Pat Symonds: Schumi, Alonso, die Fehler von Ferrari
Pat Symonds und James Allison
Der 63jährige Pat Symonds ist ein Formel-1-Urgestein. Bei Toleman arbeitete er schon anfangs der 80er Jahre, ab 1984 mit dem jungen Ayrton Senna, bei Benetton dann mit Michael Schumacher, und als aus dem Rennstall das Renault-Werksteam wurde, eroberte Symonds mit Fernando Alonso weitere WM-Titel. Zum Vergleich zwischen diesen grossen Rennfahrern sagt Symonds in der Gazzetta dello Sport: «In den 80er Jahren, also mit Senna, hatten wir so gut wie keine Datenaufzeichnung. Der Fahrer musste uns fast alles darüber sagen, wie sich der Wagen verhält, welche Öl- und Wassertemperaturen das Auto hatte, welche Gänge der Pilot benutzt. Senna konnte sich alle Details bis hin zur Perfektion einprägen und widergeben.»
«Gut zehn Jahre später hat Michael Schumacher die Latte für alle höher gelegt, vor allem was die körperliche Vorbereitung angeht. Er brachte sogar einen mobilen Trainingsraum zur Strecke. Er ist ein einzigartiger Profi gewesen, ein ausgeprägter Mannschaftsspieler und ein Freund.»
«Nochmals ein Sprung von zehn Jahren, und wir haben Fernando Alonso. Ein anderes Gemüt mit vergleichbaren Charakteristiken. Er war schon bei Renault davon überzeugt, dass er der Beste ist. Und er war es auch wirklich.»
Mein Kollege Luigi Perna spricht Pat Symonds auf die schwierige Situation von Ferrari an. Brauchen die Italiener nach dem Abgang von James Allison wieder eine technische Führungspersönlichkeit oder funktioniert die horizontale Organisationsstrukur, wie sie Firmenchef Sergio Marchionne und Teamchef Maurizio Arrivaben eingerichtet haben?
Pat Symonds meint: «Glaub mir, so etwas funktioniert nicht. Auch McLaren hat in den letzten Jahren eine Struktur eingeführt, die nicht wie eine Pyramide geformt ist. Aber in der Formel 1 brauchst du Techniker mit starken Meinungen. Fachkräfte, die sich zwar in ein Team einfügen können, die aber auch individuelle Entscheidungen treffen, welche eine Richtung vorgeben. Ross Brawn war bei Ferrari ein Paradebeispiel für so einen Menschen. Auch Rory Byrne konnte das. Klar kann Ferrari wieder Erfolg haben, aber sie brauchen eine starke Führungspersönlichkeit.»
Symonds weiter: «Es war ein Fehler, ihren Technikchef James Allison gehen zu lassen. Ich weiss nicht, was da intern alles passiert ist, aber ich habe viele Jahre lang mit James gearbeitet und hege enormen Respekt für ihn. Ein toller Techniker und ein Mann, der seine Mitarbeiter begeistern kann. Ich glaube, ein Ferrari mit Allison wäre ein stärkeres Ferrari.»
Auf die Frage, ob es nie eine Möglichkeit gegeben habe, dass Pat Symonds in Maranello arbeitet, antwortet der 63-Jährige: «Doch, es gab drei Angebote. Das erste im Jahre 1996, als Michael Schumacher mit Ross Brawn von Benetton zu Ferrari zog. Ich war zuvor leitender Ingenieur bei Benetton und sah nun die Möglichkeit, technischer Direktor zu werden, also wollte ich bleiben. Das zweite Angebot kam 2012 von Stefano Domenicali, das dritte 2014. Aber auch bei diesen fand ich, dass stimmt für mich einfach nicht.»