Williams erwartet schnelle Entscheidung von Mercedes
Claire Williams: «Welches Team würde nicht gerne mit jemandem wie Paddy Lowe arbeiten?»
Es ist schon seit längerem kein Geheimnis mehr, dass Mercedes den Williams-Piloten Valtteri Bottas als Nachfolger von Nico Rosberg verpflichten will. Weil der Finne jedoch über einen gültigen Vertrag mit dem Rennstall aus Grove verfügt, musste Mercedes-Motorsportdirektor Toto Wolff hinter den Kulissen eifrig verhandeln. Und auch wenn die Gespräche abseits der Öffentlichkeit geführt wurden, waren die Bedingungen, die von Williams gestellt wurden, schnell klar.
Die Briten waren bereit, ihren Punkte-Garant ziehen zu lassen, wenn sich der soeben in Rente gegangene Routinier Felipe Massa zu einem einjährigen Comeback mit seinem bisherigen GP-Team überreden liesse. Offenbar ist das auch gelungen – Berichten zufolge soll die Rückkehr des Brasilianers mit einer Gage von sechs Millionen Euro vergoldet werden.
Die stellvertretende Teamchefin Claire Williams schweigt sich zu dieser Summe natürlich aus. Sie stellte im Rahmen eines Auftritts an der Autosport International Show aber klar: «Das Ganze zieht sich nun hin und ich glaube, jeder will in erster Linie wissen, wer Lewis Hamiltons neuer Teamkollege wird. Wir sind fast am Ziel und ich hoffe, dass wir in der kommenden Woche eine Entscheidung zu verkünden.»
Dass Bottas auf der Wunschliste von Wolff stehen würde, war der stellvertretenden Teamchefin von Anfang an klar. «Natürlich gingen wir nach dem Rücktritt von Nico Rosberg davon aus, dass sich Toto höchstwahrscheinlich melden würde», erklärt sie im Interview mit Sky Sports News. «Es ist eine grossartige Chance für Valtteri und er hat Williams in den letzten Jahren sehr viel gebracht. Wir haben auch immer gesagt, dass es das Richtige ist, ihn ziehen zu lassen, wenn wir das zu Bedingungen machen können, die für Williams positiv sind.»
«Denn das Interesse des Teams seht immer im Vordergrund», betont die 39-Jährige. «Deshalb bringt es auch nichts, einen Fahrer im Team zu halten, der eigentlich woanders sein will. Das braucht und will niemand. Es wäre nicht nett, ihm bei seiner Karriere im Weg zu stehen. Aber wie gesagt, es muss auch für Williams stimmen, und genau daran haben wir in den letzten sechs Wochen so hart gearbeitet.»
Über Massa sagt die Tochter von Namensgeber und Teamchef Frank Williams: «Felipes Herz gehörte immer dem Motorsport. Als wir ihn von Ferrari übernommen haben, meinten alle, dass seine Zeit schon vorbei sei. Aber er kam zu Williams und offenbar war das genau das Richtige für ihn, denn er blühte auf und war wie ausgewechselt.»
Und Claire Williams ist auch überzeugt, dass der 35-Jährige aus Sao Paulo nach 14 GP-Jahren immer noch topmotiviert ist: «Ich glaube nicht, dass er dem Motorsport den Rücken drehen wollte, den er sagte ja, dass er die Rennfahrerei nicht aufgeben wollte. Man darf auch nicht vergessen: Diese Jungs bestreiten seit ihrem sechsten Lebensjahr Rennen, der Motorsport liegt ihnen in den Genen, dafür sind sie geboren. Sollte Felipe zurückkommen, zweifle ich kein Bisschen an seinem Ehrgeiz. Wir würden auch nie einen Fahrer verpflichten, bei dem Zweifel bezüglich seiner Leistung bestehen.»
Die stellvertretende Teamchefin räumt auch unumwunden ein, dass sich ihr Team für den bisherigen Mercedes-Technikchef Paddy Lowe interessiert: «Für uns sind das zwei verschiedene Geschichten. Offensichtlich fehlt uns nach dem Abgang von Pat Symonds ein technischer Direktor, der uns dahin bringt, wo wir sein wollen, also an der Spitze der Rennen und der WM. Natürlich ist ein Profi wie Paddy nun, da er nicht mehr unter Vertrag ist, interessant für uns. Er hat mit unserem Team drei WM-Titel in Folge geholt. Natürlich steht er ganz oben auf unserer Liste, er wäre eine fantastische Ergänzung für unser Team. Bei uns hat er seine erste Formel-1-Erfahrung gesammelt und welches Team würde nicht gerne mit jemandem wie Paddy arbeiten?»