Ferrari: Antonio Giovinazzi in Akademie, Sauber lockt
Antonio Giovinazzi nach seinem GP2-Sieg in Monza
Italienische Medien berichten: GP2-Sensation Antonio Giovinazzi habe für 2017 einen Arbeitgeber gefunden, der ihn in die Formel 1 bringen könnte – es ist Ferrari! Giovinazzi hatte für Prema Racing eine atemraubende GP2-Saison hingelegt, erst beim Finale von Abu Dhabi konnte ihn Stallgefährte und Red-Bull-Fahrer Pierre Gasly noch abfangen.
Bald soll es offiziell werden: Giovinazzi wird neben seinem Landsmann Antonio Fuoco (20), dem Chinesen Zhou Guanyu (17) und dem Monegassen Charles Leclerc (19, GP3-Champion) neues Mitglied der Ferrari-Fahrerakademie.
Unklar ist noch, ob Giovinazzi für 2017 auch als dritter Fahrer von Ferrari aufgestellt wird. Das hängt auch davon ab, ob der Mexikaner Esteban Gutiérrez für 2017 noch einem Platz im GP-Feld erhält. Falls nicht, könnte Esteban wie 2015 Test- und Ersatzpilot für den berühmtesten Rennstall der Welt werden.
Giovinazzi sass unmittelbar nach seinem GP2-Sieg in Monza im Simulator von Ferrari. Was Antonio dort gezeigt hat, machte den Ingenieuren Eindruck.
In Italien wird sogar darüber spekuliert, ob Giovinazzi nicht 2017 sogar im Sauber sitzen könnte. Es wäre nicht das erste Mal, dass ein Ferrari-Vertragsfahrer bei den Schweizern ins Lenkrad greift. Aber in Hinwil wird bis Anfang 2017 gewartet – um zu sehen, was Mercedes mit Pascal Wehrlein plant. Einen Mangel an Kandidaten für den zweiten Sauber neben Marcus Ericsson hat Teamchefin Monisha Kaltenborn wahrlich nicht: Gutiérrez, Nasr, Haryanto, Maldonado, Wehrlein, Giovinazzi, die Liste ist lang.
Sauber ist für Giovinazzi verlockend: Die Schweizer sind bekannt dafür, gut mit jungen Piloten zu arbeiten, und Giovinazzi-Manager Enrico Zanarini hatte über Giancarlo Fisichella schon Kontakt mit Hinwil.
Giovinazzi könnte auch ins Entwicklungsprogramm von Pirelli eingebunden werden: Die Italiener streben an, während der Saison 2017 mehr als zwanzig Tage lang Reifen hinsichtlich der Saison 2018 zu testen.
Fahrermisere in Italien: Die Gründe
Der langjährige GP-Star Riccardo Patrese sagte einst bitter: «Die Tifosi kennen doch nur eines – Ferrari. Wenn du als Italiener in einem englischen Auto sitzt, bist du nichts wert.» Als Beweis für seine These verwies er auf den Jubel der Fans, als er einst bei einem Grand Prix in Imola in Führung liegend vom seinem Brabham im Stich gelassen wurde. Denn durch sein Pech wurde der Ferrari von Patrick Tamaby auf den ersten Platz gespült.
Heute sieht es für italienische Formel-1-Fans trübe aus. Die Fahrermisere in Italien wurzelt tief und ist für Rennfans südlich der Alpen schwer zu verdauen. Denn die goldenen Stunden liegen schmerzlich weit zurück: Die einzigen beiden Weltmeister aus Italien – Nino Farina und Alberto Ascari in den 50er Jahren. Der letzte italienische Sieger in Monza – Ludovico Scarfiotti 1966. Der vorderhand letzte italienische GP-Sieger – Giancarlo Fisichella in Malaysia 2006. Der letzte italienische GP-Pilot am Start: Tonio Liuzzi beim WM-Finale von Brasilien 2011.
Die Hochblüte des italienischen Engagements liegt 25 Jahre zurück: Ende der 80er und anfangs der 90er Jahre tummelte sich mehr als ein Dutzend italienischer Piloten in der Formel 1! Was ist dann nur passiert? Wieso die derzeitige Flaute?
Das Grundproblem liegt darin, dass die Nachwuchsförderung in Italien verschlampt worden ist. Die schwächelnde Wirtschaft in Italien hat auch nicht geholfen. Denn viele Rennställe sind auf Fahrer mit Mitgift angewiesen, und in der Regel können italienische Piloten keinen Geldkoffer vorweisen – das war auch der Grund, wieso GP2-Champion Davide Valsecchi trotz Testfahrer-Jobs bei Lotus 2013 keine Formel-1-Zukunft für sich sah. Heute ist er zwar ab und an in der Formel 1: aber nur als GP-Experte der italienischen Sky.
Der frühere Formel-1-Fahrer Jarno Trulli schimpft: «Die jahrelange Fahrermisere geht auf die Tatsache zurück, dass unsere Talente nicht gezielt gefördert werden. Wir hätten durchaus viele begabte junge Piloten. Aber irgendwann kommen sie aus finanziellen Gründen nicht mehr weiter. Erst so langsam erkenne ich Besserung.»