Abt und das Erlebnis Extreme E: «Was ist hier los?»
Der Bolide von Abt
Die Extreme E hat aber genau das geschafft. Als eine Art Start-up-Event, bei dem man vor Ort dann doch ein wenig die Hände über den Kopf zusammenschlägt.
«Und das betrifft alle Richtungen. In Richtung Promoter, in Richtung Teams, wo man sich denkt: ‚Oh Mann, was ist denn hier los?‘», verriet Abt-Teamchef Thomas Biermaier im Gespräch mit SPEEDWEEK.com mit einem Augenzwinkern. «Aber da muss man lernen. Es passieren nun mal Fehler, und da ist man auch nicht böse.»
Neun Teams sind in der neu gegründeten Serie am Start, neben Abt aus Deutschland auch das Team Rosberg. Neben Elektrifizierung und Umwelt will die Extreme E auch das Thema Gleichstellung adressieren, weshalb die Teams mit einem Mann und einer Frau besetzt sind, bei Abt zum Beispiel mit Mattias Ekström und Jutta Kleinschmidt.
Es wird mit einem Einheitsauto gefahren, das für die Serie entwickelt wurde. Konstruiert wurde der Bolide von Spark Racing Technology in Frankreich, er besteht aus einem Rohrrahmen mit Niob-verstärkter Stahllegierung, einer Crashstruktur und einem Überrollkäfig. Angetrieben wird der er von zwei Elektromotoren, er kommt auf eine Spitzenleistung von 400 Kilowatt beziehungsweise 544 PS und schafft es in 4,5 Sekunden von null auf 100 km/h. In der Spitze sind 200 km/h möglich
In Kangerlussuaq, einem kleinen Ort in Grönland, trägt die rein elektrische Serie am Wochenende (28. und 29. August) ihr nächstes Event aus.
Wie bewertet Abt das Abenteuer, auf das sich die Elektro-Pioniere (in der Formel E war Abt auch von Anfang an dabei) mal wieder eingelassen haben?
«Das muss man mitmachen, weil es etwas komplett Neues ist. Es ist aber noch relativ schwer zu bewerten», sagte Biermaier: «Sportlich hatten wir alles andere als einen guten Auftakt. Die Rennen waren an coolen Locations. Aber die Serie muss wachsen – von Rennen zu Rennen gibt es Änderungen am Reglement. Wir wollen alle, dass das Projekt erfolgreich ist. Deshalb werden wir von Event zu Event als Serie besser.»
Was neben einem stabilen Reglement besser werden sollte: der Kalender. Nach dem Auftakt im April in Saudi-Arabien gab es fast zwei Monate Pause bis zum zweiten Rennwochenende Ende Mai im Senegal. Nun sind weitere drei Monate vergangen, zwei weitere werden es bis zum vierten Rennwochenende auf Sardinien sein.
«Das sind gefühlt alles Einzelevents, man muss die Leute alle wieder neu abholen», sagte Biermaier. «Das ist schwierig, weil du mit dem Schiff immer lange unterwegs bist. Aber wir sind im ersten Jahr, und da muss man fair sein und dem Promoter genug Zeit geben. Wenn das mal alles eingespielt ist, macht ein komprimierter Kalender wohl mehr Sinn.»
In der Gesamtwertung belegt Abt nach zwei Event mit Pleiten, Pech und Pannen mit 35 Punkten Rang sieben. Eine Folge: Kleinschmidt löste Claudia Hürtgen nach zwei Events ab. «Das ist wie ein Traum, der wahr wurde», sagte die bisher einzige weibliche Dakar-Siegerin: «Ich habe mich im Abt-Team sofort sehr willkommen gefühlt. Die Herausforderung im Senegal bestand darin, mich innerhalb weniger Stunden an das Auto und alle Abläufe zu gewöhnen. Die Herausforderung in Grönland wird eine andere sein: Nach den heißen Temperaturen und dem vielen Sand in der Wüste müssen wir uns nun an die völlig anderen Bedingungen in der Arktis gewöhnen.»
Eine weitere Herausforderung für Abt: Die Zukunft muss geplant werden. Denn es ist noch offen, ob das Team auch 2022 dabei sein wird, bestätigte Biermaier: «Das Ziel ist es, dabei zu sein. Um das vierte Rennen herum gibt es eine Evaluierung, ob wir 2022 wieder am Start sind. Wir haben einen guten Partner mit Cupra. Die sind trotz des sportlichen Fehlstarts zufrieden. Die Tendenz geht aber zu einer zweiten Saison – so schnell gibt man nicht auf.»