Neues Rätsel Racing-Raritäten: Grau ist alle Theorie
Aus dem Archiv unserer Partner der britischen Foto-Agentur LAT stellen wir jede Woche ein kleines Stück Motorsporthistorie vor. Das Vorgehen ist kinderleicht – sagen Sie uns, wer zu erkennen ist, wo und wann das Bild entstand (Beispiel: Jo Siffert, Monza, 1970) und gewinnen Sie mit etwas Glück einen kleinen Preis. Bitte Name, Adresse, Geburtsjahr und Telefonnummer nicht vergessen. Schicken Sie Ihre Lösung an: mathias.brunner@speedweek.com. Einsendeschluss ist jeweils Sonntag der laufenden Woche, 24.00 Uhr.
Zur Auflösung der Vorwoche – wir hatten geschrieben: «Beim Bildhintergrund gilt es schon sehr genau hinzugucken. Immer ein guter Wegweiser ist der Helm des Piloten, und den richtigen Rennwagenhersteller zu finden, ist keine unüberwindliche Hürde. Apropos Fahrer: Die Zuschauer freuten sich damals, den Piloten beim Ringen mit ihren Boliden zuschauen zu können. Nachteil: Die Knautschzone des Fahrers war er selber. Wenn überhaupt, dann gab es höchstens einen Beckengurt, Unfälle gingen selten glimpflich aus.»
Fangen wir beim Rennwagen an – das «cavallino rampante» auf gelbem Grund als Emblem auf einem roten Auto, klar, das war ein Ferrari. Um genau zu sein, handelte es sich um einen Ferrari 555 Supersqualo. Der leuchtend gelbe Helm gehörte als Nationalfarbe seiner Heimat Belgien zu Paul Frère. Wir haben ihn deshalb für das Rätsel deshalb ausgewählt, weil der Rennfahrer und Journalist in Personalunion am 30. Januar 1917 geboren wurde. Frère ist auf unserem Foto beim Heim-GP von Belgien 1955 zu sehen, er wurde hervorragender Vierter.
Paul Frère wurde zu einem der wenigen Automobil-Journalisten, die es zu Weltruhm brachten. Als Kind schon verschlang er jede Autozeitschrift, sein Onkel nahm ihn nach Spa-Francorchamps mit, damit war das Fundament für eine lebenslange Leidenschaft gegossen.
Wie kein Zweiter verband Frère seine journalistische Arbeit mit der Rennerei. Er bestritt neben zahllosen Langstreckenrennen elf Formel-1-WM-Läufe, als Ferrari-Werksfahrer wurde er beim Heimrennen 1956 nur von seinem Stallgefährten Peter Collins geschlagen.
1955 und 1959 wurde er in Le Mans jeweils Zweiter, 1960 gewann er, erneut als Ferrari-Werkspilot, an der Seite seines Landsmannes Olivier Gendebien. Danach zog er sich aus dem Spitzenmotorsport zurück.
Einen Vollzeitjob als Rennfahrer wollte er nie haben – wegen Frau und Familie. Bis ins hohe Alter war Frère als Journalist tätig, seine Artikel und Fachbücher wurden millionenfach gelesen. Noch mit 87 drehte er mit jenem Audi Rennwagen Runden, der in Le Mans gewann. Mit 89 hatte er auf dem Nürburgring mit einem neuen Civic Type R einen schweren Unfall, von dessen Folgen er sich nie wieder komplett erholte. Frère starb im Alter von 91 Jahren am 23. Februar 2008 im südfranzösischen Saint-Paul-de-Vence. Im September 2008 wurde die zweite Stavelot-Kurve von Spa-Francorchamps umbenannt in «Curve Paul Frère».
Auf die Frage, wie er trotz seines Alters so bewundernswert fit sein konnte, sagte er einmal: «Mich hält die Leidenschaft für das Auto jung. Und regelmässig 500 Meter Schwimmen in meinem Pool, das hilft auch.»
Für das neue Rätsel von dieser Woche gilt: Aha, schmale Profilreifen, ein Überrollbügel, der wohl eher Alibiübung ist, die simple Boxenanlage – wir sind ganz offenbar in den frühen 60er Jahren. Dazu ein richtiges Sauwetter in regnerischem Grau. Das dürften schon mal wichtige Anhaltspunkte sein, um auf die korrekte Lösung zu kommen.
Kleiner Tipp: Abgebildet ist eines der ungewöhnlichsten Autos, das im Rahmen der Formel-1-WM unterwegs war, das theoretisch bei diesem Grauschmuddelwetter prima hätten aussehen müssen. Aber wer sitzt am Lenkrad? Wo und wann ist das Foto entstanden?
Wir wünschen Ihnen viel Spass beim Rätseln!