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GERT56: Realismus, Mitmenschlichkeit & Solidarität

Von Helmut Ohner
Die Räder stehen auch bei GERT56 still

Die Räder stehen auch bei GERT56 still

Auch wenn die Absage des Heimrennens in Oschersleben das BMW-Team GERT56 by GS Yuasa hart trifft, zeigt Teammanager Karsten Wolf in diesen Tagen Verständnis für die schwierige Entscheidung der Verantwortlichen.

Die ersatzlose Streichung der German Speedweek in der Motorsport Arena Oschersleben - geplant für das erste Juni-Wochenende - trifft das German Endurance Racing Team 56 by GS Yuasa als Lokalmatadoren besonders hart. Vor Freunden, Fans, Familien und Partnern war der Plan, in der Stocksport-Gesamtwertung der Langstrecken-Weltmeisterschaft verlorenen Boden auf die Konkurrenz gut zu machen.

«In Zeiten, wo die Lebensrisiken und Existenzängste durch die Corona-Krise selten größer waren, halten wir die Absage für absolut richtig. Wir stehen voll hinter der FIM, Eurosport Events und vor allem hinter der Motorsport Arena Oschersleben. Das Team rund um Ottmar Bange und Ralf Bohnhorst, mit Ihren vielen fleißigen Helfern, hat sich die Entscheidung sicher nicht leicht gemacht», so Teammanager Karsten Wolf.

«Sie haben die Verantwortung für Aktive, Teammitglieder, Medienleute, Zuschauer und Helfer. Niemand vermag die Situation in zwei Monaten abzuschätzen. Es sind nicht die Zeiten medizinische Kapazitäten zusätzlich durch Streckensicherung, notärztliche Erstversorgung, bis hin zu Hubschrauber- und Intensivkapazitäten durch unseren nicht risikolosen Sport und große Zuschauermassen zu binden.»

«Daher gilt es, solidarisch zu sein. Ein absolutes Credo von GERT56 ist die Fairness und so sorgen wir uns auch um unsere Freunde und Wettbewerber in den anderen Teams. Wir stehen gerade mit unseren Freunden von YART Yamaha und Team Bolliger Switzerland in engem Kontakt, wir bangen mit unseren Freunden in Spanien, Frankreich und Italien. Wir sehen aber ganz klar, dass die Reisebeschränkungen zum Renntermin Anfang Juni nicht einheitlich aufgehoben sein werden.»

«Lasst uns Rennen fahren, wenn alle Teams ohne Einschränkungen zu den Veranstaltungsorten reisen können, jeder Zuschauer sich frei bewegen und unseren Sport genießen kann und das Event keine Ressourcen im medizinischen Bereich bindet, welche derzeit zur Krisenbewältigung notwendig sind. Momentan ist nicht gewährleistet, dass alle Teams an den Rennen teilnehmen. Damit würde der Wettbewerb verzerrt.»

«Geht es nach der FIM und Eurosport Events wird der Tag der Rückkehr ins Renngeschehen für die EWC-Teams der 19. Juli 2020 in Suzuka sein, was aber sicher noch abzuwarten bleibt. Die Verlegung der 24 Stunden von Le Mans auf den Ende August ist bereits länger bekannt, ebenso stand der Termin für den Bol d’Or am 19./20. September als Auftakt der Saison 2020/2021. Doch der Klassiker soll nun das Finale der aktuellen Saison 2019/2020 werden.»

«Dies bedeutet, dass das Pensum von Bol d‘Or 2019, Acht-Stunden in Sepang 2019, 24-Stunden in Le Mans 2020 und Bol d’Or 2020 insgesamt drei 24-Stunden-Rennen und ein Übersee-Rennen finanziell gestemmt werden muss. Eurosport Events bietet als Promotor zwar dafür als Unterstützung 1.500 Euro an, doch dies stellt für ein reinrassigen Privat-Teams wie GERT56 es ist nur ein Tropfen auf den hießen Stein dar.»

«Das Wichtigste jedoch sind die Menschen, auf die sich jedes Privat-Team stützt. Für alle stehen nach der zweimaligen Verlegung des Rennens in Le Mans nun die nächsten Urlaubsstornierungen bei Ihren Arbeitgebern ins Haus, die schwierige rechtliche Lage dabei ist bekannt. Dabei auch alle emotional und ohne Direktkontakt bei der Stange zu halten und zu motivieren braucht Kraft, Leidenschaft und Überzeugung.»

«Wir dürfen aber auch unsere Partner nicht vergessen, die in wirtschaftlich erfolgreichen Zeiten Ihren unternehmerischen Erfolg mit unserer Mannschaft geteilt haben und die nun selbst um ihre Existenz kämpfen. Für uns ist es eine Sache der Ehre: Auch beim Ausfall von Leistungen werden in der kommenden Saison 2020/2021 alle die, die es möchten, am Bike von GERT56 kleben», zeigt Wolf Fairness gegenüber den Geldgebern.

Nach zwei Läufen belegt GERT56 im laufenden FIM Endurance World Cup der Superstock-Kategorie mit 37 Punkten Rückstand auf Moto Ain – die französische Equipe schloss die Saison 2018/2019 punktegleich mit GERT56 ab, aufgrund eines besseren Ergebnissen ging der Titel nach Frankreich – den dritten Gesamtrang. Bei noch 130 zu vergebenden Zählern besteht für die Truppe aus Pirna noch die Möglichkeit auf Revanche, sollte sich das Corona-Virus nicht als Spielverderber erweisen.

Nach dem Verbot von Großveranstaltungen bis zum 31. August in Deutschland steht nun auch der absolute Höhepunkt in der bisherigen GERT56-Geschichte vor dem Aus! Mit Lucy Glöckner war vom 31.07. bis zum 02.08. eine Wildcard-Teilnahme an der FIM Superbike Weltmeisterschaft in Oschersleben geplant. Dafür wurde im Winter eine BMW S1000RR K67 aufgebaut und bereits Anfang März in Spanien einem erfolgreichen Rollout unterzogen.

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