Eric Boullier: Kunde von Mercedes ist chancenlos
Die McLaren-Honda-Entscheidungsträger stossen auf den MCL32 an
Hasegawa-san, wir hören von Renault und Mercedes von grossen Fortschritten. Was lässt sich da über Honda sagen?
Ich höre auch, die hätten einen guten Job gemacht. Das ist sehr unglücklich für uns! (Lacht.) Wir wollen einen guten Schritt vorwärts machen, wir trauen uns das zu. Daher muss das Ziel sein, die Lücke zu Mercedes zu schliessen. Ich glaube, wir sind vom Layout her in diesem Jahr nicht anders als die anderen Motorenhersteller. Ich kann nur sagen: Wir haben sehr viel gelernt in den letzten zwei Jahren, nun geht es darum, diese Lehren umzusetzen.
Hasegawa-san, wie neu ist der neue Motor?
Mehr als 90 Prozent, aber ich habe sie nicht gezählt! (Lacht.) Klar ist jeder Wechsel immer auch ein Risiko, das gilt auch für uns. Aber wir wollten eine neue Richtung einschlagen, um mehr Entwicklungspotenzial zu haben. Du bist vom Reglement her noch immer beschränkt, etwa beim Zylinderöffnungswinkel. Du kannst also nicht alles neu machen.
Eric, was lässt sich zur Integration von Honda sagen?
Ich glaube, wir arbeiten da nicht anders als andere Teams. Auch wenn viele Techniker in Japan sitzen: Die Kommunikation ist sehr eng. Wir haben ständig Videokonferenzen, wir sind online verbunden. Dazu arbeiten viele Honda-Techniker bei uns in England.
Eric, es ist kein Geheimnis, dass die letzten Jahre steinig waren. Wo ist der Ausweg?
Manchmal ist ein Schritt zurück wichtig, um einen neuen Weg einzuschlagen. Du musst mit einem Autohersteller arbeiten, um Weltmeister zu werden. Als Mercedes-Kunde wirst du nicht Weltmeister. Wir wussten, dass es eine Weile dauern würde, mit Honda auf Tempo zu kommen. Wir sind dabei agiler geworden als Team. Aber du musst dir auch realistische Ziele setzen. Wir haben ein neues Reglement, das sehen wir als Chance. Aber es liegt in der Natur der Formel 1, dass Dinge nicht über Nacht passieren.
Aber die Motoren für Werksteams und Kunden sind doch die gleichen, Eric, nicht wahr?
Ja, das ist wahr. Aber es geht um Vorgänge wie: Als Kunde stellen sie dir eine Box hin, da ist der Motor drin. Wenn du aber den Motorenpartner bittest, den Turbo woanders hinzubauen, dann kann das ein Werkspartner. Als Kunde musst du eine solche Bitte überhaupt nicht vorbringen.
Habt ihr eure internen Ziele für 2017 erreicht?
Hasegawa: Schwer zu sagen. Wir wollen nichts versprechen. Wir sagen nur – wir werden die Lücke zur Spitze verringern.
Boullier: Für die Rennstrecke wollen wir keine Ankündigungen machen. Die Daten besagen, dass wir unsere internen Ziele sehr wohl erreicht haben. Aber so uns das gemessen an der Konkurrenz hinführt, das kann keiner sagen.
Eric, Zak Brown meinte, es gebe 2017 keine Budgetsorgen. Was kannst du dazu sagen?
Wir haben gewiss nicht die Mittel von Mercedes-Benz oder Red Bull Racing. Aber wir sind wie erwähnt agil, das heisst, wir nutzen die Mittel, die wir zur Verfügung haben, weise und effizient. Es geht nicht darum, möglichst viele Kleber auf dem Wagen zu haben. Es geht darum, wieviel die bezahlen und wie du diese Mittel nutzt.
Eric, wer ist dritter Fahrer?
Es ist Jenson Button, wie das geplant war. Er wird zu fast allen Rennen kommen, er wird regelmässig im Simulator sitzen, er ist zudem Botschafter des Rennstalls.
Eric, ihr habt in den letzten zwei Jahren das Chassis Schritt um Schritt verbessert. Ist das alles vergeblich wegen des neuen Reglements?
Nein, wir haben viel gelernt, das uns auch 2017 nützt. Wir haben schon in den letzten Jahren eher darauf geachtet, dass wir einen Wagen haben, der in den Kurven schnell ist, nicht auf den Geraden. Und das gilt besonders für die 2017er Wagen. Wir haben bei dieser Arbeit sehr viel gelernt, das für die neuen Regeln sehr nützlich sind. Daher traue ich uns zu, dass wir die Lücke zu den beiden besten Rennställe verringern können.