Formel 1: Max Verstappen – alles für die Katz

Niki Lauda vor Finale: «Jedes Detail wurde überprüft»

Von Gerhard Kuntschik
Niki Lauda: «Mein wichtigster Gedanke war: Ich mache keinen Fehler»

Niki Lauda: «Mein wichtigster Gedanke war: Ich mache keinen Fehler»

Mercedes-F1-Aufsichtsratschef Niki Lauda spricht über das anstehende Herzschlagfinale von Abu Dhabi, in dem seine beiden Schützlinge Nico Rosberg und Lewis Hamilton den entscheidenden Titelkampf liefern werden.

Mercedes-F1-Aufsichtsrat Niki Lauda kann wie Motorsportdirektor Toto Wolff Sonntagabend in Abu Dhabi wieder einen Weltmeister feiern. Doch ob das Nico Rosberg oder Lewis Hamilton sein wird, entscheiden erst die dramatischen letzten Runden der Saison, die der Wiesbadner mit zwölf Punkten Vorsprung angeht.

Bei Lauda – der erst Freitag nach Abu Dhabi kommen wird – werden Erinnerungen an seine Situation in Estoril 1984 wach, als er mit einem halben Punkt Vorsprung auf seinen McLaren-Kollegen Alain Prost seinen dritten WM-Titel holte – nach fulminanter Aufholjagd.

Wie ist die Stimmung im Team vor dem Herzschlagfinale?

Niki Lauda: Grundsätzlich wissen wir alle: Es kann nur einer Weltmeister werden, so banal das klingt. Das birgt aber auch eine gewisse Entspannung. Beide Fahrer sind mit der Herausforderung in diesem Jahr reifer geworden.

Hat sich das Team anders als bisher vorbereitet?

Ja, weil wir noch genauer und sorgfältiger alles bis ins Detail überprüften. Toto und ich wollten ausschliessen, einen technischen Defekt zuzulassen. Wie vor Brasilien schon können wir auch sagen: Die Antriebseinheiten in beiden Autos haben fast identische Laufzeiten – aber das war mehr Zufall, dass es sich so ergibt.

Wer hat mehr Druck? Der Titelverteidiger Hamilton oder der WM-Führende Rosberg?

Lewis hat weniger Stress, denn er weiss: Er muss gewinnen. Er braucht nicht viel rechnen. Nico muss aufpassen, dass nichts passiert. Er muss auf alles und alle achten. Und wenn es gut läuft, wird er in den letzten Runden zu beten beginnen, dass eben nichts mehr passiert.

Ist die Belastung für beide also unterschiedlich?

Ja. Denn für Lewis ist alles klar. Nico muss aber von Freitag an bis ins Rennen alles auf Sieg setzen, er darf sich nicht auf einen dritten Platz vorbereiten, er darf keinen Fehler machen. Und er darf erst in den letzten Runden zu taktieren beginnen. Aber beide sind professionell genug, mit dieser Belastung fertig zu werden.

Ist Mercedes generell wieder Favorit auf dem Yas-Marina-Kurs?

Es wäre nicht überraschend, würden wir beide Autos in der ersten Reihe haben. Aber Red Bull Racing und Ferrari sind stark. Und diesen Teams geht es allein um einen Rennsieg, die können und werden viel riskieren. Die Ausgangslage für Daniel Ricciardo, Max Verstappen, Sebastian Vettel und Kimi Räikkönen ist eine ganz andere als für unsere Fahrer.

Apropos Verstappen: Hat sich das Verhältnis zu ihm beruhigt?

Da gibt es kein Problem. Er fuhr in Sao Paulo im Regen wie ein Gott. Er riskiert mehr als andere. Aber er wird auch reifer und einsehen – wenn es einmal schief ging –, dass er auch geduldiger und vielleicht weniger riskant wird fahren müssen, um erfolgreich zu sein.

Sollte Rosberg diese WM noch verlieren, ist er dann der «ewige» Verlierer?

Er hat einmal die bessere Ausgangslage, ja. Wenn er die WM noch aus einem eigenen Fehler heraus verliert, dann wird ihn das lang beschäftigen, daran wird er hart arbeiten müssen. Aber sollte er die WM ohne eigene Schuld durch irgendetwas verpassen, braucht er sich keine Vorwürfe zu machen. Denn er hat sein Bestes getan. Es geht im Endeffekt nur darum, selbst keine Fehler zu machen.

Du kennst die Situation eines solchen Finales aus eigenen Erfahrungen zweifach. In Fuji 1976 gabst Du auf, in Estoril 1984 reichte Platz 2 nach Aufholjagd. Was fühlt man dabei?

Ich war in Portugal fast aussichtslos zurück, als Elfter der Startaufstellung. Nach drei Runden ging der linke Turbo kaputt, damit fehlte mir Leistung. Du kannst nur voll konzentriert bleiben, so machte ich Platz für Platz gut. Johansson, Senna waren harte Brocken, Mansell verschätzte sich, dann war ich Zweiter hinter Prost, was reichte. Mein wichtigster Gedanke war: Ich mache keinen Fehler.

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