Lance Stroll (Williams): «Geld kauft dir keine Siege»
Lance Stroll
Das kann keiner wegreden: Ohne die Millionen von Papa Lawrence Stroll wäre der Weg von Lance Stroll in die Formel 1 gewiss steiniger geworden. Viele fragen sich: Kommt der Schritt in die Formel 1 für den 18jährigen Formel-3-Europameister nicht zu früh? Wozu die Eile? Und wie gut ist der erste Kanadier in der Formel 1 seit Jacques Villeneuve 2006 wirklich?
Das Vermögen von Stroll senior wird vom Forbes Magazine auf 2,5 Milliarden geschätzt. Die Förderung seines Sohnes vom Kart bis in den Formel-1-Williams soll den Unternehmer Schätzungen zufolge rund 30 Millionen Dollar gekostet haben, samt Privattests seines Sohnes in einem 2014er Williams-Renner auf verschiedenen Rennstrecken rund um die Welt.
Klar rümpfen viele die Nase: noch ein Bezahlfahrer, klasse. Aber in Wahrheit hat Stroll immer Leistung gebracht – italienischer Formel-4-Titel 2014, Gewinner der Winterserie Toyota Racing Series 2015, F3-Champion 2016. Das alles brachte ihm vor dem Hintergrund des Nachwuchsfahrer-Punktesystems der FIA genügend Zähler ein, um den Formel-1-Führerschein namens Superlizenz zu verdienen.
Es geht also von der Formel 3 direkt in die Formel 1, wie es zuvor auch Max Verstappen tat oder vor dem Niederländer spätere Grössen wie Alain Prost, Nelson Piquet, Ayrton Senna, Jenson Button.
Stroll selber ist ganz pragmatisch, was seine finanzielle Hilfe angeht: «Aus meiner Sicht funktioniert das so – zunächst brauchst du jemanden, der dich unterstützt. Die Familie oder ein Sponsor. Das hilft für den Schritt vom Kart in den Rennwagen oder von Kanada nach Europa. Aber dann bist du auf dich alleine gestellt. Geld kauft keine Siege. Egal wie viel Unterstützung du hast, am Lenkrad drehst du selber, aufs Gaspedal trittst nur du. Und wenn du das zu wenig gut machst, dann reicht es nicht. Geld eröffnet Gelegenheiten, einen Sitz in der Formel 4, im Go-Kart, in der Formel 3. Aber du brauchst Ergebnisse, um die Superlizenz zu erlangen. Nur dann darfst du in die Formel 1. Und diese Punkte habe ich mir erkämpft.»
«Geld hat Türen geöffnet, keine Frage. Wir reden hier von einem extrem teuren Sport. Es gibt unzählige Piloten, welchen diese Chance verwehrt bleiben, Fahrer, die sehr talentiert sind, aber wegen Geldmangels irgendwann stranden. Ich bin mir dessen sehr wohl bewusst. Ich finde das schade, aber das ist nun mal so. Ich habe für den Schritt in die Formel 1 hart gearbeitet, und ohne meine Siege und Titel wäre ich jetzt nicht bei Williams.»
Aber nochmals: Wieso die Eile? Wieso kein weiteres Jahr in der GP2, wo doch sein bisheriger Rennstall Prema 2016 in dieser Kategorie dominiert hat?
Lance Stroll antwortet: «Wir haben im Laufe meiner Karriere immer einen Schritt um den anderen getan und uns auf die aktuelle Aufgabe konzentriert. Die Tatsache, dass ich den Formel-3-Titel mit einem stattlichen Vorsprung holen konnte, sowie die guten Tests im 2014er Rennern haben dazu geführt, dass wir die Stufe GP2 als nicht notwendig erachten.»
«Die Tests mit dem alten Williams haben sehr geholfen. Ein 2014er Formel-1-Auto zu fahren ist besser als keines. Zudem konnte ich in Ruhe mit den Technikern arbeiten. Als grösste Herausforderungen sehe ich das Reifen-Management und Spritsparen. Das kenne ich noch nicht.»
«Das neue Reglement ist weder Hilfe noch Hindernis. Es ist einfach anders. Klar hilft Erfahrung. Aber viele Aspekte sind für alle Piloten neu, da stehe ich auf der gleichen Stufe. Wären wir unter den bisherigen Regeln weitergefahren, wäre der Einstieg für mich schwieriger.»
«Und nichts bereitet dich so gut auf die Formel 1 vor wie die Formel 1. Ich kann mehr lernen, wenn ich sofort Grands Prix fahre statt GP2. Wenn Williams nicht an mich glauben würde, dann hätte ich den Platz nicht bekommen, so einfach ist das.»