Sebastian Vettel: Ferrari-Test mit Pirelli in Fiorano
Sebastian Vettel an der Arbeit
Erster Einsatz von Sebastian Vettel vor einer Saison, die Ferrari zurück auf die Siegerstrasse bringen soll: Der letzte Sieg des Heppenheimers geht auf Singapur 2015 zurück, das Grand-Prix-Jahr 2016 verlief ohne Triumph für den berühmtesten Rennstall der Welt.
Heute Donnerstag, 9. Februar bewegt der 42fache GP-Sieger auf der Ferrari-Teststrecke Fiorano den 2015er Wagen, ausgerüstet mit neuen Regenreifen von Pirelli. Am 10. Februar ist dann die Reihe an Ersatzfahrer Antonio Giovinazzi. Ein Einsatz von Kimi Räikkönen ist bislang nicht vorgesehen.
Der Zweitagestest von Ferrari und Pirelli ist eine direkte Folge der Vorkommnisse beim Regen-GP von Brasilien im vergangenen November. Fahrer wie Kimi Räikkönen und Romain Grosjean hatten die Regenreifen des Mailänder Formel-1-Alleinausrüsters hart kritisiert. Pirelli bat daraufhin die FIA um mehr Testtage mit Profilwalzen.
Derzeit verhandelt Pirelli mit verschiedenen Rennställen über weitere gemeinsame Testeinsätze. Die 2017er Breitreifen wurden während der Saison 2016 zusammen mit Ferrari, Mercedes-Benz und Red Bull Racing entwickelt. Pirelli-Rennchef Paul Hembery hat vor kurzem erklärt, dass sich für die Testarbeit 2017 sieben Rennställe angeboten haben. Denn die Formel-1-Kommission erlaubt den Reifen-Profis in diesem Jahr insgesamt 25 Tage, an denen sie trotz Testverbot auf die Strecke dürfen, um ihre Mischungen zu verbessern.
Es fällt bei den Reifentests auf, wie sich Sebastian Vettel immer wieder für die Arbeit anbietet. Gemäss des früheren Ferrari- und McLaren-Piloten Stefan Johansson ist das ein sehr kluges Vorgehen: «Ich bin fest davon überzeugt, dass ihm das für die kommende Saison einen Vorteil einbringt. Mit jedem Lauf wirst du als Rennfahrer ein Stückchen schlauer. Die Arbeit wird sich für den Deutschen auszahlen. Ich habe selber früher unzählige Reifentests gefahren und weiss, wovon ich rede.»
«Ich glaube auch, dass die Pirelli-Leute es überaus schätzen, wenn ein Star wie Vettel am Lenkrad sitzt. Denn nur dann erhalten die Ingenieure so viele Informationen wie sie sich erhoffen. Die Aussagen der Fahrer fliessen dann wieder in die nächste Generation der Reifen. Kein Element am Rennwagen ist so wichtig wie der Reifen. Wenn Vettel mit seinen Eindrücken dazu beiträgt, dass die 2017er Reifen eher seinem Fahrstil entsprechen, wenn er sich mit diesen Walzen dann komplett wohl fühlt, so kann er von Anfang an voll attackieren. Wenn die anderen noch dabei sind, sich an die Reifen zu gewöhnen.»
«Ich finde es sehr clever von Vettel, sich da so einzubringen. Und sehr dumm von den anderen Top-Piloten, das nicht zu tun. Das war doch genau einer der Gründe, wieso damals Michael Schumacher mit Ferrari so überlegen war – die unermüdliche Arbeit mit den Reifen. Er nutzte wirklich jede Gelegenheit, Reifen zu testen.»
«Ich kann mich daran erinnern, dass mir die Ferrari-Jungs erzählten: „Wenn wir ein paar Tage frei hatten, dann klingelte garantiert schon bald das Telefon, und Michael Schumacher meinte – gibt es nichts zu testen?“ Oder er hat gleich vorgeschlagen, was man alles ausprobieren könnte. Das war natürlich jene Zeit, in welcher es keine Testbeschränkungen gab, die Teams konnten Tag und Nacht testen, wenn sie das wollten.»
«Viele Rennställe taten sich damals mit den japanischen Bridgestone schwer. Selbst einige Stallgefährten von Michael kamen mit diesen Reifen nicht zurecht. Das lag nur daran, dass Schumacher die Reifen mit seiner Arbeit gewissermassen auf sich selber massgeschneidert hat. Sie passten perfekt zu seinem Fahrstil. Und genau solche Vorteile musst du dir als Rennfahrer herausarbeiten.»