Formel 1: «Dumme Regel half Verstappen»

Formel 1: 300 Elefanten auf dem Weg nach Melbourne

Von Mathias Brunner
Die Formel 1 geht auf Reisen

Die Formel 1 geht auf Reisen

​Die Formel 1 ist nicht nur der spektakulärste Wanderzirkus der Welt, sie ist auch hinter den Kulissen die Nummer 1, in Sachen Logistik. Die Arbeit ist durch die neuen Rennwagen noch komplizierter geworden.

In den Rennwagenwerken brennen derzeit auch nachts die Lichter: Die Teams arbeiten fieberhaft an der Fertigstellung der 2017er Autos, ab 21. Februar (Renault in London) wird präsentiert, am 27. Februar (auf dem Circuit de Barcelona-Catalunya) beginnen die Wintertests. Kurios: Während die mächtigen Renntransporter der zehn Teams noch nicht mal den Weg nach Katalonien unter die Räder genommen haben, schaukelt ein Teil des Formel-1-Materials bereits Richtung Australien. Die Teams transportieren einen erheblichen Teil des Materials jeweils mit Seefracht zu den Übersee-GP. Wir sprechen hier von allem, was nicht bis kurz vor dem Einsatz benötigt wird: Kleidung, Boxeneinrichtung, Lebensmittel, Kraftstoff, Telekommunikationsgeräte und so fort. In 44 Tagen beginnt in Melbourne das erste freie Training zum Australien-GP.

Formel-1-Logistiker DHL und die Fachleute der GP-Rennställe arbeiten dabei mit sechs Grossraum-Frachtjets, mehr als ein Dutzend Sattelschlepper bringen das Material dann am Zielort vom Flughafen zur Rennstrecke. In Spezial-Containern befinden sich 20 Wagen und rund 60 Tonnen weiteres Material. Das wäre in Sachen Gewicht ungefähr so, als würden 300 Elefanten auf die Reise gehen.

Die Formel 1 fliegt nicht in 80 Tagen um die Welt wie die Romanfiguren im Buch von Jules Verne. Das kann der Grand-Prix-Tross schneller. Im Juni 2016 verpackten die fleissigen Mechaniker bis in die Nacht auf Montag ihr ganzes Material, keine 48 Stunden später war die Box im fernen Baku (Aserbaidschan) schon fast fertig eingerichtet.

Gerrard O’Reilly, Team-Koordinator von Red Bull Racing, verrät: «Mehr als 20.000 Teile umfasst das Equipment eines Rennteams. Und wir müssen zu jedem Zeitpunkt wissen, wo sich was befindet.» Dann grinst er: «Nichts geht jemals verloren – es wird höchstens verlegt.»

Die grösste logistische Herausforderung stellt der Glamour-GP von Monaco dar. Im Hafenstädtchen ist die Platznot das grösste Problem der Teams. O’Reilly sagt aber auch: «Man muss ausserhalb der Norm denken, das macht es auch interessant. Wir versuchen unser Konzept jeweils von Jahr zu Jahr zu verbessern. Es ist schon eine beachtliche Leistung, die man gut erkennt, wenn man mal ausserhalb des Rennwochenendes im Hafenbecken steht. Da fragt man sich dann: Wie zum Teufel haben die das alles da reinbekommen?»

Für 2017 ist die Aufgabe von O’Reilly noch komplexer geworden, ohne dass die meisten Zuschauer etwas davon mitkriegen. Denn die neue Formel 1 – andere Flügel, grössere Räder – hat auch die Transportkosten verschärft. Ganz zu schweigen davon, dass in den Werken die Renntransporter angepasst werden müssen, um die breiteren Autos zu den europäischen Pisten zu bringen.

Die meisten Rennställe arbeiten für 2017 mit komplett neuen Transportkisten, anderen Behältern für die Räder, neuen Rollwagen für die Arbeit vor Ort wie den Transport der Pirelli an den GP-Schauplätzen. Breitere Autos, das bedeutet auch weniger Platz in der Box für die Mechaniker. Also haben sich die Teams bei der Einrichtung der Boxenanlagen noch klugere Lösungen ausgedacht. Neu natürlich auch alle Messgeräte der Rennställe um sicherzustellen, dass ihre Autos von den Dimensionen her den FIA-Anforderungen entsprechen.

Über Geld redet in der Formel 1 keiner. Aber die ganzen Anpassungen der zehn GP-Teams sind addiert im hohen zweistelligen Millionenbereich anzusiedeln. Die neue Formel 1 soll die Schnellste aller Zeiten werden. Gut möglich, dass sie auch die Teuerste ist.

Die wichtigsten Termine 2017

Präsentation oder Roll-Out
21. Februar: Renault in London
22. Februar: Force India in Silverstone
22. Februar: Sauber in Barcelona
23. Februar: Mercedes in Silverstone
24. Februar: Ferrari in Fiorano
24. Februar: McLaren-Honda in Woking
25. Februar: Haas in Barcelona
26. Februar: Toro Rosso in Barcelona

Pirelli-Tests
9./10. Februar: Ferrari in Fiorano

Wintertests
27. Februar bis 2. März: Barcelona
7. bis 10. März: Barcelona

Tests innerhalb und nach der Saison
18./19. April: Bahrain
1./2. August: Budapest
28./29. November: Abu Dhabi

Formel-1-WM 2017
26. März: Australien (Melbourne)
9. April: China (Shanghai)
16. April: Bahrain (Sakhir)
30. April: Russland (Sotschi)
14. Mai: Spanien (Barcelona)
28. Mai: Monaco (Monte Carlo)
11. Juni: Kanada (Montreal)
25. Juni: Aserbaidschan (Baku)
9. Juli: Österreich (Spielberg)
16. Juli: Grossbritannien (Silverstone)
30. Juli: Ungarn (Budapest)
27. August: Belgien (Spa-Francorchamps)
3. September: Italien (Monza)
17. September: Singapur
1. Oktober: Malaysia (Sepang)
8. Oktober: Japan (Suzuka)
22. Oktober: USA (Austin)
29. Oktober: Mexiko (Mexiko-Stadt)
12. November: Brasilien (São Paulo) *
26. November: Abu Dhabi (Insel Yas)
* Finanzierung nicht gesichert, daher provisorisch

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