Formel 1: Abschied in der Unterhose

Aus und vorbei: Peugeot kommt nicht in die LMP1

Von Oliver Müller
Der Peugeot 908 aus dem Jahre 2011

Der Peugeot 908 aus dem Jahre 2011

Anstatt in Le Mans und der FIA WEC um Siege zu kämpfen, fokussiert sich Peugeot lieber auf Rallycross. Somit bleibt Toyota der einzige Werksvertreter in der Königsklasse der Sportwagen. Doch wie lange noch?

Sehnsüchtig wartete die motorsportliche Sportwagen-Gemeinde in den letzten Wochen und Monaten auf eine Entscheidung des PSA-Konzerns bezüglich einer Rückkehr von Peugeot in die LMP1-Klasse. Nun kam endlich eine Wasserstandsmeldung aus Paris. Jedoch umfasst diese keinen Einstieg in die große Prototypen-Klasse. Vielmehr erhält das Hansen-Team aus der Rallycross-WM (WRX) weitere Werksunterstützung. Was im Lager der Drift-Künstler sicherlich für strahlende Gesichter sorgt, bringt die Sportwagen-Welt weiter ins Wanken.

Circa 220 Kilometer südwestlich von Paris hat man bereits auf diesen Entschluss reagiert. «Der Automobile Club de l’Ouest hat wahrgenommen, dass Peugeot sich entschlossen hat, sein Programm in anderen Rennserien als dem Langstrecken-Sport zu intensivieren. Uns bleibt nichts anderes übrig, als dies zu akzeptieren. In den kommenden Jahren können wir jedoch sicherlich ein Meeting vereinbaren, um ihnen das Interesse an unserer Art des Motorsports schmackhaft zu machen», ließ der Veranstalter der 24 Stunden von Le Mans verlauten.

Peugeot hatte gemeinsam mit Porsche und Toyota an der Entwicklung der zukünftigen LMP1-Regeln mitgeholfen. Diese wurden im Rahmen der 24 Stunden von Le Mans Mitte Juni diesen Jahres mit großem Tamtam offiziell vorgestellt. Jedoch erwies sich das für 2020 angedachte Konzept als Mega-Rohrkrepierer. Bereits gut einen Monat später verkündete Porsche seinen LMP1-Ausstieg zum Ende der Saison 2017. Schon zu diesem Zeitpunkt verabschiedeten sich auch die Regelhüter von den angedachten Regularien, da diese einfach viel zu komplex und natürlich auch viel zu teuer in der Realisierung sind.

Seitdem ist man auf eine kosteneffizientere LMP1-Kategorie aus. Entsprechend auch die Aussage im aktuellen ACO-Statement: «Wir verfolgen unserer Strategie, eine zugängliche Königsklasse zu kreieren, die viel kleinere Budgets erfordert, als in den letzten Jahren. Diese waren exponentiell gewachsen, wie es oft der Fall ist, wenn mehrere Hersteller involviert sind.»

Somit bleibt im Moment Toyota als letzter werksseitiger Vertreter im LMP1-Sport übrig. Doch auch die Japaner wollen noch in diesem Monat über ihr weiteres Engagement etwas verlauten lassen. Für Toyota hat es elementare Bedeutung, auch zukünftig gegen Konkurrenten auf Augenhöhe antreten zu können. Der nun erfolgte negative Bescheid seitens Peugeot wird sich inzwischen aber auch bis nach Japan durchgesprochen haben.

Schon seit jeher gilt im Langstrecken-Sport jedoch auch ein ungeschriebenes Gesetz: Immer dann, wenn sich die Werke nach einer langen Phase der Dominanz aus der Königsklasse verabschieden, sprießen wieder die Engagements der Privatteams. Denn es besteht die Möglichkeit, tatsächlich eine Chance auf den Gesamtsieg bei den 24 Stunden von Le Mans zu haben.

Gerade erst hat das ByKolles Racing Team seinen ENSO CLM P1/01-Nismo auf dem Hungaroring für 2018 getestet. Außerdem hat auch der britische Konstrukteur Ginetta drei seiner neuen LMP1 verkauft. Mit BR Engineering/Dallara kommt noch ein zusätzlicher Player mit an Bord. Und auch bei Oreca in Frankreich wird der Bau eines LMP1 überlegt.

Ab 2020 sollen dann die angesprochenen kostengünstigeren LMP1-Regeln in Kraft treten. Wie diese im Detail aussehen, wird gerade intensiv erarbeitet. Mit am Tisch sitzt dabei auch die amerikanische IMSA-Serie.


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