Eisspeedway: Zwei Schattenfahrer mit langer Historie
Toni Pilotto und sein Team hatten große Schwierigkeiten, für das Inter-Meeting in St. Johann ein volles Fahrerfeld zusammen zu bekommen. Am Ende wurden es statt der üblichen 16 nur 12, von denen aber nur elf an den Start rollen konnten. Aufgrund der schwierigen Umstände, mit denen der Sport kämpft, ist die Zahl der Aktiven in den letzten Jahren deutlich geschmolzen. Neben den Topleuten, die professionell an den Sport herangehen, wie Martin Haarahiltunen, Franky Zorn, Luca Bauer oder Max Niedermaier, braucht es auch die «Hobbyfahrer», die das Feld füllen.
Österreich hatte in vergangenen Jahren und Jahrzehnten Weltklassefahrer wie Harald Simon und Franz Zorn. Einer stand im Schatten, der aber immer dabei war und noch dabei ist: Josef Kreuzberger. Der Salzburger ist jetzt 51 und begann mit dem Sport 2004. Diese ist seine 22. Saison. Zu den großen Erfolgen hat es nie gereicht, aber «Josh», wie er von allen genannt wird, war mehrfach in WM-Qualifikationen und auch bei ganz großen Rennen dabei. Dabei war ihm nie ein Weg zu weit. Er fuhr sogar als Reservefahrer bis nach Russland.
Eisspeedway bezeichnet Josh als sein Hobby. Einen anderen Motorsport hat er nie betrieben. Da er in Bischofshofen wohnt, unter der großen Skisprungschanze, wurde ihm der Sport in die Wiege gelegt: Die Speedwaybahn St. Johann ist nur fünf Kilometer entfernt.
Beim Rennen in St. Johann hatte das Clubmitglied eine Doppelfunktion: Einmal als Fahrer, und zuständig war Josh auch für die Beschallung von Stadionsprecher Gerald Pilotto und für das Musikprogramm.
Der Salzburger setzte sich auch beim Heimrennen keine großen Ziele: «Ich fahre, weil und solang es mir Spaß macht.» Immerhin sprang für den Lokalmatadoren ein siebter Platz, Platz 3 im B-Finale, mit fünf Punkten heraus. An seinen beiden Motorrädern macht der gelernte Mechaniker alles selbst.
Dieses Jahr wartet auf den Bischofshofener noch ein Highlight: Er repräsentiert Österreich bei der Europameisterschaft am 8. März in Sanok – hoffentlich zusammen mit Franky Zorn. Ans Karriereende denkt er nicht. Posa Serenius fuhr bis 65, also hätte Josh noch mehr als zehn Jahre Zeit: Da widerspricht er nicht.
Das deutsche Pendant zu Josef Kreuzberger ist Reinhard Greisel. Der Allgäuer aus Stötten erlebt gerade seinen dritten Frühling. Er kam durch seinen Vater Franz Greisel zum Sport, der bis vor wenigen Jahren Oldierennen in der EVLS-Serie fuhr. Das machte auch Sohn «Reini», der seit über 25 Jahren aktiv und bereits 60 Jahre alt ist. Im letzten Jahr wurde er in der Zweiventilklasse sogar Vizemeister. Doch sein Metier ist die Eisbahn: «Ich war in Schweden, habe fünf Tage trainiert und dann nochmal zwei in Weissenbach. Und dann fuhr ich in St. Johann – eine gute Vorbereitung auf die WM-Qualifikation in Schweden nächste Woche.»
Greisel junior gibt alles für diesen Wintersport: «Eisspeedway ist unglaublich. Das Feeling kann man nicht beschreiben, das muss man erleben. Und ein bisschen verrückt muss man sein. Eisspeedway ist die kleinste Motorsportfamilie, die es gibt.»
Reinhard Greisel ist Mitglied im MSC Weissenbach und startet auch für das Inn Isar Racing Team. Trotz seines fortgeschrittenen Alters erlebt der Maschinenschlosser diese Woche ein Highlight seiner Motorsport-Karriere: Mit Luca Bauer, Franz Mayerbüchler und Maxi Niedermaier ist er als deutscher Fahrer bei der WM-Qualifikation in Örnsköldsvik (1. Februar, 12 Uhr) am Start. «Wie ich zu der Ehre komme, weiß ich auch nicht. Ich bin gefragt worden, ob ich es mir zutraue. Ich fühle mich gut. In Schweden beim Training sah die Sache ganz gut aus, also fahre ich die Quali für Deutschland mit.»
In St. Johann war Reini erstaunlich schnell, fuhr aggressiv. Obwohl einmal gestürzt, kam er auf fünf Punkte und den zweiten Platz im B-Finale – Rang 6. In Örnsköldsvik wird ein anderer Wind wehen. Aber egal, wie es für ihn ausgeht, er wird auch nach dem Rennen sagen: «Eisspeedway ist unglaublich.»