Warnung von Pat Symonds: Autos 2017 werden unreif
Pat Symonds
Noch haben wir kein einziges 2017er Auto gesehen, noch ist der Saisonstart von Australien in weiter Ferne. Aber die neuen Regeln werden kontrovers diskutiert. Und nicht nur frühere Fahrer wie Stefan Johansson oder Jean Alesi bezweifeln, dass die Rennen 2017 durch die frisch gefönte Aerodynamik und durch breitere Reifen besser werden.
Pat Symonds (63), Formel-1-Urgestein, kam in den 80er Jahren via Toleman in die Formel 1 und blieb dem Rennstall auch treu, als dort Benetton das Ruder übernahm. Ab 2002 wurde aus dem Rennstall in Enstone das Renault-Werksteam. Als leitender Ingenieur spielte Symonds eine Hauptrolle bei den WM-Titeln mit Fernando Alonso 2005 und 2006. Seite Mitte 2013 war Symonds für den Traditionsrennstall von Sir Frank Williams tätig. Kurz vor Weihnachten 2016 dann der Knall: Trennung von Williams.
Derzeit ist es unklar, ob Symonds in der Formel 1 nochmals eine Rolle spielen wird. Klar ist hingegen – die Diskussion um die Regeln 2017 werden ein Leitthema. Symonds selber sass in der Projektgruppe für das neue Reglement und hat sich immer dafür stark gemacht, nichts übers Knie zu brechen. Er wollte das Reglement detaillierter ausarbeiten und erst 2018 auf die Rennstrecke bringen.
Symonds bereitet es Sorgen, dass die letzten Änderungen sehr spät eingeführt werden. Und er glaubt nicht daran, dass sich die Renner stark voneinander unterscheiden werden, wie er bei Espn betont: «Das Reglement schnürt ein enges Korsett. Am meisten Variation könnten wir im Bereich der Motorverkleidung erleben. Dort lässt das Reglement gewisse Freiheiten zu. Würden wir aber alle Renner gleich einfärben, sähen fast alle gleich aus.»
Gemessen an den Reglemensänderungen vor den WM-Jahren 2009 und 2014 (welche zur Domination von BrawnGP und Mercedes-Benz geführt haben) gibt es für Pat Symonds heute eine entscheidende Änderung: «Die Teams hatten damals viel mehr Zeit zum Tüfteln. Wir waren 24 Stunden am Tag sieben Tage die Woche im Windkanal. Toyota testete parallel sogar in zwei Windkanälen. Und vor 2014 gab es nicht nur eine neue Aerodynamik, sondern auch frische Motoren. Das hat vor allem im Bereich des Motorumfelds zu erheblichen Änderungen geführt, Stichwort Kühlung.»
«Nun haben wir die Windkanalreifen Ende Februar erhalten, also reichlich spät. Erst dann hat die richtige Arbeit im Windkanal begonnen. Zuvor haben wir vor allem mit Flussdynamikberechnungen gearbeitet und ein wenig improvisiert. So setzten wir 2016er Hinterreifen an die Vorderachse, um zu beobachten, wie sich der Luftfluss verändert. Die mangelnde Entwicklungszeit führt zu unreifen Autos 2017.»