Marc Surer zur Nachfolge Rosberg: Wieso nicht Massa?
Marc Surer
Marc, was war dein erster Gedanke bei der Nachricht, wonach Nico Rosberg zurücktritt?
Klar war auch ich überrascht. Normalerweise will ein Fahrer das Gefühl auskosten, im Jahr danach als Weltmeister zu den Strecken kommen zu können. Es ist ein ungewöhnlicher Schritt. Aber nach etwas Überlegung kam ich zum Schluss: Für ihn ist dies wohl der Höhepunkt seiner Karriere. Jedes weitere Jahr wäre nur eine Belastung.
Nico Rosberg hat seine Gründe dargelegt. Welche davon sind für dich nachvollziehbar, welche fragwürdig?
Nico sprach ja oft vom Druck. Ich glaube, Rosberg war ausgelaugt. Um gegen einen Hamilton zu gewinnen, da musst du schon sehr viel leisten. Wir sollten nicht vergessen – Fernando Alonso scheiterte an dieser Aufgabe. Nico sprang für mich in diesem Jahr über seinen Schatten und ist härter gefahren als das eigentlich seinem Naturell entspricht.
Fans und Fachleute zollen Nico Rosberg Respekt für diese Entscheidung. Haben dich die positiven Reaktionen überrascht?
Nein, weil auch ich bald fand – Hut ab vor solch einer Entscheidung und davor, auf viel Geld zu verzichten! Für mich zeugt das von absoluter Grösse. Viele Fahrer hätten die beiden kommenden Jahre noch abgespult und tüchtig abgesahnt.
Wie schätzt du die Aussagen von Niki Lauda ein, der sich vom Timing des Rücktritts enttäuscht zeigte?
(Lacht) Da musste ich mich schon ein wenig wundern. War es nicht der gleiche Niki Lauda, der mitten an einem GP-Wochenende, 1979 in Kanada, einfach davonmarschiert ist. Ausgerechnet er, der den damaligen Teamchef Bernie Ecclestone stehen liess, regt sich nun auf. Lauda hat doch gut vier Monate Zeit, einen Nachfolger für Rosberg zu finden. Was bitte soll daran hart sein?
Rosberg selber sagt, seine Entscheidung sei unwiderruflich. Frühere Rennfahrer wie Gerhard Berger oder Stefan Johansson jedoch sind der Ansicht, nach einiger Zeit könnte es Nico wieder jucken. Wie siehst du das?
Ich könnte mir vorstellen, dass er in einer anderen Rennsportkategorie fahren wird. Denn ich bin schon der Überzeugung, dass der Wegfall des Spitzenmotorsports ein Loch hinterlassen wird. Aber aufgrund des besagten Druckes kann ich mir nicht vorstellen, dass er sich die Formel 1 nochmals antut. Die Wahrscheinlichkeit, nochmals Weltmeister zu werden, ist gering.
Seither ist das dominierende Thema die Nachfolge. Sag uns, was du von den meistgenannten Kandidaten hältst, was für und was gegen eine solche Lösung spricht: Valtteri Bottas ...
Das wäre für Williams eine Katastrophe. Williams ist schon mit Neuling Lance Stroll einen Kompromiss eingegangen, um das Team zu finanzieren.
Fernando Alonso ...
(Lacht) Wenn ich mich richtig erinnere, zögerte Alonso vor ein paar Jahren mit der Unterschrift für McLaren, weil noch nicht klar war, ob Hamilton bei Mercedes verlängern würde. Natürlich hat Fernando mit Mercedes geliebäugelt. Und vielleicht hat er auch heute noch eine Klausel, wonach er aus seinem Vertrag rauskommt, sollte Mercedes rufen. Aber nun sagt ja offenbar das Management, Alonso werde McLaren nicht verlassen. Somit hat sich das wohl erledigt.
Pascal Wehrlein ...
Das wäre die logische Wahl. Er hat schon oft getestet, er ist Zögling von Mercedes. Andererseits wird der Konkurrenzkampf, gerade 2017 gegen Red Bull Racing, knallhart, und da wird sich ein Neuling schwer tun.
Siehst du abgesehen von diesen Drei jemanden, den die meisten nicht auf dem Radar haben, der aber das Rennen um den zweiten Platz bei Mercedes machen könnte?
(Beginnt zu lachen.) Felipe Massa! Damit wäre auch gleich der Grosse Preis von Brasilien gerettet. Massa ist der einzige Pilot, der keinen Vertrag hat. Und er hat vor dem Hintergrund der Finanzierung dank Stroll nicht ganz freiwillig aufgehört bei Williams. Massa wäre heiss, wenn er die Chance auf einen Mercedes wittert.
Was wäre denn mit Jenson Button?
Der hat einen guten Vertrag mit McLaren-Honda. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er aus diesem Abkommen rauskommt.
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