Ross Brawn: «Ich war schon etwas frustriert»
Ross Brawn: «Lewis Hamilton hat sicher zum Mercedes-Erfolg beigetragen, aber nicht im gleichen Mass, wie das Michael Schumacher in den späten 90er-Jahren bei Ferrari gemacht hat»
Mit seinem vom ehemaligen Williams-CEO Adam Parr verfassten Buch «Total Competition: Lessions in Strategy from Formula One» hat Ross Brawn für viel Wirbel im Blätterwald der Formel 1 gesorgt. Schliesslich erzählt der frühere Mercedes- und Ferrari-Technikchef darin auch von den unangenehmen Erfahrungen, die schliesslich zu seinem Abgang bei den Silberpfeilen führten.
In einem Gespräch mit ESPN.co.uk-Moderatorin Jennie Gow gestand der Brite denn auch: «Wahrscheinlich kann man dieses Buch erst schreiben, wenn man entschieden hat, nicht mehr zu einem Formel-1-Team zurückzukehren, denn du hast ja die meisten deiner Geheimnisse schon verraten. Das war schon der Gedanke beim Schreiben, ich habe auch keine Ambitionen, zu einem Team zurückzukehren.»
Brawn gibt auch zu, dass es etwas frustrierend für ihn war, die Früchte seiner Arbeit bei Mercedes nicht mehr als Teammitglied zu feiern: «Ich hatte da gemischte Gefühle, ich war schon etwas frustriert, aber in erster Linie habe ich mich für die Leute im Team gefreut, die den Erfolg verdient haben. Und man muss sagen, dass das Team meinen Anteil am Erfolg auch immer anerkannt hat.»
Der frühere Wegbegleiter des siebenfachen Champions Michael Schumacher wagte auch einen Vergleich zwischen seinem früheren Schützling und Mercedes-Star Lewis Hamilton: «Es ist schwierig, einen Vergleich zu ziehen, denn das waren ganz andere Zeiten mit Michael. Er musste bei Ferrari ein Team mit aufbauen, und er hat diese ganze Aufbau-Phase mitgemacht.»
«Lewis musste das noch nie», hielt der 62-Jährige fest. «Nicht, weil er es nicht kann, sondern weil er es bisher einfach nicht musste. Er hat sicher zum Mercedes-Erfolg beigetragen, aber er hat das Team nicht auf die gleiche Art und Weise aufgebaut, wie das Michael Schumacher in den späten 90er-Jahren bei Ferrari gemacht hat», beeilte er sich anzufügen. Er ist sich sicher, dass der aktuelle Ferrari-Star Sebastian Vettel dem Beispiel des Rekord-Weltmeisters nacheifert: «Es ist klar, dass er es ihm gleichtun will.»
Brawn verrät auch, was Schumacher in seinen Augen so besonders machte: «Er liebte es einfach, Rennautos zu bewegen, und nutzte auch jede Chance dazu.Er war unfassbar stark selbstmotiviert und hat alleine die Fitness-Standards in der Formel 1 klar verbessert. Ausserdem ist er ein grossartiger Team-Player, der die ganze Mannschaft motiviert. Diese Kombination ist schwer zu schlagen und ergibt unterm Strich einen siebenfachen Weltmeister.»