Nico Rosberg über Hamilton: Comeback der Freundschaft
Nico Rosberg und Lewis Hamilton
Wo der Kampf um das gleiche Stück Asphalt beginnt, hört die Kameradschaft zwischen Rennfahrern auf. Und wenn aus dem Zweikampf ein Titelduell wird, dann hält keine Freundschaft dieser Belastungsprobe stand. Das beste Beispiel dafür sind Nico Rosberg und Lewis Hamilton. Zu Kartzeiten tingelten sie durch Europa und träumten an langen Abenden davon, eines Tages Formel 1 zu fahren und um den Titel zu kämpfen. Fast zwanzig Jahre später haben sie dieses Ziel wirklich erreicht. Leider im gleichen Rennstall. Und sie haben das identische Ziel verfolgt: Formel-1-Weltmeister werden. Das zersetzt jede noch so stark scheinende Freundschaft wie Säure.
Im vergangenen Sommer sagte Nico Rosberg: «Lewis zu bezwingen, das finde ich besonders befriedigend – einfach weil er der Weltmeister ist. Ich habe wirklich enormen Respekt für ihn, aber wir sind, nun, derzeit eben nicht eben die besten Freunde. Da ist diese Erschwernis, die zwischen uns steht. Wir sind beide eben extrem wettbewerbsorientiert, da ist es schwierig, Freunde zu bleiben. Der Konkurrenzgedanke ist einfach zu extrem.»
«So ganz anders war es früher auch nicht: Wie viel Pizzas kannst du essen? Wer rennt schneller vom Lift ins Hotelzimmer? Wir standen ständig im Zweikampf, aber damals gab es halt keinen Einfluss des Teams, es gab die Medien nicht und nicht das ganze Geld. Das alles macht es so schwierig.»
Das bestätigte Lewis Hamilton schon Ende 2015, nach seinem zweiten WM-Titel im direkten Zweikampf mit Rosberg: «Wir waren Freunde, als wir Kinder waren, und das ist alles. Wir waren in den vergangenen Jahren keine Freunde, jeder versucht es so darzustellen, aber das ist nicht der Fall.»
Aber jetzt ist alles ein wenig anders.
Nico Rosberg hat am 27. November in Abu Dhabi den WM-Titel sichergestellt, fünf Tage später ist er vom Formel-1-Sport zurückgetreten. Das bedeutet: Nico und Lewis begegnen sich nun als Weltmeister auf Augenhöhe, aber anders – denn sie sind keine Pistenrivalen mehr.
Im Gespräch mit der BBC sagt Rosberg daher: «Natürlich war unser Duell erbittert. Das lag in der Natur der Sache, wir fuhren im besten Auto, konnten die ganze Zeit um Siege kämpfen und verfolgten das gleiche Ziel, drei Jahre lang. Das war schwierig. Es gab einige Höhen und Tiefen. Was immer geholfen hat – dass dieser Grundrespekt geblieben ist, aus unseren gemeinsamen Kart-Tagen.»
«Momentan können wir wieder miteinander lachen. Wer weiss, vielleicht kommen wir in Zukunft wieder miteinander aus. Wir haben seit dem Titelgewinn einige sehr nette Gespräche geführt. Es hat mich auch gefreut, wie er mir zur WM gratuliert hat. Im Titelkampf ausgerechnet ihn zu schlagen, war besonders süss. Denn Lewis ist einer der besten Formel-1-Fahrer aller Zeiten und ein überaus harter Wettbewerber.»