Formel 1: Kritik an Sebastian Vettel ist scheinheilig
Sebastian Vettel sorgt für Kontroversen und Schlagzeilen
Ja, klar, die Wortwahl von Sebastian Vettel im Mexiko-GP war wirklich nicht erstklassig – da hat Red Bull-Berater Dr. Helmut Marko Recht. Doch die Frage ist: Muss sie dass denn auch immerzu sein? Viele Moralapostel im Formel-1-Fahrerlager empörten sich über die Flüche, die der vierfache Weltmeister in Richtung Gegner und Rennleitung ausstiess. Es sind die gleichen Experten, die immer wieder mehr Profil von den GP-Stars fordern und sich über die ewig gleichen PR-Sätze der Athleten ärgern.
Doch sobald einmal ein Fahrer richtige Emotionen zeigt, wird der Finger gehoben. Dass der Automobilweltverband FIA das nicht dulden will, ist noch nachvollziehbar. Das wird von offizieller Seite auch erwartet. Doch dass die Berichterstatter auf den Ferrari-Star losgehen, ist scheinheilig. Schliesslich lieferte der Blondschopf mit seinem Wutausbruch viel Stoff für gute Schlagzeilen, die sich keiner der Hüter von Sitte und Moral entgehen lässt.
Und nüchtern betrachtet hat Vettel mit seinen – grösstenteils zensierten – Funksprüchen auch gar nicht so viel Schaden angerichtet. Denn keiner der derben Ausdrücke wurde in der Live-Berichterstattung übertragen. Da können sich nun auch alle wieder beruhigen, die Vettel angesichts seiner Vorbildrolle für Kinder und Jugendliche für seine Wortwahl kritisieren.
Denn seien wir ehrlich: Die Formel 1 will und muss neue Generationen für sich gewinnen. Generationen, die Filme, Musik und Videospiele feiern, in denen das Fluchen eine zentrale Rolle einnimmt und als Unterhaltungselement bewusst genutzt wird. So gesehen hat Vettel keinen Schaden angerichtet, im Gegenteil: Er hat eine Sprache gewählt, die viele junge Fans vielmehr als unterhaltsam denn als empörend empfinden.