Dimitrij Koltakov: Beinbruch, Weltmeister, Wahnsinn
Dass Dimitrij Koltakov überhaupt Weltmeister werden konnte, ist seinem Kampfgeist und Mut zu verdanken. Nach einem Ausfall im ersten Lauf zur Russischen Meisterschaft Ende Dezember in Togliatti folgte im zweiten Lauf der Schock: Nikolai Krasnikov fiel in Führung liegend aus. Der hinter ihm fahrende Koltakov konnte nicht mehr ausweichen, kam von der Piste ab und schlug hart in die Bretterwand in der Lada-Stadt ein. Das Bein war gebrochen und niemand wusste, wie lange Koltakov aussetzen muss.
Obwohl er das Bein erst nach sechs Wochen hätte wieder belasten dürfen, fuhr er nach fünf Wochen bereits wieder Motorradrennen auf Eis! Beim GP-Auftakt in Moskau zeigte sich die Schwere der Blessuren noch: Der Ziehsohn von Rekord-Weltmeister Krasnikov konnte zwar schlecht laufen, aber bereits wieder Rennen fahren wie ein Halbgott.
Seit dem dritten GP-Lauf lag Koltakov an der Spitze der WM-Wertung und gab diese bis zum Schluss nicht mehr ab. Bereits ein Rennen vor Ende der zehnteiligen WM-Serie konnte er mit dem Sieg in Inzell am Samstagabend seinen ersten WM-Titel einfahren. Mit 24 Punkten Vorsprung auf den Zweitplatzierten Daniil Ivanov konnte ihn niemand mehr einholen. Am Ende waren es sogar 27 Zähler Vorsprung auf den Weltmeister von 2014.
Als er seinen ersten WM-Titel perfekt gemacht hatte, kämpfte der Russe mit den Tränen. «Es ist der Wahnsinn, dass ich es geschafft habe», sagte Koltakov zu SPEEDWEEK.com. «Mein Team hat wieder perfekt gearbeitet, die Maschinen liefen hervorragend. Ich bin sprachlos. Mein besonderer Dank geht an mein Team, die immer hart für mich gearbeitet haben und auch an die Fans die immer hinter mir stehen. Ein Traum ist wahr geworden.»
Ein Traum ist auch das Team von Koltakov, bestehend aus Marat Ganeev und seinem Vater Sergej. Kaum ein Team arbeitet so ruhig und gewissenhaft wie das Team des neuen Weltmeisters. Während andere Mannschaften bereits beim Abendbrot saßen, war das Team Koltakov meistens als Letztes in den Boxen aufzufinden. Sie schraubten und feilten an den Motorrädern, um alles perfekt vorzubereiten und nichts dem Zufall zu überlassen. Dabei zählen sie auch zu den hilfsbereitesten im Feld. Wer Hilfe brauchte, bekam sie vom Team Koltakov immer. Günther Bauer zum Beispiel, dem sämtliche Kotflügel nach drei Stürzen in Russland zerfetzt waren. Papa Koltakov hat sie über Nacht jedes Mal perfekt gespachtelt, als wären sie fabrikneu.
Übrigens: Viel Zeit zum Feiern bleibt Dimitrij Koltakov nach der Goldemedaille nicht. Der Eisspeedway-Weltmeister fährt im Sommer Motocross und wird bald in das Training einsteigen.