Klare Kante in der DTM: Gerne mehr davon!
Die DTM bot zum Auftakt reichlich Action
Timo Scheider gegen Antonio Felix da Costa («Verdammtes Arschloch»), Gary Paffett gegen Mattias Ekström («Idiot») oder Bruno Spengler gegen Esteban Ocon («Dummer Idiot»): man wusste in Hockenheim gar nicht mehr, wo man hinschauen oder hinhören sollte. Ein Crash nach dem anderen, ein Ausfall nach dem anderen und verbale Entgleisungen obendrauf – in der DTM herrscht offenbar ein ganz neuer Ton.
Beschimpfungen gab es in der Vergangenheit freilich auch schon, die Häufung war beim Saisonauftakt aber schon auffällig. Auch, dass nicht mehr nur hinter vorgehaltener Hand kritisiert wird, ist ein Stück weit neu.
Es waren bislang immer die üblichen Verdächtigen, die ihre Meinung frei Schanuze herausposaunt haben. Inzwischen sind es deutlich mehr Fahrer, die sich trauen, noch mehr das zu sagen, was sie denken. Eine Selbstverständlichkeit? Ja, aber in der DTM war es genau das lange Zeit nicht.
Denn gab es früher oft durch die PR-Mangel gedrehte Standardsätze zu hören, hauen die Fahrer inzwischen mehr auf die Kacke, zeigen klare Kante. Ganz offensichtlich haben auch die Hersteller gemerkt, dass Fahrer nur selten ihr Profil schärfen können, wenn sie mit einem Helm im Auto sitzen und auch nur so präsentiert werden. Und die Fahrer sollen es schließlich sein, die im Mittelpunkt stehen sollen.
Das hatten die Verantwortlichen vor der Saison nochmals betont. Natürlich ist das nicht neu. Neu daran ist die Umsetzung. BMW, Mercedes und Audi haben das zum einen visuell erledigt. Konnten die Fahrerlagerbesucher früher vor allem die Boliden in Leinwandgröße auf den Hospitalitys bestaunen, grinsen in diesem Jahr die Fahrer auf die Fans herunter. Klar: Alleine durch Poster oder Leinwände oder Autogrammstunden macht man noch keine Helden.
Doch endlich tut die Serie, die seit Jahren nach den viel zitierten Typen ruft, mal etwas für diese Typen, lockert die Leine. Da werden dann auch Zweikämpfe im Rennen nach dem Rennen gestenreich in der Mixed Zone geklärt, vor den Journalisten.
Da wird dann auch munter über die fragilen Autos geschimpft, über das Reglement und die Zugeständnisse an BMW. Dinge, die in der Häufung und in der Breite so früher undenkbar waren. Luft nach oben gibt es immer noch, doch war Hockenheim ein guter Anfang. So darf es gerne weitergehen.