Anthony Hamilton: «Die Formel 1 wäre in 5 Jahren tot»
Lewis und Anthony Hamilton
Vor kurzem fand die sogenannte Zoom statt – eine Gala, für welche Formel-1-Rennfahrer und –Teamchefs zur Kamera greifen. Ihre Fotos werden dann signiert und versteigert, zu Gunsten kranker Kinder. Im Rahmen dieser Veranstaltung hat das Nachrichtenmagazin Newsweek länger mit Anthony Hamilton gesprochen, dem Vater des dreifachen Formel-1-Champions Lewis Hamilton.
Hamilton senior sprach unter anderen darüber, wie sein Sohn die letzten Wochen und Monate verbracht hat: «Die Winterpause tut Lewis jeweils gut, dann kann er sich seinen Spielzeugen widmen, in den USA oder wo immer er sie alle untergebracht hat. Aber bei allem Vergnügen vergisst er sein Training nie, er achtet stets darauf, was er isst, im Grunde ist die Pause gar keine Pause.»
Zur kommenden Saison meint Hamilton senior: «Lewis wäre gerne weiter gegen Nico Rosberg gefahren. Die beiden kennen sich, seit sie Teenager gewesen sind, Nico hat Lewis immer angespornt. Das ist eine gute Rivalität. Aber im Mittelpunkt steht, den WM-Titel zurück zu gewinnen. Ob gegen Nico oder Valtteri Bottas, das ist letztlich egal.»
Als Hauptgegner erkennt Papa Hamilton «die gleichen Top-Fahrer wie im vergangenen Jahr. Richtig interessant wird es mit Bottas. Er hat bislang nicht gegen die besten Fahrer antreten können, und auch ich bin gespannt darauf, wie er sich schlagen wird. Wenn Red Bull Racing ein gutes Auto baut, dann ist mit Max Verstappen zu rechnen. Mit Daniel Ricciardo auch. Ich freue mich auch auf Sebastian Vettel und Fernando Alonso. Und darauf, ob Nico Hülkenberg dem Renault Beine machen kann.»
Zur Entmachtung von Bernie Ecclestone meint Anthony Hamilton: «Eine Schande, eine grosse Schande. Ich werde ihn vermissen. Wenn das wirklich so passiert, und eigentlich kann ich das noch immer nicht glauben, dann ist es eine Schande für den Sport. Er ist doch die Formel 1, nicht wahr?»
Und wie wird es weitergehen mit den neuen Grossaktionären aus den USA? Anthony Hamilton: «Ich hoffe, die neuen Grossaktionäre von Liberty Media nehmen sich die Zeit, das alles in Ruhe anzuschauen. Sie müssen Mittel und Wege finden, wie neue Fans zu den Rennen kommen. Es sollte nicht darum gehen, dass die Formel 1 dorthin zieht, wo am meisten Geld geboten wird. Es sollte darum gehen, wieviele Menschen zum Grand Prix kämen, wenn die Formel 1 dort antreten würde. Eine neue Herangehensweise ist vonnöten. Aber am wichtigsten ist es, dass die Kosten sinken – du musst die Sitze füllen. Mehr Fans am Rennort, das bedeutet automatisch mehr Fans zuhause vor den TV-Schirmen.»
«Und wir brauchen wirklich die besten Fahrer in diesen Autos. Nicht nur Fahrer, mit mit fettem Budget von Mammi und Pappi daherkommen. Wenn wir dem erliegen, dann ist die Formel 1 in fünf Jahren tot.»
Für Anthony Hamilton ist auch ganz wichtig, dass den Piloten erlaubt wird, eine Persönlichkeit zu sein. «Lewis ist ein Rebell, er ist nicht nur ein Rennfahrer, er ist ein Superstar. Flavio Briatore hat das vor kurzem auch gesagt – er meinte, Lewis sei für die Formel 1 ein Geschenk, weil er Grenzen überschreite. Er ist nicht nur ein Racer, er bewegt sich in der Filmwelt, in der Musikbranche. Er bringt viele neue Menschen zum Sport. Welcher andere Pilot macht das schon? Keiner. Die meisten von denen sagen nur (mit sonorer Stimme): „Ich-bin-ein-Rennfahrer. Ich-bin-hier-um-Rennen-zu-fahren.“ Na dann vielen Dank! In diesem Geschäft brauchst du doch Typen. Wir sind hier in der Unterhaltung. Zur Ära von Stirling Moss waren es Typen. Rennfahrer inspirierten früher Musiker und Filmstars. Heute ist es umgekehrt. Die Rennfahrer gehen sich einen Star im Kino anschauen. Aber welche Filmstars kommen, um einen Rennfahrer zu sehen?»