fahrer könnten fast meine Eltern sein», scherzte er auf das Verhältnis zu den etablierten Piloten angesprochen. «Aber man muss sich die Sporen verdienen», weiß er: «Aber wenn man mal einen Wittmann berührt, der oberste Liga ist, ist man schnell der Sündenbock in den Medien.»

Das ist eine Sache, die er vielleicht etwas unterschätzt hat: Das Echo auf seine Aktionen auf der Strecke. «Damit umzugehen ist das schwierigste für einen Fahrer. Aber alle haben mal Ärger gehabt mit den Superstars, als sie mal angefangen haben.»

Sein Mittel dagegen: «Möglichst wenig lesen. Oder man liest es und denkt sich: Denen zeige ich es jetzt, als Motivation.»

Er sollte langsam damit anfangen, das weiß er, denn viel Werbung für sich selbst konnte er noch nicht machen. Das Wichtigste ist deshalb, dass er noch Highlights setzen kann. Denn die Saison kommt in eine Phase, in der die Weichen für 2021 gestellt werden.

«Es ist eben die dümmste Zeit, als junger Nachwuchsfahrer im Profirennsport anzukommen. Es gibt so viele Fahrer wie noch nie und die Kategorien, in denen man Geld verdienen kann, werden weniger. Es ist hart. Man muss sich Gedanken machen, was noch Sinn macht.»


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