Claire Williams zum Fall Stroll: Begreife Leute nicht
Es ist absehbar: Sobald der erst 18 Jahre junge Lance Stroll im Frühling 2017 den ersten zünftigen Fehler machen wird, werden die Besserwissen den Zeigefinger erheben. «Haben wir es nicht immer gesagt?» werden sie fragen, ohne Anspruch auf Antwort. «Der ist nur des Geldes wegen zu Williams gekommen.»
Das nervt Claire Williams. Die Tochter von Teamgründer Sir Frank Williams meint: «Allein schon aus Höflichkeit sollten viele mit ihrem Urteil über Lance Stroll vielleicht noch ein wenig warten. Ich sage – für sein Alter hat er schon viel erreicht. Er hat jede Meisterschaft gewonnen, an welcher er teilgenommen hat, er war besonders 2016 in der Formel-3-EM überaus stark. Jeder, der Williams kennt, der weiss: Wir würden nie auf einen Piloten setzen, an den wir nicht glauben. Wir sind ein seriöses Team mit ehrgeizigen Zielen. Wir glauben daran, dass Lance die Ergebnisse einfahren wird. Klar ist er ein Frischling, und ja, er wird Fehler machen. Aber wir haben bereits im Rahmen seines Testprogramms gesehen, dass er ein Schnelllerner ist.»
Die 40jährige Engländerin hat kein Verständnis für die ganzen Moralapostel, die auf dem Etikett des Bezahlfahrers herumreiten. «Jedes Mal, wenn ein Teamchef einen Piloten ins Auto setzt, gilt es im Hintergrund geschäftliche Aspekte zu beachten. Auch ein Alonso bringt Geld mit, vielleicht nicht sein eigenes, aber in Form von Sponsoren, die den Spanier begleiten. Santander kam wegen ihm in die Formel 1. Ich verstehe die Leute nicht – die Formel 1 ist ein gewaltiges Geschäft, und wenn ein Pilot Geld mitbringt, dann wird das so negativ dargestellt. Und das gilt ja nicht nur für den GP-Sport. Racing ist nun mal teuer, und wer kein Budget findet, der kommt auch nicht weiter. Ich begreife Menschen nicht, welche Fahrer für ihren finanziellen Rückhalt kritisieren. Gäbe es sie nicht, hätte so manches Team nicht überlebt, und wenn die Teams nicht überleben, dann überlebt auch der Sport nicht.»
Claire Williams ist von den Testfahrten Lance Strolls in einem 2014er Williams-Renner sehr angetan: «Er erfasst sehr schnell, er macht einen Fehler nicht zwei Mal, er verbessert sich die ganze Zeit. Er tut alles, was wir uns von ihm erhoffen. Mehr könnten wir von ihm nicht wünschen.»