Jenson Button schlachtet Heilige Kuh: GP kürzer
Jenson Button
Die Grand-Prix-Distanz von rund 300 Kilometern ist vielen Formel-1-Fans heilig. 1972 wurde eine Regel eingeführt, wonach ein Grand Prix mindestens 250 Kilometer lang sein soll und maximal 400 Kilometer. Anfang der 80er Jahre wurde die Maximaldistanz auf 320 Kilometer gesenkt, heute beträgt die Maximaldistanz 305 km oder zwei Stunden.
Jenson Button, Formel-1-Champion 2009 und 15facher GP-Sieger, gibt bei den Kollegen von Autosport zu bedenken: «Klar haben wir noch immer ein Stammpublikum, die seit zehn, zwanzig oder dreissig Jahren Formel 1 gucken. Und die sehen sich auch ein ganzes Rennen an. Aber wir müssen wieder mehr Fans ansprechen.»
«Wenn wir die jungen Menschen abholen wollen, dann ist es sehr schwierig, sie für 90 Minuten oder mehr an einen Bildschirm zu fesseln. Die Leute haben einfach eine kürzere Aufmerksamkeitsspanne als früher. Und das gilt nicht nur für jüngere Menschen. Wir sind ja inzwischen selber wie Kids, die eine bestimmte Sache nur eine gewisse Zeit lang machen – dann möchten wir etwas Anderes tun.»
«Ich tue mich selber schwer damit, eineinhalb Stunden vor der Glotze zu sitzen und einen Film anzuschauen. Ich will aktiv sein. Die Formel 1 ist die Formel 1, und es würde mich schmerzen, etwas zu ändern, weil die GP-Distanz eben Teil der Tradition ist. Aber wir müssen uns weiter entwickeln, wenn unser Sport relevant bleiben soll. Wir müssen mit der Zeit gehen.»
«Vieles hat auch mit einer unterschiedlichen Wahrnehmung zu tun. Wenn ich mir einen Grand Prix schaue, dann finde ich das spannend. Andere fangen an zu gähnen und meinen – naja, es hat nur ein paar Überholmanöver gegeben, zehn Minuten waren vielleicht richtig gut, aber der Rest ...»
«Für mich sind aber genau diese Manöver das Tolle, weil ich weiss, wieviel die Fahrer da investiert haben, dass sie alles auf eine Karte gesetzt haben, um am Gegner vorbei zu kommen.»
«Zehn Minuten Action innerhalb von neunzig Minuten eines Rennens, das reicht für viele Menschen einfach nicht mehr, und ich kann das nachvollziehen. Kurze Rennen sind in Mode. Eine Faszination der Leichtathletik ist doch, dass der Sportler in relativ kurzer Zeit explodieren muss. Ich könnte nie eine Tour-de-France-Etappe schauen, was mehrere Stunden in Anspruch nimmt.»
«Wir müssen es wieder schaffen, ein jüngeres Publikum anzuziehen. Aber wie im Detail wir das schaffen wollen, das ist die schwierige Frage.»
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