Toyota-LMP1 bis 2019 mit der Bezeichnung TS050 Hybrid
Herr Leupen, beim Saisonstart in Silverstone konnten wir bereits das erste Duell zwischen Toyota und Porsche erleben. In der Qualifikation lagen Sie anderthalb Sekunden vorne und haben die schnellste jemals gefahren LMP1-Runde um über zweieinhalb Sekunden unterboten. Wo kommt der Zeitgewinn her?
Da sollte man das Gesamt-Fahrzeug betrachten. Aufgrund der Regularien haben wir ein komplett neues Aero-Konzept machen müssen. Daneben sind wir aber auch andere Bereiche angegangen, beispielsweise die Gewichtsoptimierung und natürlich unseren Power-Train. Wir haben einen komplett neuen Motor. Und auch die Elektromotoren, die wir für unser Hybrid-System brauchen, wurden überarbeitet. Diese sind kleiner geworden. Fast alle Teile wurden von den Ingenieuren angefasst. Und bis jetzt läuft es ganz gut.
Was ist denn die spezifische Stärke TS050 Hybrid im Rennen?
Unsere Stärke ist eindeutig das Laden des Hybrid-Systems auf kurvigen Strecken. Und dann sind wir natürlich aerodynamisch sehr gut aufgestellt. Daneben spielt auch eine große Rolle, dass wir nicht nur ein gutes Team haben, sondern dass dieses auch noch sehr gut mit den Reifen umgehen kann. In diesem Bereich waren wir ja noch nie wirklich schlecht unterwegs.
Sie sagen es. In den letzten Jahren galt Toyota als der Reifenflüsterer der LMP1. Da ist das neue Reglement mit nur noch vier Sätzen für Qualifikation und Rennen doch perfekt für Sie?
Trotzdem müssen wir mit den Reifen weiterhin gut umgehen. Neben der Aerodynamik ist das die andere große Änderung im Reglement in diesem Jahr, auf die wir reagieren mussten. Jedes Team wird jetzt Doppelstints fahren. Das führt auch dazu, dass man mit weniger Risiko angreifen kann.
Bei den Rennen in Spa-Francorchamps und in Le Mans tritt Toyota mit drei TS050 Hybrid an. Ist es richtig, dass dieses zusätzliche Auto deswegen kam, weil die Entwicklung für das dritte Hybrid-System eingefroren wurde und somit Budget übrig war?
Wir haben hier zwei Faktoren. 2015 wurde am Nürburgring entschieden – gegen unseren Widerstand – dass ein drittes Hybrid-System eingesetzt werden soll. Audi und Porsche waren sich einig und wir mussten da mitziehen. Dann kam der Ausstieg von Audi im letzten Jahr. Dementsprechend gab es eine Rolle rückwärts und es wurde festgelegt, dass es bei zwei Hybrid-Systemen bleibt und, was besonders interessant ist, dass auch die Monocoque-Entwicklung eingefroren wurde. Denn für 2018 wäre eigentlich ein neues Monocoque dran gewesen. Diese Änderungen bedeuten für uns, dass wir nun ganz anders planen können. Ein drittes Auto, wofür wir das Monocoque brauchen, ist relativ schnell eingesetzt. Das Monocoque kann nachher wieder als Ersatz verwendet werden. Aber nicht nur 2017, sondern auch 2018 und 2019. Also haben wir eine wesentlich höhere Effizienz.
Das bedeutet dann ja auch, dass die Wahrscheinlichkeit des Einsatzes eines dritten Autos für 2018 und 2019 dadurch gestiegen ist?
Wenn es so bleibt, wie es momentan ist, dann ja. Aber wir müssen sehen, dass wir irgendwo eine Kosteneffizienz reinbekommen müssen. Nichtsdestotrotz: Wir können gegenüber Japan zeigen, welche Kosten wir haben und die entscheiden letzten Endes, ob wir ein drittes Auto machen oder nicht. Das können wir nicht vorweg nehmen. Das muss natürlich ins Gesamtkonzept passen.
Werden denn alle Toyota-LMP1 bis ins Jahr 2019 TS050 Hybrid heißen, da sie ja eine Weiterentwicklung darstellen und keine Neuentwicklung?
Richtig. Das wäre dann so. Wir haben mit Porsche das Gentleman-Agreement auf das Monocoque und daran müssen wir uns auch halten. Deswegen heißen die Autos bis 2019 TS050.