Staatliche Gelder für einen GP? Jackie Stewart dafür
Jackie Stewart: «Australien, Italien, Frankreich, Malaysia und viele andere Länder unterstützen den Motorsport in ihrem Land mit staatlichen Mitteln»
Wieder einmal wird in der Formel 1 über das liebe Geld diskutiert, genauer gesagt über die hohen Kosten, die der Sport mit sich bringt. Und zwar nicht nur für die Teams, die wegen der teuren V6-Turbo-Hybride und immer neuen Technik-Regeln hohe Entwicklungskosten stemmen müssen, während die Einnahmen eher schrumpfen denn wachsen. Sondern auch für die GP-Veranstalter, deren Gebühren für die Ausrichtung der Formel-1-Rennen stetig steigen.
Die Probleme sind nicht neu, und so ist es zwar sehr bedauerlich, dass mit dem Manor-Team und dem GP in Silverstone gleich zwei Vertreter des britischen Motorsports vor dem Aus stehen, aber nicht verwunderlich. Das betont auch die Formel-1-Ikone Jackie Stewart. Der dreifache Weltmeister macht im zweiten Fall den Staat für die finanziellen Probleme verantwortlich, wie er in einem Interview mit dem «Northampton Chronicle & Echo» erklärt.
«Der Motorsport ist einer der grössten Industriezweige des Landes und die Formel 1 wird auf der ganzen Welt gezeigt. Dennoch wurde dieser Sport nie vom Staat unterstützt. Und nun riskieren wir, dass wir unser Motorsport-Erbe verlieren», warnt der 77-Jährige, und stellt klar: «Die Regierung geht davon aus, dass der Motorsport an sich profitabel ist und deshalb keine staatliche Unterstützung benötigt. Silverstone ist der Beweis, dass das nicht stimmt.»
Stewart zieht als Beispiel die Olympischen Spiele von 2012 heran, die in Grossbritannien durchgeführt wurden: «Das führte zu einer verstärkten Unterstützung von Athleten und bestimmten Sportarten. Als Folge davon haben wir 2016 mehr Goldmedaillen denn je geholt. Trotzdem wurde das im Motorsport nie gemacht – wir haben nur lokale Unterstützung von Regionen wie Northampton und Aylesbury bekommen.»
Und der 27-fache GP-Sieger wettert: «Australien, Italien, Frankreich, Malaysia und viele andere Länder unterstützen den Motorsport in ihrem Land mit staatlichen Mitteln. Nur Grossbritannien macht das nicht. Dabei wird die Formel 1 sehr viel öfter weltweit gezeigt als die Olympischen Sommerspiele, die nur alle vier Jahre für zwei Wochen über den Schirm gehen.»
«Die Motorsport-Industrie beschäftigt in diesem Land 143.000 Leute und er hat auch viel für den Tourismus in Grossbritannien gemacht», weiss Stewart. «Deshalb ist es in meinen Augen eine Tragödie. Wir haben einige junge Leute, die viel Potenzial mit sich bringen und genau wie Lewis Hamilton einst ihren Weg bis zum WM-Titel machen könnten. Doch ohne finanzielle Förderung werden sie vielleicht nie ihr volles Potenzial entfalten.»