Vietoris: Musste meine Erwartungen zurückschrauben
Christian Vietoris
Sie leben nur einen Katzensprung vom Nürburgring entfernt in der Eifel-Gemeinde Gönnersdorf. Wann waren Sie denn das erste Mal am Nürburgring?
Ich habe dort meine ersten Runden im Kart gedreht. Das muss Anfang der Neunziger gewesen sein, da war ich so etwa vier, fünf Jahre alt. Da hat mit dem Motorsport im Prinzip alles angefangen.
In der vergangenen Saison waren Sie als Vierter der DTM-Tabelle zum Schluss bester Mercedes-Benz-Fahrer. In diesem Jahr belegen Sie derzeit einen Platz im Mittelfeld. Welche Ziele haben Sie vier Rennen vor Schluss bis zum Saisonende noch?
Es ist schwierig zu sagen, wo die Reise letztlich hingeht. So wie es sich derzeit mit den Performance-Gewichten entwickelt, ist es ganz schwer, ein klares Ziel zu definieren. BMW ist momentan wieder extrem schnell. Inzwischen reden sie sogar ein Wörtchen im Titelkampf mit – damit hatte vor einigen Wochen noch keiner gerechnet. Dementsprechend habe ich auch meine Erwartungen etwas zurückschrauben müssen. Zu Anfang der Saison lag der Fokus noch klar auf der fünften Position. Aber da BMW jetzt im Titelfight wieder eine Rolle spielt, werde ich nun versuchen, zweitbester Mercedes-Pilot hinter meinem Teamkollegen Pascal Wehrlein, der derzeit an der Tabellenspitze steht, zu werden. Viel mehr wird für mich in diesem Jahr wohl leider nicht mehr drin sein.
Wo denken Sie, ist der Mercedes-AMG C 63 DTM beim Rennen auf der Kurz-Anbindung des Nürburgrings im Vorteil?
Wir sind – verglichen mit dem vergangenen Jahr – in den schnellen Kurven extrem gut geworden. Aber auch in diesem Punkt müssen wir erst einmal abwarten, welche Auswirkungen die Zusatzgewichte haben werden. Auf dem Nürburgring sind wir aber sicherlich konkurrenzfähig. Wir waren in den vergangenen Jahren dort schon immer stark, und haben zudem mit dem Mercedes-AMG C 63 DTM in dieser Saison einen deutlichen Schritt nach vorne gemacht. Die beiden Rennen auf dem Nürburgring werden extrem spannend, und das ganze Drumherum ist etwas Besonderes für mich.
Wie gut kennen Sie die legendäre Nordschleife?
Heute kenne ich die Nordschleife deutlich besser als noch vor zwei, drei Jahren. Ich habe in diesem Jahr zum ersten Mal am 24h-Rennen teilgenommen und bin dementsprechend auch in der Langstreckenmeisterschaft Nürburgring zur Vorbereitung gefahren. Deswegen kenne ich die Strecke mittlerweile ganz gut – auf der Grand-Prix-Strecke habe ich dadurch allerdings keinen Vorteil. Ich bin dort genauso viel oder wenig gefahren wie meine anderen Fahrerkollegen aus der DTM auch. Aber natürlich freue ich mich auf mein Heimrennen.
Wie sieht die Unterstützung seitens der Familie und durch Freunde bei Ihrem Heimrennen aus?
Man reist mit einem besseren, positiveren Gefühl zu dem Heimrennen. Ich freue mich natürlich, wenn ich am Nürburgring viele bekannte Gesichter im Fahrerlager treffe. Aber wenn man dann im Auto sitzt, hilft es nicht wirklich, wenn die Familie und Freunde an der Rennstrecke sind – da konzentriert man sich voll und ganz aufs Fahren. Als Fahrer bekomme ich dann von dem, was draußen an der Strecke so alles passiert, eigentlich nicht mehr viel mit.