Mercedes will Valtteri Bottas: Noch ein Ass im Ärmel
Toto Wolff und Paddy Lowe
Seit Nico Rosberg am 2. Dezember überraschend seinen Rücktritt vom Formel-1-Sport erklärt hat, wird keine Frage hitziger diskutiert: Wer sitzt 2017 im zweiten Silberpfeil neben Lewis Hamilton?
Es läuft inzwischen auf die Frage hinaus: Valtteri Bottas oder Pascal Wehrlein? Alle anderen im Internet kursierenden Möglichkeiten sind unwahrscheinlich bis hanebüchen.
Als beispielsweise Nico Rosberg auf Twitter «meine schönste Uhr» im Bild zeigte, eine hübsche IWC, da kursierten sofort Gerüchte – es werde einen Rücktritt vom Rücktritt geben. Denn könnte es Zufall sein, dass das Datum auf der abgebildeten Uhr ausgerechnet der 1. April ist? Verschwörungstheoretiker verbreiten: Das sei ein klarer Hinweis. Mercedes-Teamchef Toto Wolff weiss: Ist es nicht. Rosberg wird zu seinem Rücktritt stehen.
Eine andere Geschichte, und nun wird es wirklich skurril: Mercedes liebäugle mit Pastor Maldonado. Pardon? Reden wir hier nicht von jenem Venezolaner, der bei Williams und Lotus vor allem Autos in die Botanik setzt? Toto Wolff hat eine solch irrwitzige Lösung längst vom Tisch gewischt, als er über das Können des kommenden Silberpfeilfahrers sagte: «Fahrfehler sind ebenfalls ein wichtiger Punkt in unseren Überlegungen. Wie oft haben wir denn von Nico Rosberg und Lewis Hamilton Fahrfehler und Kollisionen erlebt? Nur wenige Male. In rund 90 Prozent aller Rennen, würde ich schätzen, haben die beiden das Maximum der möglichen Punkte geschöpft.» Klingt jetzt wirklich nicht nach Pastor Maldonado.
Nein, wir bleiben dabei: Valtteri Bottas oder Pascal Wehrlein.
Neben einem Preiserlass für den Motorenkunden Williams, um im Gegenzug Bottas zu erhalten, hat Toto Wolff noch ein letztes Ass im Ärmel: Paddy Lowe.
Dem englischen Technikchef wird unterstellt, er wolle von Mercedes weg – was er selber immer dementiert hat. Mercedes äussert sich grundsätzlich nicht zu Verträgen ihrer Angestellten, aber das Abkommen von Lowe läuft Ende Jahr aus. Zunächst war von einer Offerte für Lowe aus Maranello die Rede, doch Ferrari-Präsident Sergio Marchionne hat festgehalten: «Unsere Mannschaft auf den wichtigsten Posten steht, es wird keine sensationellen Neuverpflichtungen mehr geben.» Dann wurde Lowe mit einer Rückkehr zu McLaren in Verbindung gebracht, der englische Traditionsrennstall hat postwendend dementiert.
Bei Williams hat der 54jährige Paddy Lowe einst seine Formel-1-Karriere begonnen. 1984 schloss er sein Studium mit einem Diplom als Ingenieur ab. Drei Jahre später verdiente er sich als leitender Mitarbeiter der Elektronikabteilung bei Williams seine ersten Sporen in der Formel 1 und blieb sechs Jahre in Grove. Hier war er auch mit an der Entwicklung jener aktiven Radaufhängung beteiligt, die Nigel Mansell 1992 dabei half, Formel-1-Weltmeister zu werden. 1993 wechselte Lowe zu McLaren, wo er sich im Laufe der folgenden 20 Jahre die Karriereleiter hinaufarbeitete.
Williams sucht mittelfristig einen Nachfolger für Pat Symonds, der gut zehn Jahre älter ist als Lowe. Das Ass im Ärmel von Toto Wolff könnte sein: Die Einwilligung, Lowe nach einer möglichen Trennung von Mercedes früher arbeiten zu lassen als branchenüblich.
Sollte Mercedes-Benz Paddy Lowe wirklich verlieren, hat Toto Wolff einen Nachfolger zur Hand: den früheren Ferrari-Technikchef James Allison.