Dokumentation über Porsches LMP1-Programm
Der Traum wird wahr: Nick Tandy, Earl Bamber und Nico Hülkenberg (v.li.) siegen in Le Mans
Es ist DAS Thema der Sportwagen-Szene des Motorsports in den vergangenen Jahren – die Rückkehr von Porsche auf die grosse Bühne der Le Mans Prototypen. Nachdem der Zuffenhausener Sportwagen-Hersteller sich nach der Saison 1998 und dem Sieg bei den 24 Stunden von Le Mans zurückgezogen hatte, bzw. lediglich in den kleineren GT-Klassen am Start war, wurde im Jahr 2011 der neuerliche, grosse Angriff auf die Krone der Langstrecke beschlossen.
Mit einer Handvoll Mitarbeiter baute Leiter LMP1 Fritz Enzinger nach und nach eine inzwischen über 230 Fachkräfte starke Truppe auf, die unabhängig von der eigentlichen Motorsportabteilung des Hauses agiert. Schlüsselpersonen wie der Technische Direktor Alex Hitzinger oder Teamchef Andreas Seidl wurden unter Vertrag genommen. Im Porsche Entwicklungszentrum Weissach bezog man eigens für das Projekt errichtete Gebäude. Es entstand der revolutionäre Rennwagen, der später auf den Namen 919 Hybrid getauft wurde. Erster Rollout des Testträgers war Mitte 2013. Damals am Steuer: Der aktuell amtierende Sportwagen-Weltmeister Timo Bernhard.
Nach weiteren geheimen Testfahren rund um den Globus erlebte das Team Mitte April 2014 bei den 6 Stunden von Silverstone, dem Saisonauftakt der Sportwagen-WM (FIA WEC), seine Feuertaufe. Schon beim zweiten Rennwochenende, den 6 Stunden von Spa-Francorchamps, schnappte sich einer der beiden mit zwei Hybridsystemen ausgestatteten Wagen die Pole-Position gegen die starke Konkurrenz von Audi und Toyota.
Nachdem das Team schon beim ersten Auftritt bei den 24 Stunden von Le Mans teilweise das Rennen angeführt hatte, blieb 2014 jedoch der grosse Triumph noch versagt. Aber schon beim Saisonfinale der FIA WEC in Brasilien konnte mit dem Piloten-Trio Romain Dumas, Neel Jani und Marc Lieb der erste Sieg in der WM eingefahren werden.
Weitere sollten in der Saison 2015 folgen. Nicht nur, dass das Team um Fritz Enzinger die Sportwagen-WM dominierte und sowohl der Marken-, als auch mit Timo Bernhard, Brendon Hartley und Mark Webber der Fahrer-WM-Titel sichergestellt wurde; es gelang noch viel Grösseres: Der 17. Gesamtsieg Porsches bei den 24 Stunden von Le Mans. Schon in der zweiten Rennsaison wurde also das grosse Ziel des Programms erreicht. Enzinger hatte den Porsche Vorständen das geliefert wofür er eingestellt wurde – und das sogar schon früher als die ursprüngliche Planung dies vorgesehen hatte.
Wer die fabelhafte Geschichte des Porsche LMP1-Teams noch einmal Revue passieren lassen möchte, dem sei die folgende Dokumentation ans Herz gelegt. Vom ersten Kickoff bis zur grossen Triumph-Fahrt von Nick Tandy, Earl Bamber und Nico Hülkenberg beschreibt Enzinger die Stationen des Programms und gibt nicht nur interessante und spannende Einblicke hinter die Kulissen, sondern lässt den Zuseher auch an seinen Emotionen, Gefühlslagen und Empfindungen teilhaben. Genauso schildern Alex Hitzinger, Andreas Seidl und weitere Protagonisten das Projekt aus ihrer ganz persönlichen Sicht.
Für jeden Liebhaber der 24 Stunden von Le Mans ist das Stück eigentlich ein Muss. Doch Vorsicht: Für diejenigen, die noch keine Anhänger des so traditionellen und romantischen Sportwagen-Sports sind, besteht jedoch akute Suchtgefahr.