Comeback Felipe Massa: Wieso Williams-Star weich wird
Felipe Massa
Felipe Massa nahm aus der Formel 1 drei Mal Abschied, und möglicherweise hört er doch nicht auf mit dem Grand-Prix-Sport.
In Monza erklärte er unter Tränen: «Ich habe lange nachgedacht und bin zur Entscheidung gekommen, die Formel 1 auf Ende der Saison zu verlassen.» Schon damals kursierte im Fahrerlager: Massa, der seinen Sport innig liebt, trete nicht zurück, er werde vielmehr zurückgetreten – denn Williams brauchte für 2017 die Sponsormillionen des jungen Kanadiers Lance Stroll, gleichzeitig sollte Valtteri Bottas im Team bleiben. Da war für Felipe einfach kein Platz mehr. Und die Plätze in den besten Teams schienen alle weg zu sein.
Der zweite Rücktritt dann auf seiner Heimstrecke Interlagos: Nach einem Crash im Regen-GP spazierte Massa mit Brasilien-Flagge heulend und filmreif zurück zu seiner Box, auf dem Weg standen Mechaniker Spalier und applaudierten, klatschten ab oder spendierten eine Umarmung. Solche Szenen sind in der Formel 1 ganz selten und zeigen, welche Sympathien Massa geniesst.
Dritter Rücktritt, scheinbar endgültig, dann auf dem Yas Marina Circuit von Abu Dhabi, mit Rang 9 in seinem 250. Grand Prix.
Damit war an sich alles klar, aber nur fünf Tage nach dem WM-Finale in Arabien erklärte Nico Rosberg seinen Rücktritt.
Seither ist Mercedes-Benz hinter Valtteri Bottas her, und Teamchefin Claire Williams hat erklärt: «Wir würden Valtteri nur unter der Bedingung zu Mercedes ziehen lassen, dass wir eine erfahrene, glaubwürdige Alternative haben – jemanden wie Felipe Massa.»
Massa ist mit seiner Familie nach São Paulo geflogen, um die Feiertage in seiner Geburtsstadt zu verbringen (Felipe lebt in Brasilien und in Monte Carlo). Und er überlegt sich derzeit, was er nun machen soll.
Felipe Massa hat mehr Gründe, vom Rücktritt abzusehen als in Formel-1-Rente zu bleiben. Denn im Gespräch mit brasilianischen Journalisten betonte Felipe: Er höre vor allem deshalb auf, weil er keine Chancen mehr auf ein konkurrenzfähiges Auto sehe. Er hat nie gesagt, sein inneres Feuer sei erloschen. Felipe glaubt, dass er nach wie vor schnell genug ist, um gute Ergebnisse einzufahren und für einen Rennstall wertvoll zu sein.
Felipe Massa hörte auf, weil er spürte, dass er keinen guten Platz im Startfeld erhalten kann. Aber all das hat sich geändert seit seinem Besuch in England – wo ihm Teamchefin Claire Williams und Geschäftsleiter Mike O’Driscoll klargemacht haben, was in Sachen Bottas läuft. Es gilt als wahrscheinlich, dass Massa mit einer konkreten Offerte nach Brasilien geflogen ist.
Eine Rückkehr hätte viele Vorteile: Felipe könnte erneut das tun, was er am meisten liebt. Er wäre Team-Leader, was ihm gefällt, er könnte seine Erfahrung bei der Entwicklung des 2017er Autos einbringen. Die Formel-1-Renner werden schneller, auch das ist ein Anreiz, und die Bezahlung wäre letztlich auch nicht zu verachten.
Massa soll ein Angebot über sechs Millionen Euro vorliegen.
Zu guter Letzt: Felipe Massa hat von Williams als seiner zweiten Familie gesprochen. Ein normaler Mensch lässt seine Familie nicht im Stich. Williams ohne Bottas braucht Massa, es wäre nachvollziehbar, wenn Felipe zu Hilfe eilt. Teamführung und Techniker haben ihn um seine Rückkehr gebeten.
Unter all diesen Voraussetzungen wäre es eine Überraschung, würde Felipe am Ende ablehnen. Damit wäre der Weg frei für Valtteri Bottas, zu Mercedes zu ziehen. Und für Williams, eine stattliche Ermässigung für die Mercedes-Motoren zu erhalten. Die Rede ist (je nach Quelle) von 10 bis 16 Millionen Euro.
Nicht zu vernachlässigen ist bei all den Überlegungen und Verhandlungen die Position von Formel-1-Promoter Bernie Ecclestone. Der 86jährige Engländer hat grosses Interesse daran, dass Massa bleibt und Bottas zu Mercedes zieht. Denn für Ecclestone ist es interessanter, einen schnellen und erfahrenen Mann im zweiten Silberpfeil zu sehen. Bottas kann Hamilton eher fordern als Pascal Wehrlein.
Zudem will Ecclestone, dass der Brasilien-GP bleibt, und die derzeit zerbrechliche Finanzierung kann nur mit einem Brasilianer in der Formel 1 stabilisiert werden. Ohne Massa und bei gleichzeitig schmalen Chancen von Felipe Nasr auf einen Vertrag bei Manor oder Sauber bestünde die Gefahr, erstmals seit 1969 keinen GP-Stammfahrer aus Brasilien im Feld zu haben, und das würde mit grosser Wahrscheinlichkeit das Ende des Grossen Preises von Brasilien bedeuten. Ecclestone will das einzige Rennen in Südamerika nicht verlieren.
Fazit: Ein Comeback von Felipe Massa hätte rundum nur Gewinner.
Und aus dem Umfeld des beliebten Brasilianers sickert durch – durchaus möglich, dass wir Felipe Massa in Australien 2017 bei seinem 251. Grand Prix erleben.