Formel 1: Max Verstappen – alles für die Katz

Die Formel-1-Wunderkinder: Aus Traum wurde Albtraum

Von Mathias Brunner
​Viel Geld und Talent haben Lance Stroll für 2017 einen Stammplatz in der Formel 1 gesichert. Aber der Kanadier ist gewarnt – für einige Wunderkinder wurde der Traum von der GP-Karriere zum Albtraum.

Lance Stroll ist kurz nach seinem 18. Geburtstag als GP-Pilot von Williams für die Saison 2017 bestätigt worden. Der Kanadier hat zweifelsohne Talent, aber das hatten vor ihm auch viele andere blutjunge Rennfahrer – und doch ist für sie aus der grossen GP-Karriere nichts geworden. Denn oft hat sich erwiesen: Wer zu früh in die Königsklasse aufsteigt, für den erweist sich der vermeintliche Segen als Fluch.

Wir haben uns die zehn jüngsten Formel-1-Fahrer der WM-Historie seit 1950 angeschaut und wollten dabei wissen, was aus ihnen geworden ist. Konnten die Wunderkinder die Erwartungen erfüllen? Die Antwort ist verblüffend.

Max Verstappen (NL)
Formel-1-Debüt: Australien 2015 (17 Jahre und 166 Tage)
Wird auf ewig der jüngste Formel-1-Fahrer bleiben, denn der Autoverband FIA hat inzwischen Richtlinien für junge Piloten erlassen, samt Mindestalter 18. Beendete seine erste WM-Saison als Zwölfter. Wurde im Mai 2016 von Toro Rosso zu Red Bull Racing versetzt und bedankte sich mit dem Sieg in Barcelona. Liegt gegenwärtig auf WM-Rang 6. Gilt als künftiger Weltmeister.

Jaime Alguersuari (E)
Formel-1-Debüt: Ungarn 2009 (19 Jahre und 125 Tage)
Wurde Ende 2011 nach 46 Rennen bei Toro Rosso ersetzt – zu wenig Perspektive, zu Red Bull Racing aufzusteigen. Wurde damit mit 21 Jahren zum jüngsten Formel-1-Arbeitslosen. Später bei Pirelli als Testfahrer engagiert. Ohne Geldgeber im Rücken wenig Aussicht auf ein GP-Comeback. Highlights: zwei Mal Rang 7 (in Monza 2011 und Südkorea 2011). Arbeitet heute als DJ, vom Rennsport enttäuscht.

Mike Thackwell (NZ)
Formel-1-Debüt: Kanada 1980 (19 Jahre und 182 Tage)
Wurde im GP-Sport nur fünf Rennen alt. Konnte mit unterlegenem Material von Arrows, Tyrrell und RAM-March nie zeigen, welch vorzüglicher Rennfahrer er war. Drehte dem Sport ernüchtert den Rücken und wurde Hubschrauber-Pilot. Highlight: In der Formel 1? Keines – keine einzige Zielankunft!

Ricardo Rodríguez (MEX)
Formel-1-Debüt: Italien 1961 (19 Jahre und 208 Tage)
Der jüngere Bruder von Pedro galt als künftiger Weltmeister – falls er überleben würde. Die Risiko-Bereitschaft war, gemessen am Sicherheits-Standard von Strecken und Fahrzeugen, ein reines Russisches Roulette auf Rädern. Stürzte im Training zum Heim-GP von Mexiko 1962 in der überhöhten Peraltada-Kurve zu Tode. Highlight: Rang 4 in Spa-Francorchamps 1962 als Ferrari-Werksfahrer.

Fernando Alonso (E)
Formel-1-Debüt: Australien 2001 (19 Jahre und 218 Tage)
Formel-1-Champion 2005 und 2006 (mit Renault). Mit etwas Glück könnte er bereits fünffacher Champion sein – Alonso schrammte mit McLaren 2007 sowie mit Ferrari 2010 und 2012 jeweils knapp am Titel vorbei. 2013 letztmals mit Ferrari siegreich, seit 2015 bei McLaren-Honda.

Esteban Tuero (RA)
Formel-1-Debüt: Australien 1998 (19 Jahre und 320 Tage)
Von der argentinischen Regierung zum Aufstieg in die Formel 1 gedrängt. Vom GP-Renner komplett überfordert. Schloss sich teilweise heulend in die Hotelzimmer ein und wollte nicht zum Training erscheinen! Fuhr danach jahrelang mässig erfolgreich in der argentinischen Tourenwagen-Meisterschaft. Formel-1-Highlight: Rang 8 in Imola 1998.

Chris Amon (NZ)
Formel-1-Debüt: Belgien 1963 (19 Jahre und 324 Tage)
So wie Stirling Moss der beste Fahrer ist, der nie Weltmeister wurde, war Chris Amon der beste Fahrer, der nie einen Grand Prix gewonnen hat. Unzählige Male lag der stille Kettenraucher in Führung – nur um den so lange ersehnten Triumph im Rahmen der Formel-1-WM durch ein Missgeschick oder technischen Defekt zu verlieren. Schaffte es auch immer wieder, seine Karriere schlecht zu timen. So verliess er Ferrari desillusioniert vor der Saison 1970 und der Renaissance der Roten mit Jacky Ickx und Clay Regazzoni. Formel-1-Abenteuer mit einem Eigenbau war ein Desaster. Wurde im Zeitraum von 14 Jahren 96 Grands Prix alt. Highlights: Drei zweite Ränge (Deutschland 1968, Belgien 1970, Frankreich 1970). Gewann in fast jeder Kategorie, in der er antrat, auch in der Formel 1 – aber Silverstone 1970 und Argentinien 1971 zählten eben nicht zur Weltmeisterschaft. Chris Amon verstarb anfangs August 2016.

Daniil Kvyat (RU)
Formel-1-Debüt: Australien 2014 (19 Jahre und 324 Tage)
Nach einem Jahr bei Toro Rosso zu Red Bull Racing befördert, beendete die Saison 2015 einen Rang vor Daniel Ricciardo auf Schlussplatz 7. Musste 2016 nach dem Russland-GP bei RBR Max Verstappen weichen und zu Toro Rosso zurückkehren.

Sebastian Vettel (D)
Formel-1-Debüt: USA 2007 (19 Jahre und 349 Tage)
Wurde mit Red Bull Racing vier Mal in Folge von 2010 bis 2013 Weltmeister. Seit 2015 bei Ferrari.

Eddie Cheever (USA)
Formel-1-Debüt: Südafrika 1978 (20 Jahre und 53 Tage)
Von den sieglosen Formel-1-Youngstern dieser Tabelle am meisten Einsätze: 132 Formel-1-WM-Starts. Verschwendete die meiste Zeit seiner Karriere mit mittelmässigem Material. Highlights: Zweite Ränge in Detroit 1982 und Kanada 1983. Gewann später das Indy 500 und wurde IndyCar-Teamchef.

Fussnotiz: Esteban Ocon hat zwar als 19-Jähriger sein GP-Debüt gegeben, aber noch ist es zu früh abzuschätzen, wo seine Karriere hinführt. Wir haben ihn daher nicht in dieser Liste aufgeführt.

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