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Max Verstappen: Ausgekocht wie Michael Schumacher

Von Mathias Brunner
​Luca Baldisserri (53) war jahrelang Renningenieur am Ferrari von Michael Schumacher, später kümmerte er sich sechs Jahre lang um den Nachwuchs der Ferrari-Fahrerakademie. Er spricht über die jungen Wilden.

Der Italiener Luca Baldisserri kümmerte sich von 2010 bis 2016 um den Nachwuchs von Ferrari. Schon als Kartfahrer wurde dabei der junge Kanadier Lance Stroll ins Förderprogramm der Italiener aufgenommen. Baldisserri ist vom jungen Stroll so überzeugt, dass er anfangs 2016 Ferrari verliess und dem Millionärssohn zu Williams folgte. Der frühere Renningenieur von Michael Schumacher spricht im Corriere dello Sport über drei Talente, welche in Zukunft noch viel zu reden geben werden – Max Verstappen, Mick Schumacher und Lance Stroll.

Zu Max Verstappen sagt der Italiener: «Ich finden ihn ausgekocht wie Michael Schumacher. Unglaublich, wie er nach sieben Monaten in der Formel 3 bereits im Formel 1 gesessen hat. Er ist noch nicht so weit wie Michael Schumacher, aber er hat eine fabelhafte Zukunft.»

«Ich kann es nicht verleugnen, dass wir uns dieses Supertalent durch die Lappen gehen liessen. Zu Beginn der Saison 2014 haben wir im Rahmen der Floria Winterserie bemerkt, dass er etwas Besonderes ist. Wir hätten ihn aber nie so in die Formel 1 bugsieren können, wie das Red Bull bei Toro Rosso konnte und wie es auch das Ziel von Jos Verstappen war.»

Sein Schützling Lance Stroll erinnert Baldisserri «an Kimi Räikkönen. Auch Stroll ist in schnellen Kurven extrem stark. Er arbeitet überaus hart an sich, was nicht selbstverständlich ist, weil er aus einer sehr wohlhabenden Familie kommt. Manchmal kann es vorkommen, dass üppige Unterstützung für einen jungen Piloten zwar gut ist, um die Saison abzusichern, aber reichlich Mitgift muss nicht die beste Motivation sein. Stroll hat nun die Formel-3-EM gewonnen, ich glaube, er ist bald reif für die Formel 1. Die Tatsache, dass wir 2017 eine neue Generation von Rennwagen haben, macht es für die Neulinge einfacher.»

Klar wird Luca Baldisserri auch auf Mick Schumacher angesprochen. Ist es ihm nie in den Sinn gekommen, mit Mick den gleichen Weg zu gehen wie zuvor mit Michael? «Nie?» fragt Baldisserri zurück. «Ich denke jeden Tag daran.»

Im vergangenen Frühling hat sich unser Kollege Leo Turrini mit Baldisserri zusammengesetzt. Leos Kolumne «Profondo Rosso» wird in Maranello mit grösster Aufmerksamkeit gelesen, denn Turrini ist einer der wenigen Journalisten, die bei Ferrari das Gras wachsen hören. Von so mancher Trennung eines Spitzentechnikers lasen die Fachkräfte zuerst in Profondo Rosso.

Von Baldisserri wollte Leo einfangs wissen, was er aus ein wenig Distanz von der Formel 1 denke. Luca meinte: «Ich spüre keine Nostalgie, was die Grands Prix angeht. Ich werde nicht zurückkehren, das ist Teil meiner Vergangenheit. Generell finde ich: Wenn du so lange in diesen Kreisen gearbeitet hast, dann soll man dieser Welt, die so lange deine eigene war, mit Wohlwollen gegenüberstehen. Und deine Nachfolger in Ruhe arbeiten lassen.»

Dann schlägt Baldisserri einen Bogen vom alten Schumacher zum jungen. «Ich kümmere mich ja um Lance Stroll, der fürs Team Prema fährt. Also verfolge ich auch Mick Schumacher, der für Prema in der Formel 4 fährt. Wir haben vor kurzem in Imola getestet. Der Nachname wiegt schwer auf Mick, in Deutschland wird er vom Medieninteresse beinahe erdrückt. Das ist unvermeidlich. Von seinem Vater hat er die Methodik gelernt, ganz offenbar hat ihm der Papa im Kartsport viel beigebracht. Wohin das bei Mick führen wird, das kann heute noch keiner sagen.»

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