Formel 1 2017: Das jüngste Startfeld aller Zeiten!
Mit Max Verstappen hatte der Autoverband FIA die Faxen dicke. Als Red Bull bestätigte, dass der Niederländer als 17-Jähriger im Albert-Park von Melbourne (Australien) sein Formel-1-Debüt geben würde, da war der Aufschrei gross. Schwarzmaler prophezeihten, dass der junge Max sich und die anderen Piloten in Gefahr bringen würde, er habe viel zu wenig Erfahrung und so weiter und so fort, wir kannten diese Argumente alle bereits aus der Saison 2001, als Teamgründer Peter Sauber den jungen Finnen nach exakt 23 Autorennen in Australien zum Grand Prix schickte. Der damalige FIA-Präsident Max Mosley gab Räikkönen nur eine Fahrerlaubnis auf Bewährung!
Sowohl bei Kimi als auch bei Max musste sich letztlich niemand Sorgen machen: Beide gewöhnten sich dank ihres Ausnahmetalents ans Formel-1-Rennfahren wie ein Fisch ans Schwimmen, die Kritiker verstummten ziemlich schnell.
Ein Teamchef sagte mir jedoch im Herbst 2014, als klar war, dass Max Verstappen mit 17 Formel-1-Rennen fahren würde: «Die FIA muss jetzt einschreiten. Denn selbst wenn das Talent von Verstappen unbestritten ist, müssen wir uns die Frage stellen – wo führt das hin? Konsequent weitergedacht würden wir eines Tages die Situation haben, dass ein junger Pilot vom Kart direkt ins GP-Auto hüpft. Das darf nicht sein.»
Das sahen die Regelhüter des Automobilweltverbands auch so: Sie führten ein komplexes Punktesystem ein zum Erlangen des Formel-1-Führerscheins namens Superlizenz. Und sie schreiben inzwischen ein Mindestalter von 18 Jahren vor. Max Verstappen wird seinen Rekord von Melbourne 2015 (ein Grand Prix im Alter von 17 Jahren und 166 Tagen) behalten.
In Sachen Alter hat sich die Formel 1 seit der motorsportlichen Steinzeit in den 50er Jahren komplett gewandelt. Die Sieger der ersten Jahre – Juan Manuel Fangio, Giuseppe Farina, Alberto Ascari – waren alles gestandene Mannsbilder, als sie Rennen und Titel gewannen. Farina wurde mit 44 der erste Formel-1-Champion, Juan Manuel Fangio eroberte seinen letzten GP-Triumph mit 47. Und der unverwüstliche Louis Chiron nahm am 1955er Monaco-GP als 55-Jähriger teil! Drei Jahre danach verpasste er die Qualifikation zu seinem Heim-GP in Monte Carlo mit rüstigen 58 Jahren nur knapp.
Als der Neuseeländer Bruce McLaren – ausgerechnet auf der Nordschleife des Nürburgrings – 1958 sein GP-Debüt gab, war er zarte 20 Jahre alt, das war damals eine Sensation. Als er sich in Sebring 1959 dann zum jüngsten GP-Sieger machte, stellte er einen Rekord auf, den erst Fernando Alonso 2003 brechen sollte!
McLaren war eine Ausnahme, der Schnitt im Fahrerfeld pendelte sich in den meisten Saisons von den 60er Jahren bis in die 90er bei rund 32 Jahren ein.
Verblüffend: 2017 haben wir nur fünf Fahrer am Start, die 30 oder älter sind – Kimi Räikkönen ist nicht mehr der fragwürdige Rookie, sondern inzwischen der älteste Mann im Feld, mit 37 Jahren. Felipe Massa und Fernando Alonso sind 35, Lewis Hamilton ist auch schon 32, Romain Grosjean wurde 2016 30. Hätte Massa nicht den Rücktritt vom Rücktritt erklärt, wäre der Schnitt sogar noch niedriger als die heutigen 26,5 Jahre! Und wir hätten nur noch vier Fahrer über 30 im Feld.
Einen grossen Verdienst am sinkenden Schnitt hat die Nachwuchsschule von Red Bull: Sebastian Vettel, Sébastien Buemi, Jaime Alguersuari, Daniil Kvyat, Max Verstappen, Carlos Sainz, sie alle kamen sehr jung in die Formel 1.
Das Formel-1-Feld 2017 nach Alter
37 Jahre
Kimi Räikkönen (FIN)
35
Fernando Alonso (E) und Felipe Massa (BR)
32
Lewis Hamilton (GB)
30
Romain Grosjean (F)
29
Sebastian Vettel (D) und Nico Hülkenberg (D)
27
Sergio Pérez (MEX), Daniel Ricciardo (AUS) und Valtteri Bottas (FIN)
26
Jolyon Palmer (GB) und Marcus Ericsson (S)
24
Stoffel Vandoorne (B) und Kevin Magnussen (DK)
22
Daniil Kvyat (RU), Carlos Sainz (E) und Pascal Wehrlein (D)
20
Esteban Ocon (F)
19
Max Verstappen (NL)
18
Lance Stroll (CDN)
Durchschnitt 2017: 26,5 Jahre