Racing-Raritäten: Dieser Ferrari braucht ein Red Bull
Aus dem Archiv unserer Partner der britischen Foto-Agentur LAT stellen wir bekanntlich jede Woche ein kleines Stück Motorsporthistorie vor. Das Vorgehen ist kinderleicht – sagen Sie uns, wer zu erkennen ist, wo und wann das Bild entstand (Beispiel: Jo Siffert, Monza, 1970) und gewinnen Sie mit etwas Glück einen kleinen Preis. Bitte Namen, Adresse, Geburtsjahr und Telefonnummer nicht vergessen. Schicken Sie Ihre Lösung an: mathias.brunner@speedweek.com. Einsendeschluss ist jeweils Sonntag der laufenden Woche, 24.00 Uhr.
Zur Auflösung der Vorwoche – wir sehen Jack Fairman mit seinem Ferguson P99-Climax im Schmuddelwetter von Aintree (England) 1961.
Jack Fairman hatte sich vor allem als Sportwagenfahrer einen Namen gemacht, so gewann er zusammen mit Stirling Moss 1959 auf dem Nürburgring für Aston Martin. Im Rahmen der Formel-1-WM bestritt er zwölf Grands Prix, in England 1956 wurde er Vierter, im gleichen Jahr Fünfter in Monza, das ergab immerhin WM-Rang 10.
Im britischen Grand Prix 1961 musste Fairman seinen Wagen aus dem Rennstall von Rob Walker an Moss abgeben, dessen eigener Renner war liegengeblieben. Weil Moss später in der Box unerlaubt angeschoben wurde, hatten die Rennkommissare keine andere Wahl – Disqualifikation. Damit war auch Fairman aus dem Rennen.
Der Engländer starb am 7. Februar 2002 im Alter von fast 89 Jahren. Am 2007 wurde in seinem Heimatort Horley (in der Grafschaft Surrey) ein Pub eröffnet, das seinen Namen trägt.
Die Wurzeln des Ferguson gehen auf Motorrad-Star Freddie Dixon zurück. Er wollte mit einem allradgetriebenen Auto den Geschwindigkeits-Weltrekord angreifen. Leider konnte er sein Projekt nie finanzieren. Auf der Suche nach Geld traf er Harry Ferguson, einen Traktoren-Hersteller. Zusammen mit einem weiteren Rennfahrer (Tony Rolt, 1953 Le-Mans-Sieger) wurde eine Forschungsfirma gegründet, die sich unter anderem um Allradantrieb kümmerte.
Ferguson klopfte an verschiedene Türen, doch kein Hersteller war interessiert. Worauf der Unternehmer kurzerhand selber einen GP-Renner baute. Aber die Formel 1 befand sich im Wandel, das Motorenreglement wurde umgestellt, von 2,5-Liter-Aggregaten auf 1,5-Liter-Motoren. Die kleineren, leichteren Triebwerke bedeuteten freilich: Der Vorteil des Vierrad-Antriebs war durch dessen Gewicht eliminiert. Zudem besass Ferguson nie die Mittel, um ein Team in der Formel-1-WM einzusetzen.
So gingen einige Jahre ins Land, bis BRM gegen Ende der 60er Jahre wieder mit Allrad-Antrieb von Ferguson zu experimentieren begann. Inzwischen fuhr fast die ganze Formel 1 mit dem Dreiliter-V8-Motor von Cosworth.
Auch Matra, Lotus und McLaren (sowie Cosworth selber mit einem eher unattraktiven rollenden Labor) befassten sich mit Vierrad-Antrieb. Ferguson freilich blieb der einzige Sieger, Stirling Moss beim nichts zur WM zählenden Formel-1-Rennen von Oulton Park 1961, denn über einen zweiten Rang eines Lotus 63 von Jochen Rindt (kurioserweise erneut im Gold-Cup) kam die neue Allradgeneration nie hinaus. Zumal die Probleme die gleichen geblieben waren – zu viel Gewicht, zu schwierig im Wagen unterzubringen, zu voluminös.
Enorme Fortschritte in der Reifenentwicklung sowie die Entdeckung von Flügeln zur Verbesserung der Traktion machten dem Vierrad-Antrieb in der Formel 1 dann den Garaus. Seit 1983 untersagt das F1-Reglement Allradler.
Den Siegeszug im Motorsport mussten andere antreten – Audi bewies Jahre später mit dem Quattro Vorsprung durch Technik.
Und was wurde aus dem P99? Er ermöglichte Peter Westbury den britischen Bergtitel 1964. Der Wagen steht heute im Ferguson-Familienmuseum aus der Insel Wight.
Nun zum neuen Rätsel: Eines ist klar – dieser Ferrari sollte so eigentlich nicht auf die Bahn gehen. Jetzt wäre ein Energy-Drink angesagt, schliesslich verleiht Red Bull Flügel. Der Fahrer war mit seinem Arbeitsgerät im Rahmen eines Formel-1-WM-Laufs nur einmal in dieser Art unterwegs. Ob die FIA-Regelhüter das heute erlauben würden?
Wer ist es? Wo und wann ist das Bild entstanden?
Viel Spass beim Rätseln und viel Glück!