GTE: Wechseln weitere Teams den Reifenhersteller?
Ein Ferrari 488 GTE mit ungewöhnlicher Bereifung
SPEEDWEEK.com sprach mit Car Motorsport Manager Alexander Kühn und den Technical Project Leader Motorsport Bernd Seehafer von Dunlop im Rahmen der Testfahrten auf der Rennstrecke in Aragón.
In der GTE-Pro-Klasse war Dunlop 2016 erfolgreich mit Aston Martin unterwegs. Welche Auswirkungen wird dieser Erfolg hinsichtlich 2017/2018 in der GTE-Klasse haben?
Alexander Kühn (AK): «Es gibt natürlich Teams, die das beobachten und die ganz klar bemerkt haben, welche Erfolge wir zusammen mit unserem Partner Aston Martin errungen haben. Das hat natürlich Auswirkungen auf die kommende Saison. In 2017 sind wir in sehr aussichtsreichen Gesprächen mit Teams. Auch hier gibt es noch keine offizielle Pressemitteilung. Deswegen können wir an dieser Stelle noch nicht mehr sagen, aber wir werden auf jeden Fall mehr Fahrzeuge in der GT-Klasse in der WEC in 2017 haben.»
Was gab es denn für gravierende Lerneffekte mit Aston Martin in der ersten gemeinsamen Saison in 2016?
Bernd Seehafer (BS): «Mit Aston Martin haben wir die Reifenspezifikationen entwickelt, die relevant für die verschiedenen Rennstrecken sind. Wir haben auch viele Test-Sessions gehabt. Wir haben großes Know-How generiert, welches wir jetzt multipel auf den verschiedenen Plätzen einsetzen können. Und das wirkt sich dann natürlich auch positiv aus, um Know-How auf andere Motorsportserien transferieren zu können.»
Wie schätzen Sie den LMP3-Markt ein?
AK: «Der Markt hat sich in den letzten zwei Jahren gut entwickelt. Das war so für alle Beteiligten nicht ganz vorhersehbar. Fakt ist, dass der Erfolg da ist. Es wurden bereits weit mehr als 100 Autos verkauft - weltweit. In den festgeschriebenen aktuellen Rennserien gibt es bestehende Verträge mit dem Wettbewerb. Der Markt ist für uns jedoch auch sehr interessant, vor allem da jetzt vereinzelte Fahrzeuge auch in den offenen Wettbewerb kommen. Z.B. in einer Meisterschaft, die wir ausrüsten – die DMV GTC. Hier hat sich auch schon das erste LMP3-Fahrzeug für das Rennen in Hockenheim angemeldet. In Zukunft werden wir uns deutlich mehr in dieser Klasse engagieren.»
Es wird viel über Rennstrecken, Rennserien und Rennwagen geschrieben. Weswegen sollte aus ihrer Sicht über Rennreifen berichtet werden?
BS: «Das Thema Reifen ist sehr speziell. Im allgemeinen wird der Reifen als etwas Alltägliches empfunden, das schwarz und rund ist. Es ist aber viel mehr. Man muss sich einfach einmal überlegen, unter welchen Bedingungen das Bauteil Reifen funktionieren muss. Mit Reifen kann man bestimmte Ereignisse im Motorsport speziell gestalten oder zumindest mitgestalten. Für den Leser werden die Ereignisse an der Rennstrecke sicherlich noch interessanter, wenn die Geschichte hinter der Geschichte transparenter wird.»
AK: «Also, von außen sieht der Reifen immer gleich aus. Aber anders als bei Automobilfahrzeugen, bei denen die Veränderung sehr schnell sichtbar werden, wird die stetige Weiterentwicklung beim Reifen nur schwer ersichtlich. Jedes Rennen aufs Neue ist es unser Bestreben, den jeweiligen Ansprüchen entsprechend weiterentwickelte Reifen zu bringen. Nur werden diese Entwicklungen für Außenstehende nicht so einfach sichtbar.»
Also sind es bei den Reifen die inneren Werte, die entdeckt werden müssen?
AK: «Genau. Es kommt auf die inneren Werte an. (lacht) Aber ernsthaft: Genauso ist es.»
Finden Sie hier den ersten Teil des Interviews, in welchem über die LMP1 und LMP2 gesprochen wurde.